Amerikaner: Trump-Kabinett vertritt eher Reiche, Unternehmer nicht Teil des Establishments

Dezember 19, 2016, 5:05 nachm. GMT+0

Doppelter Bruch: Zur Wahl Donald Trumps durch das Electoral College zeigen sich die Amerikaner gespalten, welche Interessen im Kabinett des neuen US-Präsidenten vertreten werden und wer eigentlich zum Establishment gehört.

Es war eines der beherrschenden Themen der US-Wahl: Protest gegen das Establishment und die Tatsache, dass die erfahrene Berufspolitikerin Hillary Clinton als Teil des Establishment gesehen wurde, und der langjährige Geschäftsmann Donald Trump offenbar nicht. Aktuelle YouGov-Umfragedaten aus den USA zeigen, dass die Frage wer eher für das „Establishment“ steht die USA entlang der Parteilinien, zwischen rechts und links spaltet.

Insgesamt denkt eine knappe Mehrheit von einem Drittel der Amerikaner (34 Prozent), dass reiche Unternehmer mehr für das Establishment stehen. Etwas weniger assoziieren hiermit eher die Berufspolitiker des Landes.

Der Grund für diese knappe Mehrheit ist aber hauptsächlich die Meinung der Anhänger der Demokraten. Denn sowohl die „Independents“ – Wechselwähler, die mal demokratisch und mal republikanisch wählen - als auch die Anhänger der Republikaner sehen eher die Berufspolitiker aus Washington als Sinnbild für „Das Establishment“. Drei von vier Unabhängigen sehen zwar eher reicher Unternehmer als Verkörperung des Establishments, doch 40 Prozent zählen gewählte Politiker zu dieser Gruppe. Bei den Republikanern sind sogar mehr als doppelt so viele dieser Meinung (46 zu 20 Prozent).

Doch auch wenn Geschäftsmänner wie Donald Trump von vielen Amerikanern eher nicht als Teil des „Establishments“ wahrgenommen werden, zeigt die jüngste Umfrage von YouGov und der britischen Tageszeitung The Economist einen weiteren Bruch, in dem Fall zwischen Trump-Wählern und der Nation als Ganzem.

In den letzten Tagen und Wochen ist immer mehr bekannt geworden über das Kabinett des neuen US-Präsidenten, etwa seine Vorliebe für Generäle, Geschäftsmänner und Banker. Offenbar hat das Eindruck bei den Amerikanern hinterlassen.

Sie sagen es gibt zwei Gruppen, für deren Sorgen und Nöte der neue Präsident zu offen ist: Reiche und Banker. 45 Prozent der Amerikaner sagen, dass Donald Trumps Regierungsmannschaft zu sehr den Reichen des Landes zugewandt ist und 35 Prozent, sagen dasselbe über die Behandlung von Banken durch das Trump-Lager.

Im Gegenteil dazu sagen die Amerikaner, dass Trump sich zu wenig um die Mittelschicht, um arme Menschen, um die Inhaber kleiner Geschäfte, Arbeitnehmer und ganz normale Amerikaner kümmert. Jeweils 40% und mehr denken so. Die CBS Umfrage-Expertin und YouGov-Analystin Kathy Frankovic bemerkt dazu, dass die Umfrage noch vor der Ernennung von vom Exxon-Mobile Chef Rex Tillerson zum Außenminister und dem ehemaligen Gouverneur von Texas Rick Perry zum Energieminister erfolgt ist.

Doch bei den Trump-Wählern gibt es diese Wahrnehmung einer Bevorzugung von Reichen und Banken nicht, eher das Gegenteil. Eine große Mehrheit der Unterstützer des milliardenschweren Politikers sagt, dass Trump den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen das „genau richtige“ Maß an Beachtung schenkt.

Rund drei Viertel der Trump-Wähler denken sogar, dass ihr neuer Präsident eher den Problemen von Inhabern kleiner Geschäfte (73 Prozent), der Mittelschicht (74 Prozent) und der Arbeiterklasse (75 Prozent) das genau richtige Maß an Aufmerksamkeit schenkt.

Offenbar gibt es also noch viel Vorschuss-Vertrauen von den Trump-Unterstützern gegenüber dem neugewählten Präsident.

Die von einigen Beobachtern direkt nach der Wahl vorhergesagte Enttäuschung der weißen Arbeiterklasse durch eine wirtschaftsfreundliche Politik Trumps ist bisher nicht eingetreten. Nur 15 beziehungsweise 13 Prozent der Trump-Wähler denken, dass Trumps Team zu sehr die Interessen der Reichen und der Wall Street vertritt. Doch immerhin sind diese Zahlen mehr als doppelt so hoch wie bei allen anderen Gruppen – nur jeweils 4 Prozent der Trump-Wähler glauben, dass das Kabinett von „The Donald“ den Sorgen der Armen und der Arbeiterklasse zu viel Aufmerksamkeit schenkt. Der Vergleich zeigt: Es gibt erste zarte Anzeichen für eine Enttäuschung der Trump-Wähler.

Andererseits ist für viele Amerikaner offenbar bereits jetzt relativ klar, dass die Regierung-Trump eine der Reichen und der Wall Street sein wird.

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Foto: DIANE BONDAREFF/AP/Press Association Images