Die Deutschen haben mehr Angst als vor gut einem Jahr. Vor allem Frauen machen sich Sorgen - aber auch Menschen mit Migrationshintergrund.
Viele Menschen reagieren auf die Gewalt am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht mit Angst. Touristen hätten bereits geplante Reisen in die Rheinmetropole storniert, heißt es. Und in Zeitungen und Fernsehen werden regelmäßig Menschen – vor allem Frauen – zitiert, die von Angst als ständigem Begleiter sprechen.
Auch eine aktuelle YouGov-Umfrage legt nahe, dass die Deutschen in verschiedenen Situationen mehr Angst haben als früher. Dabei wurden die Befragten – wie schon einmal im Oktober 2014 – gebeten, anzugeben, in welchen Situationen Sie Angst haben. Und insbesondere in jenen Situationen, die in mehr oder minder direkten Zusammenhang mit der Silvesternacht in Verbindung zu bringen sind, fühlen sich die Deutschen deutlich unwohler als noch vor gut einem Jahr.
So sagt jetzt mehr als die Hälfte der Deutschen (56 Prozent), sie hätte Angst, alleine im Dunkeln durch die Stadt zu gehen. In der ersten Umfrage hatten dies nur 41 Prozent der Deutschen angegeben. Und auch die Angst, wenn jemand allein auf eine Gruppe fremdländisch aussehender Menschen trifft, ist deutlich gestiegen – von 36 auf 56 Prozent.
Zwar halten viele Kommentatoren und auch Wissenschaftler solche Gefühle für durchaus verständlich. Viele warnen aber auch, sich von den Ängsten leiten zu lassen. Denn, so der Angstforscher Bodo Bandelow in einem Interview mit dem Fernsehsender n-tv: „Die Xenophobie wird von den Demagogen schamlos ausgenutzt.“
Dazu kommt: Nicht nur Männer und Frauen, deren Vorfahren auch schon in Deutschland gelebt haben, machen sich mehr Sorgen als vorher. Auch bei Menschen mit Migrationshintergrund wächst die Angst - wohl vor allem, seit rechtsextreme Bürgerwehren Jagd auf Ausländer machen. Sagten im Oktober 2014 noch nur 38 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund, sie hätten Angst, wenn Sie alleine im Dunkeln unterwegs sind, tun dies jetzt schon 56 Prozent.
Gibt es „rechtsfreie Räume“?
Nicht erst nach der Silvesternacht wird in der Politik wiederholt, es dürfe keine „rechtsfreien Räume“ geben, an denen selbst die Polizei machtlos ist. Nach Ansicht der Mehrheit der Deutschen gibt es sie allerdings. Der Aussage „In manche Stadtviertel in Deutschland gehe ich nicht, weil man sich dort nicht einmal auf die Polizei verlassen kann“ stimmen 53 Prozent der Deutschen zu. Im Herbst 2014 hatten dies noch 42 Prozent getan.
Auch eine zweite YouGov-Umfrage, in der es um die Sicherheit an öffentlichen Orten wie Bahnhöfen und in Innenstädten ging, ergab in dieser Woche, dass viele Deutsche - insbesondere Frauen - sich dort unsicher fühlen.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1161 Personen im Zeitraum vom 8. bis 11. Januar 2016 repräsentativ befragt.