Über die Frage, ob Deutschland mehr Flüchtlinge aufnehmen sollte, sind die Deutschen allerdings genauso uneins wie darüber, ob Angela Merkel mit ihrem "Wir schaffen das" Recht hat.
Mehr als 10.000 Flüchtlinge, die zuvor in der ungarischen Hauptstadt Budapest festsaßen, sind alleine am Wochenende in München angekommen. Während die internationale Presse die Hilfsbereitschaft der deutschen Bevölkerung loben, mahnt insbesondere die CSU, dass die Einreiseerlaubnis eine "falsche Entscheidung des Bundes" sei.
Ob Deutschland mehr Flüchtlinge und andere Asylsuchende aufnehmen sollte, darüber herrscht in der Bevölkerung allerdings nach wie vor Uneinigkeit - genauso wie über Angela Merkels Satz "Wir schaffen das". Aber immerhin jeder fünfte Deutsche wäre grundsätzlich bereit, einen Flüchtling bei sich zu Hause aufzunehmen. Das ergaben zwei aktuelle YouGov-Umfragen, die beide in der vergangenen Woche durchgeführt wurden.
Demnach ist jeder dritte Deutsche (33 Prozent) der Meinung, Deutschland könnte noch viele oder wenige zusätzliche Asylsuchende aufnehmen, 43 Prozent sagen, die Zahl sei schon jetzt zu hoch. In dieser Frage, die im Februar und Juli schon einmal gestellt wurde, hat sich die Stimmung in den vergangenen Wochen und Monaten wenig geändert.
Allerdings hat sich Angela Merkel in der vergangenen Woche zu dem Thema geäußert. "Wir schaffen das", sagte die Bundeskanzlerin im Rahmen ihres jährlichen Besuches in der Bundespressekonferenz mit Bezug auf die Flüchtlingskrise. 51 Prozent der Befragten würden ihr da aber widersprechen, 43 Prozent stimmen ihr zu. Auffällig ist: Es sind vor allem die Nichtwähler und die Anhänger der eigenen und der Schwesterpartei, die Merkel widersprechen würden: 59 bzw. 52 Prozent sind anderer Meinung als Merkel, nur 32 bzw. 45 Prozent stimmen ihr zu. Bei den restlichen drei im Bundestag vertretenen Parteien sind jeweils mehr Menschen mit der Kanzlerin einer Meinung als ihr widersprechen würden. Von den Grünen-Wählern würden ihr sogar drei Viertel (73 Prozent) zustimmen.
In Island hatten vor kurzem über 10.000 der 320.000 Einwohner auf Facebook die Regierung dafür kritisiert, nur 50 Flüchtlinge aufnehmen zu wollen. Viele von ihnnen hatten dabei auch ihre Hilfe - und oft auch Wohnraum - angeboten.
Auch in Deutschland ist zumindest die grundsätzliche Bereitschaft da. Denn immerhin jeder fünfte Deutsche (21 Prozent) gibt an, nichts dagegen zu haben, wenn ein Flüchtling sechs Monate lang bei ihm wohnen würde. Damit ist die Bereitschaft - und zwar sowohl in West- wie auch in Ostdeutschland - doppelt so groß wie zum Beispiel in Großbritannien, wo die gleiche Frage ebenfalls gestellt wurde. Dabei gab allerdings nur jeder neunte Befragte (11 Prozent) an, grundsätzlich einen Flüchtling aunehmen zu wollen.
Und von denen, die angeben, keinen Flüchtling aufnehmen zu wollen sagen 40 Prozent, dies läge vor allem daran, dass das Haus oder die Wohnung zu klein sei.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden sowie 1122 Personen im Zeitraum vom 1. bis 4. September 2015 und 2009 Personen im Zeitraum vom 2. bis 4. September 2015 repräsentativ befragt.
Fotos: RUDOLF KARANCSI/NEWZULU/PA Images / Björn Kietzmann/Demotix/Press Association Images (Umfragebild)