Über die Nutzung digitaler Finanzdienstleister und Währungen
Rund jeder fünfte Deutsche tradet. Doch wie definieren sich Trader in Deutschland? Eine Studie hat die demografische Struktur der Zielgruppe sowie deren Präferenzen und Einstellungen gegenüber Finanzdienstleistern und Services analysiert.
Trading, also Wertpapiere kaufen und verkaufen, ist inzwischen ein wichtiger Bestandteil der Finanzbranche und repräsentiert für viele Verbraucher eine gute Wertanlage. Im Rahmen der fortschreitenden Digitalisierung, auch im Finanzsektor, verläuft auch Trading heutzutage fast ausschließlich online, und die Gruppe der aktiven Trader ist digitalen Services, Finanzdienstleistern und Lösungen dementsprechend zugeneigt. Dies zeigen Daten der YouGov-Zielgruppenanalyse “Trader in Deutschland”. Die Mehrheit der Trader (72 Prozent) hat eine Banking-App heruntergeladen, viele nutzen online Finanzdienstleister und mehr als ein Viertel ist sogar bereit, das Bankkonto aufzugeben und stattdessen Kryptowährung zu nutzen (27 Prozent).
Wer sind die Trader?
Die YouGov-Daten legen offen, dass inzwischen knapp mehr als jeder fünfte Deutsche tradet (22 Prozent), und dass der Handel mit Aktien und Wertpapieren insbesondere unter jüngeren Männern weit verbreitet ist. 70 Prozent der deutschen Trader sind Männer zwischen 25 und 34 Jahren, 29 Prozent der Zielgruppe haben einen Migrationshintergrund (vs. 18 Prozent der Gesamtbevölkerung). Die Trader sind karriereorientiert und stehen häufig als leitende Angestellte weiter oben auf der Karriereleiter (12 vs. 6 Prozent der Gesamtbevölkerung). Fast die Hälfte (47 Prozent) ist bereit, ihre Freizeit zu opfern, um die eigene Karriere voranzutreiben (vs. 29 Prozent der Gesamtbevölkerung). Mehr als ein Viertel der Trader sieht Investitionen als höchste Priorität in finanziellen Belangen (27 Prozent), 46 Prozent haben Aktien als Geldanlageprodukte, 33 Prozent börsengehandelte Fonds (ETFs) und 28 Prozent Aktienfonds. Die Risikobereitschaft an der Börse ist bei dieser Zielgruppe tendenziell hoch: Mehr als die Hälfte der Trader (55 Prozent) geht gerne Risiken an der Börse ein (vs. 19 Prozent der Gesamtbevölkerung).
Unter Tradern genutzte Finanzdienstleister
Auffällig ist, dass Trader bei der Deutschen Bank als Filialbank signifikant am häufigsten aktuelle Kunden sind im Vergleich zur Gesamtbevölkerung (13 Prozent vs. 6 Prozent). Ferner sind sie häufiger Kunden bei den Direkt- und Online-Banken N26, DKB, comdirect und der Consorsbank. Für zukünftige Konten und Services zieht diese Zielgruppe insgesamt am häufigsten die ING in Betracht (23 vs. 16 Prozent der Gesamtbevölkerung), aber auch die Deutsche Bank (17 vs. 9 Prozent) und die Commerzbank (17 vs. 12 Prozent). Von den von YouGov abgefragten Neo-Brokern steht Trade Republic an erster Stelle: Jeder vierte Trader nutzt aktuell den Online-Broker, während Scalable Capital nur von knapp jedem Achten genutzt wird (13 Prozent).
Doch auch Kryptowährung steht unter Tradern hoch im Kurs: Mehr als ein Viertel der Zielgruppe (27 Prozent) ist bereit, statt Bankkonto und traditioneller Währung Kryptowährung zu nutzen. Im Vergleich liegt die Bereitschaft für die Verwendung von Kryptowährung somit knapp dreimal so hoch wie in der Gesamtbevölkerung (10 Prozent). Traditionelle Banken und Finanzdienstleister könnten in Zukunft Schwierigkeiten haben, die Gruppe der Trader an sich zu binden, denn nahezu die Hälfte der Trader (50 Prozent) sieht in Kryptowährung die Zukunft von Online-Finanzaktionen (vs. 31 Prozent der Gesamtbevölkerung).
Verbesserungswünsche bei digitalen Finanz-Services
Die Bereitschaft für die Nutzung digitaler Finanz-Services unter Tradern ist hoch. Im Vergleich zur Gesamtheit der Deutschen wurde signifikant am häufigsten die Banking-App von comdirect heruntergeladen (17 vs. 9 Prozent der Gesamtbevölkerung). An zweiter Stelle steht hierbei die ING und die DKB. Doch bei der täglichen App-Nutzung gibt es Hindernisse. Am häufigsten geben Trader im Vergleich zu allen Deutschen als Grund für die Nicht-Nutzung von Banking-Apps an, dass ihre Bankgeschäfte zu komplex sind, um sie auf einem mobilen Endgerät durchzuführen (17 vs. 5 Prozent). 10 Prozent sagen, dass es für ihre Smartphones / Tablets keine optimierten Banking-Apps gibt (vs. 4 Prozent). Obwohl die Sicherheitsbedenken gegenüber Banking-Apps unter Tradern geringer sind als in der Gesamtbevölkerung (23 vs. 28 Prozent), möchten drei von zehn Tradern ihre Bankdaten nicht auf einem Smartphone hinterlegen, und fast ein Viertel hat Angst vor einem Diebstahl des Smartphones und damit der eigenen Finanzdaten (23 Prozent). Das Thema Sicherheit bei Banking-Apps haben wir bereits in einem vorherigen Artikel diskutiert.
Zielgruppe mit Potential
Die aktiven deutschen Trader machen derzeit in Deutschland knapp weniger als ein Viertel der Gesamtbevölkerung aus, die Zielgruppe hat also viel Potential für Finanzdienstleister. Trader sind sehr aktiv auf dem Finanzmarkt, sind offen gegenüber neuen digitalen Angeboten und Services und zeigen, dank ihrer Aktivitäten in der Branche, oft Sicherheitslücken und ungenutztes Potential der digitalen Finanzdienstleister auf – eine gute Zielgruppe für zukunftsorientierte Finanz-Unternehmen.
So erschienen auf den Seiten von "Der Bank Blog".