Vor allem die Generation Z verspürt Flugscham – aber es sind die Babyboomer, die am häufigsten versuchen, im Urlaub das Klima nicht zu belasten.
Es ist ja nicht so, als würden jetzt mehr Leute den Atlantik per Segelboot statt per Flugzeug überqueren, aber dennoch reagieren Fluggesellschaften auf das Phänomen Flugscham. Die US-Fluggesellschaft Delta, die zweitgrößte weltweit, gleicht seit dieser Woche ihre CO2-Emissionen aus, Easyjet macht dies schon seit vergangenem Herbst. Inwiefern solche Maßnahmen für Verbraucher beim Urlauben eine Rolle spielen, zeigt die YouGov-Studie „Nachhaltiges Reisen“.
Für 60 Prozent der Deutschen ist Nachhaltigkeit bei der Urlaubsplanung 2020 ein Thema. Ein Plus von fünf Prozentpunkten gegenüber dem vergangenen Jahr. Einer von neun Befragten sagt sogar, dass bei der Planung des Urlaubs 2020 Nachhaltigkeit ein entscheidendes Kriterium sei. Klima- und umweltschonendes Reisen ist inzwischen ein generationenübergreifendes Thema. Haben sich im vergangenen Jahr vor allem Reisende der Generation Z, also 18- bis 24-Jährige, Gedanken darüber gemacht, sind in diesem Jahr die älteren Generationen nachgezogen. Nur die 25- bis 39-jährigen Millennials stehen hier etwas zurück: Lediglich jeder Zweite lässt sich davon bei der Urlaubsplanung beeinflussen. Am stärksten ist der Wunsch nach einem umweltfreundlichen Urlaub bei den Babyboomern (55 bis 75 Jahre).
Junge wollen trotzdem ins Ausland
Wunsch und Wirklichkeit sind allerdings nicht immer in Einklang zu bringen. Nur 14 Prozent der Befragten aus der ums Klima besorgten Generation Z haben zuletzt auf eine Auslandsreise verzichtet und sind stattdessen innerhalb Deutschlands verreist. Dafür fahren sie am Urlaubsort deutlich seltener Auto und reisen eher mit kleinem Gepäck – womöglich aber eher aus Kostengründen.
Auf der anderen Seite gibt es durchaus Reisende, die sich nicht nur vornehmen, nachhaltiger unterwegs zu sein, sondern es auch in die Tat umsetzen. Menschen, die angeben bei ihrer letzten Reise sehr auf Nachhaltigkeit geachtet zu haben, versuchen beispielsweise auch im Urlaub, Plastik zu vermeiden. Sie ziehen lokales Essen vor und verwenden Handtücher in der Unterkunft deutlich länger als Reisende, für die Nachhaltigkeit keine Rolle spielt. 19 Prozent der nachhaltig Reisenden haben auf alternative Fortbewegungsmittel wie Leihfahrräder oder E-Scooter gesetzt, im Vergleich zu nur vier Prozent der Urlauberinnen und Urlauber, die unbeeinflusst von Klimaschutzgedanken verreisten.
CO2-Ausgleich sollte eingepreist sein
Nachhaltig Reisende buchen häufiger als Durchschnittsbürger bei Booking.com, während jene, die nicht nachhaltig reisen, eher Expedia-Kundinnen oder -Kunden sind. Wer nachhaltig unterwegs ist, ist oft auch aktiver im Urlaub, mag Städtereisen und steuert Sehenswürdigkeiten an, während andere eher Badeurlaube oder Kreuzfahrten buchen und Entspannung suchen.
Zum Elefanten im Raum: Flugreisen und Flugscham. Etwa ein Viertel der 18- bis 39-Jährigen hat sich schon einmal für die Nutzung eines Flugzeugs geschämt. Am stärksten ist dieses Gefühl in der Generation Z verbreitet, die auch am ehesten glaubt, dass ihr persönliches Verhalten Einfluss auf die Erderwärmung hat. 31 Prozent der Deutschen geben an, beim letzten Urlaub aufs Fliegen verzichtet zu haben, um nachhaltiger zu reisen. Von denen, die beim Reisen besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legen, haben 54 Prozent Flugzeuge vermieden.
Unter 20 verschiedenen Maßnahmen, die wir in unserer Befragung für eine Vereinfachung von nachhaltigem Reisen vorgeschlagen haben, ist eine beliebte, Kosten für den CO2-Ausgleich in den Paketpreis einzubeziehen – so wie es erste Fluggesellschaften jetzt tun.
Dies ist nicht nur ein klares Signal an alle Fluggesellschaften: Nachhaltigkeit wird für mehr Verbraucher zum Kriterium bei der Reiseplanung. Erhöhtes Klimabewusstsein führt zu Verhaltensänderungen gerade in der reiselustigen Babyboomer-Generation.
So erschienen in der Wirtschaftswoche Online.
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