Die Wahrnehmung von Volkswagen in der Öffentlichkeit fing gerade an, sich wieder zu verbessern - dann erschütterte der Skandal um die Tierversuche das gerade erst zurückgewonnene Vertrauen.
Wie in einer Zielgruppe oder der Bevölkerung über eine Marke gesprochen wird, ist einer der wichtigsten Indikatoren für deren Gesundheit und künftige Entwicklung. Und hier sah es im Jahr 2017 richtig gut aus für VW. Auch wenn der E-Mobility-Vorreiter Tesla im letzten Jahr bei den Deutschen am positivsten von sich reden machte und mit 6.1 Score-Punkten die Kategorie Autobauer im aktuellen YouGov BrandIndex Buzz-Ranking anführt, heißt der eigentliche Gewinner des Rankings – Volkswagen. Mit einem Buzz-Score von -19,3 Punkten im Jahresmittel unter den Autobauern weit abgeschlagen, machte der Konzern satte 10,8 Score-Punkte gegenüber 2016 gut. Volkswagen schaffte es so nicht nur unter den Autobauern auf Platz 1 der zehn Unternehmen, deren Buzz sich 2017 am positivsten entwickelte, sondern auch im Gesamtranking über alle 1.000+ in 35 Sektoren getrackten Marken hinweg. VW befindet sich also einerseits auf dem internationalen Parkett wirtschaftlich fest im Sattel, andererseits machte der Konzern in den letzten Wochen und Monaten auch in der Heimat konstant Punkte gut. In den ersten Wochen dieses Jahres war der Buzz auf der von -100 bis +100 reichenden Skala noch einmal deutlich angestiegen und lag zeitweise bei -4,2 Punkten, also kurz vor der Schwelle ins Positive.
Doch gerade als es so aussah, als würde die Art und Weise wie über Volkswagen gesprochen wird wieder mehrheitlich positiver, ist das Erreichte erneut in Gefahr. Die vom Abgasskandal mehr oder minder betroffenen Autobauer VW, Daimler und BMW sind nicht nur durch die Finanzierung der, mittlerweile aufgelösten, Auto-Lobby-Initiative Europäischen Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) in Tierversuche in den USA verwickelt. Auch finanzierte die EUGT, der gegenwärtigen Informationslage nach mit Wissen der Konzernmanager, die im Vorstand der Lobby-Gruppe saßen, Versuche an Menschen in Deutschland. Zwar wurden hier nicht direkt – wohl wegen nachgewiesener Krebsgefahr – Dieselabgase verwendet, sondern die Probanden dem in Dieselabgasen vorkommenden toxischen Reizgas Stickstoffdioxid in variierenden Konzentrationen ausgesetzt. Doch handelt es sich, auch wenn die durchgeführte Studie keine sofortigen Auswirkungender getesteten Stickstoffdioxid-Konzentrationen aufzeigte, um eine weitere Eskalationsstufe im Versuch der Unternehmen, auf Teufel komm raus den Diesel reinzuwaschen. Wobei selbst vor ethisch-moralisch mehr als fragwürdigen Mitteln nicht zurückgeschreckt wurde.
VW wird es noch einmal deutlich schwerer haben
Obwohl die Meldung über die Tier- und Menschenversuche, während dieser Text geschrieben wird, erst wenige Tage alt ist, zeigt der BrandIndex schon ein erstes Abfallen des VW-Buzz-Scores. Aus der Erfahrung heraus rechnen wir damit, die volle Kraft dieses erneuten Skandals im Skandal aufgrund des täglichen Brandtrackings und der hohen Sensibilität der Metrik in den nächsten Tagen deutlich sehen zu können. Und die nächste Buzz-Bombe liegt schon im Regal: Ferdinand Dudenhöfer, Direktor des CAR - Center Automotive Research, warnt fast zeitgleich zum Bekanntwerden der Tier- und Menschenversuche, vor Fahrverboten für Dieselfahrzeuge in mehreren Großstädten, falls diese nicht technisch nachgerüstet würden. Hierzu steht Ende Februar die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts ins Haus, wobei noch nicht geklärt ist, wer die Umrüstkosten am Ende tragen muss – die Autobauer, oder die Kunden.
Wie lange es diesmal dauern wird, bis sich die Art und Weise wie in der Bevölkerung über VW gesprochen wird wieder erholt, steht derweil in den Sternen. Dass der Skandal im Skandal VWs, wie das Buzz-Ranking zeigt, wirksame Kommunikations-Arbeit der letzten Monate zunichte machen kann, liegt auf der Hand. Volkswagen wird es noch einmal deutlich schwerer haben, das Vertrauen der Bevölkerung und der seiner Zielgruppe zurückzugewinnen.
Um das YouGov BrandIndex Jahres-Buzz-Ranking 2017 für Deutschland mit den Top 5 von mehr als 1000 Marken in 35 Marktsektoren kostenlos herunterzuladen, klicken Sie bitte hier.
Umfangreiche Ergebnisse des internationalen Buzz-Jahresrankings 2017, die für insgesamt 35 Länder und je Land auch für ausgewählte Branchen vorliegen, sowie eine umfangreiche Erklärung der Methodik, finden sich in englischer Sprache hier.
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