Nach der Unister-Pleite meldet nun auch die Tochter ab-in-den-urlaub.de Insolvenz an. Ein potenzieller Käufer müsste das Image der Marke aufpolieren, könnte aber von Anfang an mit einem hohen Interesse der Verbraucher rechnen.
Nachdem die Internetfirma Unister Mitte Juli die Pleite gemeldet hatte, ist nun auch die Unister-Tochter ab-in-den-urlaub.de betroffen. Vor eineinhalb Wochen wurde für das Reiseportal Insolvenz beantragt. Für die Mitarbeiter könnte das den Jobverlust bedeuten. Aber auch sonst wäre es schade, wenn ab-in-den-urlaub.de vom Markt verschwindet. Der YouGov-Markenmonitor BrandIndex zeigt: Das Image der Marke stabil zu halten oder gar zu steigern, würde zwar viel Arbeit bedeuten. Doch die Marke Potenzial.
Klar, zurzeit ist der Buzz im Keller. Er zeigt an, wie positiv oder negativ eine Marke derzeit im öffentlichen Gespräch ist. Dass die Verbraucher eine Insolvenz als negative Nachricht bewerten, liegt auf der Hand. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Kenner der Marke ab-in-den-urlaub.de dieser -11 Buzz-Punkte verpassen. Auf einer Skala, die von -100 bis +100 Punkte reicht, ist das noch nicht dramatisch schlecht – doch die Marke belegt damit den letzten Platz in der BrandIndex-Kategorie „Reiseanbieter und Buchungsseiten“. Die Plätze eins bis drei nehmen zurzeit Trivago, TUI und booking.com ein.
Ist die Marke am Ende?
Der Buzz zeigt die aktuelle Misere von ab-in-den-urlaub.de. Doch Probleme mit dem Image hat das Reiseportal schon länger. So bewerteten die Verbraucher den allgemeinen Eindruck der Marke vor dem Bekanntwerden der Unister-Pleite Mitte Juli im 52-Wochen-Schnitt mit +12 Punkten. Zum Beispiel Expedia und HRS Hotel Reservation Service erzeugten mit +21 bzw. sogar +28 Punkten einen deutlichen besseren allgemeinen Eindruck bei den Usern. Auch bei der Bewertung der Qualität, Kundenzufriedenheit und Weiterempfehlungsbereitschaft lagen und liegen die wichtigsten Konkurrenten vor ab-in-den-urlaub.de.
Angesichts dieser Ausgangslage und dem betriebswirtschaftlichen Chaos bei der Mutterfirma Unister, über das diverse Medien berichteten, mag die Marke für potenzielle Käufer nur wenig Wert besitzen, zumindest so lange Unternehmen und Marke nicht voneinander getrennt werden.
Doch damit macht man es sich vermutlich zu leicht und übersieht einen Aspekt, der bei der Bewertung einer Marke wichtig ist: die Bekanntheit. Und hier zahlen sich die millionenschweren Google-Anzeigen für ab-in-den-urlaub.de aus: Das Reiseportal ist zwar weniger Deutschen ein Begriff als TUI und Neckermann, dafür kennen es im 4-Wochen-Schnitt mit aktuell 78 Prozent so viele wie sonst kein (originäres) Online-Reise-Portal. Trivago erreicht mit 77 Prozent eine ähnlich hohe Bekanntheit, Expedia kommt nur auf 71 Prozent, Opodo sogar nur auf 53 Prozent.
Und das macht sich auch bei den Antworten auf unsere täglichen Fragen bemerkbar, welche Marken die Verbraucher generell auf dem Zettel haben und für welche sie sich konkret entscheiden würden. So gaben im 52-Wochen-Schnitt vor Mitte Juli (dem Bekanntwerden der Unister-Insolvenz) 21 Prozent der Markenkenner an, ab-in-den-urlaub.de in die engere Wahl zu ziehen, wenn es darum geht, sich für ein Reisebüro oder ein Reiseportal zu entscheiden. Das war ein guter Wert - ab-in-den-urlaub.de lag damit ungefähr gleich auf mit HolidayCheck.de, Expedia und Trivago.
Verbraucher interessieren sich durchaus für ab-in-den-urlaub.de
Bei der Frage nach der konkreten Entscheidung bei der Urlaubsbuchung für eine Marke liegt ab-in-den-urlaub.de sogar auf den vorderen Plätzen. Vor Mitte Juli gaben im 52-Wochen-Schnitt sechs Prozent der Markenkenner an, sie würden sich am ehesten für das Reiseportal von Unister entscheiden. Mehr Nennungen erreichten unter den klassischen Online-Reiseportalen nur booking.com und HRS Hotel Reservation Service. Betrachten wir nun nicht mehr nur die Kenner der jeweiligen Marken, sondern alle Verbraucher in Deutschland, schneidet ab-in-den-urlaub.de noch besser ab und lässt HRS Hotel Reservation Service hinter sich.
Nun ist die Lage aktuell nicht mehr so gut wie sie mal war, und neue Eigentümer hätten einiges zu tun, die Marke zum Beispiel in Sachen Qualitätsimage auf Vordermann zu bringen. Doch bei Null müssten sie wahrlich nicht anfangen. Die nächste Buchungssaison kommt und die Chance ist vorhanden, dass der Teil vom Kuchen für ab-in-den-urlaub.de nicht kleiner ausfällt als in der Vergangenheit.
So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.
Bild: dpa