Junge Schmuck-Marken strahlen noch nicht

Holger GeißlerBis Dezember 2017 Head of Research bei YouGov Deutschland
August 29, 2016, 7:21 vorm. GMT+0

Six, I am und Valmano positionieren sich gegen Christ und Swarovski. Doch bisher stoßen sie nur bei wenigen Kundinnen auf gesteigertes Interesse. Auch fĂŒr junge MĂ€nner gibt es Angebote, die aber noch nicht recht ĂŒberzeugen.

„Diamonds are forever.“ Aber gilt das auch fĂŒr diejenigen, die sie verkaufen? Wie EinzelhĂ€ndler in vielen anderen Branchen auch (wir schrieben an dieser Stelle zuletzt etwa ĂŒber Sport- oder Erotikartikel) mĂŒssen sich Juweliere auf verĂ€nderte Marktbedingungen einstellen, und zwar online wie offline. Der YouGov-Markenmonitor BrandIndex zeigt, welche Marken in den Augen der Verbraucher – und vor allem der Verbraucherinnen – glĂ€nzen.

Nicht, dass das Thema Schmuck ein reines Frauenthema wÀre. Immerhin durchschnittlich 15 Prozent der MÀnner geben in unseren tÀglichen Umfragen an, schon einmal bei der Juwelierkette Christ eingekauft zu haben; zehn Prozent bei Swarovski. Bei Frauen liegen die Werte aber um etwa 50% höher. Zudem ist die Bekanntheit aller von uns untersuchten Schmuckmarken bei Frauen deutlich höher als bei MÀnnern, was nicht verwunderlich ist, da sie sich in ihrer Kommunikation und ihrem Angebot hauptsÀchlich an Frauen richten.

Six bei beiden Geschlechtern Àhnlich bekannt

Doch halt: Eine bemerkenswerte Ausnahme von der Regel gibt es. Six, eine Art H&M fĂŒr Modeschmuck, ist bei MĂ€nnern und Frauen nahezu gleichermaßen bekannt. Seit 1998 gibt es die Marke, seit 2007 richtet sie sich auch an MĂ€nner. So richtig scheint Six bei dieser Zielgruppe aber immer noch nicht anzukommen. Junge MĂ€nner, die sowohl die relativ neue Marke Six als auch die alteingesessene Marke Christ kennen, bewerten Christ in fast allen Belangen, die wir im BrandIndex untersuchen, als ĂŒberlegen.

Bei Frauen bis 30 sieht das schon anders aus. Zwar sind sie sich dessen bewusst, dass Six bei der QualitĂ€t nicht mithalten kann, aber sie bewerten das Preis-Leistungs-VerhĂ€ltnis als deutlich besser. Das fĂŒhrt dazu, dass mehr junge Kennerinnen der beiden Marken Six in die engere Wahl beim Shoppen nehmen wĂŒrden als Christ. Und tatsĂ€chlich sind deutlich mehr dieser Frauen Kundin bei Six als bei Christ.

Christ und Swarovski mit bestem Image

Dennoch: Insgesamt ist Christ bei Frauen der beliebteste SchmuckhĂ€ndler. In unserer Gesamtwertung, die man als Messwert fĂŒr das Image einer Marke verstehen kann, kommt Christ bei weiblichen Befragten auf +37 Punkte, wobei unsere Skala von -100 bis +100 Punkten reicht. Es folgt Swarovski mit +34 Punkten. Thomas Sabo und Pandora teilen sich Platz 3 mit +30 Punkten. (Wir werten dabei und im Folgenden jeweils nur Kenner der genannten Marken.) Mit zehn Punkten Abstand folgt „I am“, eine Marke, die trotz des mĂ€ĂŸigen Rangs einen genaueren Blick wert ist.

Wie Six gehört „I am“ zur Kölner Beeline Group, richtet sich aber eher an Frauen als an MĂ€dchen. Wir beobachten, dass in den vergangenen zwei Monaten eine zunehmende Zahl von Frauen angibt, Positives ĂŒber „I am“ gehört zu haben. Das dĂŒrfte sich beispielsweise auf das Preis-Leistungs-VerhĂ€ltnis beziehen, das Kennerinnen der Marke als viel besser empfinden als das bei anderen SchmuckgeschĂ€ften der Fall ist. Was fĂŒr die Wettbewerber besonders alarmierend sein dĂŒrfte: Obwohl die Zufriedenheit der Kundinnen mit „I am“ noch zu wĂŒnschen ĂŒbrig lĂ€sst, gibt ein verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig großer Teil von ihnen an, am ehesten bei „I am“ einkaufen zu wollen. Wobei allerdings hinzuzufĂŒgen ist, dass in absoluten Zahlen alle anderen untersuchten Marken ĂŒberlegen sind.

Viel Werbung, wenig Interesse

Das gilt auch fĂŒr Valmano. Der Online-Shop mit Beteiligung von ProSiebenSat1 fĂ€llt im BrandIndex vor allem durch eine hohe Werbewahrnehmung auf. Doch die scheint grĂ¶ĂŸtenteils zu verpuffen. Über alle anderen Schmuckmarken reden Verbraucherinnen mehr mit Freunden und von allen anderen Marken haben sie einen besseren allgemeinen Eindruck. Und der Anteil der Personen, die Valmano im Relevant Set haben ist nahezu unverĂ€ndert seit einem Jahr.

Die Dynamik im Schmuck- und Modeschmuck-Markt bleibt spannend. WĂ€hrend die Traditionsmarken nach wie vor in Sachen QualitĂ€t glĂ€nzen und so ihre Zielgruppe finden, binden neuere HĂ€ndler mit neuen Marken interessante Kundengruppen an sich. Gelingt es etwa Six und „I am“ weiter, ihre Bekanntheit zu steigern, dĂŒrfte der Druck auf die alteingesessenen Marken steigen.

So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.

Bild: dpa