Der chinesische Handyhersteller Oppo kämpft mit Patentrechts- und Lizenz-Klagen, kann jedoch Verbraucher weiterhin mit Qualität überzeugen. Wir schauen auf die beliebtesten Handymarken.
Auf dem deutschen Smartphone-Markt werden gerade die Karten neu gemischt. Zwar führen die Giganten wie Apple und Samsung weiterhin das Feld an, doch konnten chinesische Hersteller sich in den letzten Jahren erfolgreich hierzulande etablieren. Der Lizenzstreit zwischen den Handyherstellern Nokia und Oppo zeigt, wie hart der Markt umkämpft ist. Wie reagieren die deutschen Verbraucher auf die Entwicklungen in der Smartphone-Branche und welche Marken konnten die Deutschen im ersten Halbjahr 2022 überzeugen? Mithilfe des Markenmonitors YouGov BrandIndex haben wir uns die Markenperformance und -metriken der Handyhersteller unter deutschen Verbrauchern einmal genauer angeschaut.
Oppos Buzz leidet
Der Patentstreit zwischen Nokia, ehemals Inbegriff für mobile Telefonie, und dem chinesischen Smartphonehersteller Oppo zwingt Letzteren erst einmal zu einem Verkaufsstopp auf dem deutschen Markt und zeigt erste Auswirkungen auf Oppos Markenwahrnehmung.
So sinkt unter Markenkennern beispielsweise der Buzz, mit dem wir im BrandIndex messen, ob von einer positiv oder negativ gesprochen wird. Für die Metrik werden positive Nennungen mit negativen Nennungen verrechnet, wobei der Wert zwischen -100, nur negative Nennungen, und 100, nur positive Nennungen, liegen kann. Aktuell liegt Oppos Buzz nur noch knapp über der Null-Linie – es wird also in etwa genauso oft negativ wie positiv über die Marke gesprochen.
Dabei war die Marke Anfang des Monats noch kurz davor, den eigenen Buzz-Bestwert seit Aufnahme in unser Brand-Tracking zu knacken. Im Zeitverlauf zeigen die Daten allerdings schon ab Mai eine Abwärtstendenz im Buzz, die sich über den Juni fortsetzt und sich die Werte erst Anfang Juli wieder fangen. Auch der Eindruck, den Kenner von der Marke haben, fiel im August nach einem Peak Ende Juli um fast zehn Scorerpunkte. Auf die Wahrnehmung von Nokia scheint die Auseinandersetzung keine direkte Auswirkung zu haben. Der Buzz des Unternehmens bleibt von den Vorgängen praktisch unberührt und auch der Gesamteindruck der Marke zeigt keine besonderen Bewegungen.
Qualitätswahrnehmung leidet nicht unter Verkaufstopp
Trotz des aktuellen Smartphone-Verkaufstopps konnte Oppo die Qualitätswahrnehmung unter Kennern in den letzten Wochen noch einmal steigern und auch die wahrgenommene Qualität leidet nicht unter der Auseinandersetzung. Wenig überraschend hat die Wahrscheinlichkeit, mit der sich Verbraucher für ein Produkt der Marke entscheiden würden, in den letzten Wochen etwas abgenommen und liegt jetzt auf dem Niveau des Google Pixel.
An dieser Stelle ist ein Blick auf Google Pixel angebracht: Seit Juni stieg die Werbewahrnehmung unter den Verbrauchern um fast 10 Prozentpunkte und liegt aktuell bei einem Höchstwert für das Jahr 2022. Durch die erhöhte Werbeaktivität, die scheinbar gut ankommt, wird aktuell auch deutlich öfter positiv über die Marke gesprochen. Und seit Juli hat sich die Kaufabsicht unter Markenkennern fast verdoppelt, auch wenn diese weiterhin, besonders im Vergleich mit Samsung, Apple oder etwa Xiaomi, im Verhältnis weiterhin eher niedrig ist.
Samsung aktuell mit bestem Image
Ein Blick auf das Image der Smartphone-Anbieter im ersten Halbjahr 2022 zeigt, dass sich chinesische Hersteller hierzulande gut platziert haben. Gemessen wird das Image einer Marke im BrandIndex über den Index-Score, der ein Mittel aus sechs der fünfzehn im BrandIndex tagesaktuell erhobenen Marken-Metriken, namentlich Qualität, allgemeiner Eindruck, Preis-Leistungs-Verhältnis, Weiterempfehlungsbereitschaft, Kundenzufriedenheit und Unternehmensreputation, zusammensetzt.
Zwar findet am oberen Ende momentan ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Samsung Galaxy, Apple iPhone und LG statt, in dem Samsung aktuell die Nase vorn hat, doch liegen die Abstände von Oppo und Xiaomi sowie Google Pixel auf die Klassenbesten im Bereich weniger Score-Punkte. Das Image von Huawei, Anfang des Jahres noch auf Augenhöhe mit Xiaomi und nicht weit entfernt vom Image des iPhone, liegt momentan fast gleichauf mit Vivo.
Verkaufsstopp von Oppo ist Chance für den Wettbewerb
Nach dem Patentstreit mit Nokia dürfen sowohl Oppo als auch der Smartphone-Hersteller OnePlus keine Smartphones mehr auf dem deutschen Markt verkaufen. Doch es sieht aus, als wäre dies erst der Anfang, auch Vivo und Realme könnten die Aktivitäten auf dem deutschen Markt einstellen müssen. Beide Unternehmen sind, wie Oppo auch, Teil des Mutterkonzern BBK Electronics. Die WirtschaftsWoche prognostiziert mit dem wegbrechenden Angebot eine potenzielle Handy-Knappheit hierzulande. Es bleibt abzuwarten, ob und wie der Patentstreit auf die chinesischen Hersteller weiter verläuft.
Wenn es zu einer gütlichen Einigung kommt, deuten unsere Daten darauf hin, dass die Episode für die Marken so etwas wie ein kleiner Schluckauf sein könnte, der schnell vorübergeht. Falls es beim Verkaufsstopp bleibt, beziehungsweise sich die Marken komplett vom deutschen und eventuell vom europäischen Markt zurückziehen, steht der Wettbewerb schon in den Startlöchern. Besonders Google könnte mit seinem Pixel hier weiter Boden gut machen.
So erschienen in der WirtschaftsWoche.