Eine neue YouGov-Studie untersucht die Meinung in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien zum Krieg in der Ukraine und zu Verteidigungsfragen im Allgemeinen
Der Ukraine-Konflikt hat in der letzten Woche die Schlagzeilen beherrscht, vor allem nach dem hitzigen Schlagabtausch zwischen Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelenskyj im Weißen Haus am vergangenen Freitag. Trump hatte daraufhin angekündigt, die Militärhilfen für die Ukraine auszusetzen, und nun liegt der Ball bei den Europäern.
Der britische Premier Keir Starmer und der französische Präsident Emmanuel Macron haben sich für ein stärkeres Engagement in der Ukraine stark gemacht, aber wie ist die Stimmung in Europa?
Die meisten Westeuropäer sehen in Donald Trump eine Bedrohung für den Frieden in Europa
Drei Jahre nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine - und sogar 11 Jahre nach der Annexion der Krim - überrascht es nicht, dass die Europäer den russischen Präsidenten Wladimir Putin als eine Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit in Europa ansehen, wobei die Werte von 74 Prozent (sehr viel Gefahr + eher viel Gefahr) in Italien bis 89 Prozent im Vereinigten Königreich reichen. In Deutschland sehen 79 Prozent in Putin eine Gefahr.
In der Tat haben viele Menschen in Westeuropa derzeit eine ähnliche Meinung über den amtierenden US-Präsidenten. Da Donald Trump jedoch Drohungen gegen Grönland ausspricht und versucht, einen Deal mit Russland über die Ukraine auszuhandeln, glaubt eine Mehrheit der Menschen in allen fünf untersuchten Ländern, dass Trump ebenfalls eine Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit auf dem europäischen Kontinent darstellt. Auch hier reicht die Meinungsspanne von 58 Prozent (sehr viel Gefahr + eher viel Gefahr) in Italien bis hin zu 78 Prozent in Großbritannien. In Deutschland sehen 74 Prozent im US-Präsidenten eine Gefahr für die Sicherheit und den Frieden in Europa.
Was halten die Westeuropäer in Bezug auf Frieden in der Ukraine für wahrscheinlich?
Die Menschen in allen befragten westeuropäischen Ländern glauben am ehesten, dass sich die USA und Russland auf ein Abkommen zur Beendigung des Krieges einigen werden, und dass Russland im Falle eines solchen Abkommens die Kontrolle über die eroberten Gebiete behalten würde.
Die Nationen sind jedoch geteilter Meinung darüber, ob die Ukraine ein solches Abkommen akzeptieren würde oder nicht. Eine Mehrheit der Briten (56 Prozent) und der Deutschen (54 Prozent) halten dies für eher / sehr unwahrscheinlich, ebenso wie knapp die Hälfte der Italiener (46 Prozent). Die Meinung der Franzosen ist hierbei ausgeglichener: 35 Prozent halten es für eher / sehr wahrscheinlich und 40 Prozent für eher / sehr unwahrscheinlich, während die Spanier am häufigsten der Meinung sind, dass die Ukraine ein von den USA vermitteltes Friedensabkommen akzeptieren würde (45 Prozent wahrscheinlich vs. 36 Prozent unwahrscheinlich).
Wenn die USA ihre Unterstützung dauerhaft zurückziehen, glauben die Europäer nicht, dass der Rest des Westens die Ukraine unterstützen kann
Nach seinem Streit mit dem ukrainischen Präsidenten Volodymyr Zelenskyj im Oval Office hat Donald Trump die Militärhilfe für die Ukraine ausgesetzt. Die europäischen Staats- und Regierungschefs haben über eine Aufstockung der Waffenproduktionskapazitäten gesprochen, damit die Ukraine weiterkämpfen kann. Aber eher nur wenige glauben, dass der Rest des Westens die von den USA hinterlassene Lücke schließen kann:
Nur jeweils ein Drittel der Spanier (35 Prozent) und Briten (33 Prozent) glauben, dass europäische und andere westliche Länder in der Lage wären, der Ukraine genügend Unterstützung zukommen zu lassen, damit sie sich weiterhin verteidigen kann. In Frankreich, Deutschland und Italien ist es sogar nur ein Viertel (24 Prozent in Italien und jeweils 25 Prozent in Deutschland und Frankeich).
Spanier, Briten und Franzosen sind bereit, Friedenstruppen in die Ukraine zu entsenden, Deutsche und Italiener sind dagegen
Emmanuel Macron und Keir Starmer haben sich für Pläne eingesetzt, im Falle eines Friedensabkommens Friedenstruppen in der Ukraine zu stationieren, um weiteren russischen Aggressionen entgegenzuwirken.
Die allgemeine Bereitschaft, Friedenstruppen in der Ukraine zu stationieren, ist in den Ländern dieser beiden Regierungschefs groß: 52 Prozent in Großbritannien und 49 Prozent in Frankreich würden dies befürworten, 27-29 Prozent der Befragten der beiden Länder würden dies hingegen ablehnen. Die Spanier würden in ähnlich hohem Maße eine Entsendung von Friedenstruppen befürworten (53 Prozent). Nur Deutsche (37 Prozent und Italiener (36 Prozent) sind hierbei zurückhaltender.
Die Europäer sind unterschiedlicher Meinung über die Aufnahme der Ukraine in die NATO
Der ukrainische Präsident Zelenskyj hat wiederholt den Beitritt der Ukraine zur NATO gefordert und sogar angeboten, im Gegenzug für eine Mitgliedschaft seine Präsidentschaft aufzugeben.
Eine Mehrheit der Briten (62 Prozent) und Spanier (57 Prozent) sind der Meinung, dass der Ukraine der Beitritt zur NATO gestattet werden sollte, aber die anderen befragten Europäer würden dies mit nur 36 Prozent (Deutschland und Italien) sowie 38 Prozent (Frankreich) viel seltener befürworten. In Frankreich und Italien sind die Meinungen insgesamt geteilt, während sich in Deutschland deutlich mehr Menschen aktiv gegen einen Beitritt der Ukraine zum Bündnis aussprechen (46 Prozent).
Frankreich und Deutschland befürworten Wehrpflicht am häufigsten
Die russische Aggression in der Ukraine hat einige europäische Länder dazu veranlasst, die Wiedereinführung der Wehrpflicht in Erwägung zu ziehen. In Deutschland wurde Ende letzten Jahres ein Gesetzesentwurf verabschiedet, mit dem die Bereitschaft der Jugend zum Dienst in der Bundeswehr ermittelt werden soll.
Die Mehrheit der Menschen in Frankreich (68 Prozent) und Deutschland (58 Prozent) befürworten die Wehrpflicht für junge Menschen. Italiener und Briten sind geteilter Meinung, während eine Mehrheit der Spanier (53 Prozent) dagegen ist.
Foto: Mystyslav Chernov/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++