Zur Wahlabsicht im Juli 2024 und zu Fragen zur deutschen Nationalflagge und zum Nationalstolz anlässlich der Fußball-Europameisterschaft
30 Prozent der wahlberechtigten Bundesbürgerinnen und Bundesbürger geben an, CDU/CSU zu wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre (vgl. 29 Prozent im Vormonat Juni). Die SPD kommt im Juli auf 14 Prozent, unverändert zum Vormonat. Die Grünen landen, auch wie im Juni, bei 12 Prozent.
Die Linke würden im Juli 3 Prozent wählen (vs. 4 Prozent im Vormonat), wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre. Die FDP kommt auf 6 Prozent (vgl. 4 Prozent im Juni). Die AfD landet bei 19 Prozent (vgl. 18 Prozent im Vormonat), und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) erreicht wie im Juni 9 Prozent in der Wahlabsicht der Deutschen.
Vorgezogene Neuwahlen, wie sie von einigen nach der Europawahl diskutiert wurden, halten nur 9 Prozent der Befragten für sehr und 22 Prozent für eher realistisch. Drei von fünf Befragten (60 Prozent) halten vorgezogene Neuwahlen für (eher) unrealistisch.
Das ist das Ergebnis der aktuellen YouGov-Sonntagsfrage, für die 1.711 Personen unter 2.030 wahlberechtigten Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmern ihre Wahlabsicht abgegeben haben. Die Wahlabsicht gehört laut DSGVO zu den sensiblen personenbezogenen Daten und darf daher in YouGov-Umfragen übersprungen werden. Die Befragung fand zwischen dem 28.06. und 03.07.2024 statt.
Flagge-Zeigen und Nationalstolz beim Fußball für viele gerechtfertigt, ein Fünftel hält Nationalstolz aufgrund der deutschen Vergangenheit grundsätzlich für unangebracht
52 Prozent der Befragten in Deutschland verbinden mit der deutschen Nationalflagge eher oder sehr positive Gefühle. Ein Drittel (36 Prozent) gibt an, neutrale Gefühle gegenüber der Flagge zu haben. Nur 7 Prozent verbinden mit ihr eher oder sehr negative Gefühle. Letzteres sagen die jüngsten Befragten im Alter von 18 bis 29 Jahren am häufigsten (11 Prozent, vgl. Altersgruppe 60-69 Jahre: 5 Prozent). Der Aussage, dass die deutsche Flagge für Demokratie und Menschenrechte stehe, stimmt die Mehrheit der Deutschen (70 Prozent) (eher) zu. Nur 16 Prozent stimmen dem (eher) nicht zu – auch hier sticht der Anteil der jüngsten Altersgruppe mit 27 Prozent deutlich heraus.
Gut mehr als vier von fünf Befragten (84 Prozent) sind (eher) der Meinung, dass es in Ordnung sei, bei internationalen Sport-Veranstaltungen die Nationalflagge zu zeigen – darunter würden 53 Prozent sogar uneingeschränkt zustimmen. Ältere Befragte ab 60 Jahren sagen dies am häufigsten (91 Prozent der 60- bis 69-Jährigen und 93 Prozent der über 70-Jährigen; uneingeschränkte Zustimmung: 59 Prozent der 60- bis 69-Jährigen und 54 Prozent der über 70-Jährigen).
Zudem finden drei von fünf Befragten (62 Prozent) (eher), dass die deutsche Flagge im Fußball-Kontext keinen politischen Hintergrund habe. Knapp ein Viertel (23 Prozent) sieht das anders und würde hier (eher) nicht zustimmen.
Insgesamt lehnen 21 Prozent Nationalstolz grundsätzlich (eher) ab, und 19 Prozent sind (eher) der Ansicht, dass Nationalstolz in Deutschland aufgrund der NS-Vergangenheit allgemein unangebracht sei. 43 Prozent stimmen (eher) zu, dass die aktuellen Wahlerfolge der in Teilen rechtsextremen AfD die deutsche Nationalflagge belasten. Hierbei sind die Wahlberechtigten jedoch unentschieden: 42 Prozent stimmen dieser Aussäge nämlich (eher) nicht zu.
„Sommermärchen“ zur EM? – Ja und Nein
Bei der Frage, ob derzeit und anlässlich der Fußball-EM wieder eine „Sommermärchen“-Euphorie herrscht wie zur Heim-WM 2006, sind die Befragten unentschieden: 37 Prozent sind der Meinung, dass aktuell in Deutschland wieder ein „Sommermärchen“ stattfinde, 39 Prozent sind nicht dieser Meinung, 11 Prozent können sich unter dem Begriff nichts vorstellen.
Jene, die nicht der Ansicht sind, dass derzeit eine „Sommermärchen“-Euphorie herrscht, begründen ihre Meinung am ehesten mit (geo-)politischen oder wirtschaftlichen Aspekten:
Mit 49 Prozent landet die Regierungsunzufriedenheit auf dem ersten Platz der wichtigsten Gründe, warum derzeit keine vergleichbare „Sommermärchen“-Euphorie herrscht. 44 Prozent sehen die Inflation und die gestiegenen Lebenshaltungskosten unter den drei wichtigsten Gründen für ein fehlendes „Sommermärchen“-Gefühl. 31 Prozent der Skeptiker sehen in den Kriegen in der Ukraine und Fernost Gründe dafür.
Einwanderung und Asylpolitik wird derzeit immer wichtiger
Das Thema Einwanderung und Asylpolitik ist schon seit Monaten, teilweise mit Abstand, das wichtigste Thema, um das sich nach Meinung der deutschen Wahlberechtigten die Politikerinnen und Politiker in Deutschland kümmern sollten. Im Juli 2024 sagen dies 30 Prozent. Damit liegt der Wert 20 Prozentpunkte höher im Vergleich zum nächstwichtigen Thema – Umwelt- und Klimaschutz (10 Prozent).
Abschiebungen bei Gutheißen von Terror mehrheitlich befürwortet
In Deutschland hat das Bundeskabinett kürzlich einem Gesetzentwurf zugestimmt, der vorsieht, dass Ausländer künftig auch ohne strafrechtliche Verurteilung abgeschoben werden können, wenn sie im Internet Terror gutheißen. Allgemein danach gefragt, befürwortet eine große Mehrheit der Wahlberechtigten in Deutschland (80 Prozent) diesen Gesetzesentwurf (eher). Die Befürwortung ist unter Wählerinnen und Wählern der FDP und der AfD am stärksten: Unter FDP-Wählern befürworten 89 Prozent den Entwurf (eher), unter AfD-Wählern sind es 88 Prozent, die diesen (eher) gutheißen. Unter Wählerinnen und Wählern der Grünen sind es hingegen nur 73 Prozent, die den Gesetzesentwurf (eher) befürworten.
Die Ergebnisse samt einer Erklärung der Methodik stehen hier kostenlos zur Verfügung.
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Foto: Christoph Schmidt/dpa +++ dpa-Bildfunk +++