Die Deutschen stehen einer gemeinsamen Sammlungsbewegung linker Parteien und Politiker unschlüssig gegenüber.
Vor ihrem Parteitag herrscht Spannung in der Linken. Die Hauptakteurinnen in dieser Auseinandersetzung sind Sahra Wagenknecht und Katja Kipping. Erstere fordert, eine überparteiliche linke Sammlungsbewegung zu gründen, um bei zukünftigen Wahlen erfolgreicher zu sein. Kipping wiederrum ist nicht ganz einverstanden mit Wagenknechts Wunsch nach einer härteren Flüchtlingspolitik. Wie sinnvoll ist also eine linke Sammlungsbewegung, wenn sich die Linke selbst nicht geschlossen sammeln kann?
Die Bundesbürger sind sich bei dieser Frage nicht einig. Die größte Gruppe bilden diejenigen, die allgemein die Idee einer gemeinsamen Sammlungsbewegung linker Parteien und Politiker in Deutschland ablehnen (40 Prozent). Aber immerhin auch knapp ein Drittel (30 Prozent) könnte sich solch eine Bewegung vorstellen. Deutlich wird aber bei den 30 Prozent, die entweder keine Meinung nennen können oder wollen, dass dieses Thema für viele zu wenig eindeutig oder zu komplex ist. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der internationalen Data and Analytics Group YouGov zu dieser Thematik.
Deutliche Unterschiede in den einzelnen Wählergruppen
Ein Blick auf die Wählergruppen zeichnet ein deutlicheres Bild. Zumindest in der Wählerschaft der Linken findet die Idee einer linken Sammlungsbewegung hohe Zustimmung (74 Prozent). Auch bei den Wählern der anderen beiden linksausgerichteteten Parteien gibt es mehr Zustimmung als Ablehnung (bei den Grünen 50 Prozent und bei der SPD 39 Prozent). Auf der anderen Seite ist die Ablehnung bei Wählern der CDU/CSU (57 Prozent) am größten, dicht gefolgt von FDP- und AfD-Wählern (55 bzw. 54 Prozent).
Mehrheit der Befürworter fände Öffnung für konservativere Themen gut
Besonders kritisch wird innerhalb dieses Diskurses die Öffnung der Sammlungsbewegung hin zu konservativen Positionen z.B. zur inneren Sicherheit (z.B. bessere Ausstattung von Polizei und Justiz) und zur Einwanderungspolitik (z.B. Armut vor Ort bekämpfen und in den Heimatländern Perspektiven schaffen) diskutiert. Unter Bundesbürgern, die die Gründung einer linken Sammlungsbewegung befürworten, zeigt sich in dieser Frage ein eindeutiges Meinungsbild. Knapp drei Viertel (72 Prozent) befürworten solch eine Öffnung. Jeder Sechste (17 Prozent) lehnt dies ab.
Sahra Wagenknecht trifft Nerv der Bundesbürger
Wenn es um die Frage geht, unter wessen Führung sich eine überparteiliche linke Bewegung sammeln sollte, sehen Befürworter einer solchen Bewegung Sahra Wagenknecht als am ehesten geeignet an. Neben Wagenknecht finden die Befragten außerdem Gregor Gysi besonders passend (68 Prozent) für solch eine Position. Weniger Zustimmung erhält Parteigenossin Katja Kipping (39 Prozent). Und auch die Sozialdemokraten Andrea Nahles (28 Prozent) und Kevin Kühnert (33 Prozent) werden von weniger Befürwortern als geeignet angesehen.
Die vollständigen Ergebnisse der Befragung finden Sie hier.
YouGov befragte im Zeitraum von 30.05.-04.06.2018 2.027 repräsentativ ausgesuchte Personen in Deutschland ab 18 Jahren in einer geschlossenen Online-Umfrage.
Foto: dpa