Fast alle Deutschen fordern bessere Integration von Zuwanderern

Lisa InhoffenMarketing Manager
Dezember 15, 2017, 11:57 vorm. GMT+0

YouGov-Studie zum Internationalen Tag der Migranten am 18. Dezember

Migration ist so alt wie die Menschheit selbst - im Wahljahr 2017 ist das Thema angesichts der aktuellen Flüchtlingssituation in Europa dennoch ein Dauerbrenner. Am 18. Dezember ist der Internationale Tag der Migranten. Aus diesem Anlass haben YouGov und das SINUS-Institut in einer repräsentativen Studie gefragt: Wie stehen die Deutschen Migranten im Allgemeinen und Flüchtlingen im Speziellen gegenüber? Wie hilfsbereit sind sie gegenüber Flüchtlingen? Und wie würde es den Deutschen ergehen, wenn sie selbst flüchten müssten?

Gespaltene Ansichten hinsichtlich Zuwanderern

Fast alle Deutschen sehen den Integrationsprozess kritisch: 88 Prozent sind der Ansicht, dass sich Zuwanderer besser integrieren sollten. Selbst unter Personen mit Migrationshintergrund sind dies nur etwas weniger (84 Prozent). Zudem meinen 55 Prozent aller Befragten, die große Zahl fremder Menschen in Deutschland mache ihnen Angst. Während fast alle Wähler der Alternative für Deutschland (AfD) dieser Aussage zustimmen, sieht das nur jeder vierte Grünen-Wähler so (91 Prozent vs. 25 Prozent).

Gleichzeitig empfindet die Hälfte (47Prozent) Zuwanderer als Bereicherung für Deutschland. Befragte, die selbst Personen mit Migrationshintergrund in ihrem Umfeld haben, stimmen dieser Aussage sogar zu knapp 60 Prozent zu.

Multikulturelles Deutschland

Trotz der Uneinigkeit beim Thema Zuwanderung zeigen sich die Deutschen mehrheitlich offen für andere Kulturen. Acht von zehn Befragten (80 Prozent) lernen im Urlaub gerne fremde Länder und Kulturen kennen, fast ebenso viele (78 Prozent) essen gerne Speisen aus aller Welt. 56 Prozent würden sogar gerne eine Zeit lang im Ausland leben. Am stärksten hegen Befragte mit Migrationshintergrund (76 Prozent) und Personen zwischen 18 und 24 Jahren (71 Prozent) diesen Wunsch, während es Bildungsferne (45 Prozent) weniger stark ins Ausland zieht. Weiterhin haben 58 Prozent der Befragten im Freundes-, Bekannten- oder Kollegenkreis oder in der Nachbarschaft Personen aus anderen EU-Ländern, 53 Prozent aus Nicht-EU-Ländern.

„Die Ergebnisse zeigen das zwiespältige Empfinden vieler Menschen gegenüber fremden Kulturen sehr deutlich auf“, so Berthold Bodo Flaig, Geschäftsführer des SINUS-Instituts. „Dort, wo man selbst im Kontakt mit Menschen und Kulturen seinen Horizont erweitern kann, präsentieren sich die Deutschen als sehr aufgeschlossen. Sobald sie jedoch das Gefühl haben, keine Kontrolle mehr zu haben, machen sich Ängste breit.“

Bei der Vorstellung, selbst von Flucht betroffen zu sein, wäre für den Großteil (54 Prozent) die Trennung von der Familie am schwersten und für 17 Prozent die Trennung von der vertrauten Umgebung. Nur 14 Prozent fänden das Erlernen einer neuen Sprache am schwierigsten und 6 Prozent das Einfinden in eine neue Kultur.

Hilfsbereitschaft für Flüchtlinge hoch - so lange man selbst nichts tun muss

Zwei Drittel der Befragten (69 Prozent) sind der Ansicht, dass Deutschland Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen, helfen muss. Ebenso stark setzt man auf Hilfe vor Ort: 69 Prozent sind der Ansicht, dass sich Deutschland stärker in Herkunftsländern von Einwanderern engagieren sollte, um den Anreiz zur Migration nach Europa zu reduzieren.

Geht es allerdings um die eigene Hilfsbereitschaft, sind die Befragten deutlich zurückhaltender: Ein Drittel (32 Prozent) ist bereit, Flüchtlingen mit Spenden zu helfen. 31 Prozent geben an, sich ehrenamtlich engagieren zu wollen bzw. haben dies bereits getan – bei Personen unter 24 Jahren sind es sogar 45 Prozent.

Die Studie zeigt aber auch: Die Hilfsbereitschaft variiert stark zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen. So ist das Expeditive Milieu, also die kosmopolitische Lifestyle-Avantgarde unserer Gesellschaft, überdurchschnittlich bereit, mit Spenden oder ehrenamtlicher Mitarbeit zu helfen (43 Prozent bzw. 47 Prozent). Knapp dahinter folgt das gesellschaftskritische und solidarisch-orientierte Milieu der Sozialökologischen (45 Prozent bzw. 41 Prozent). Die geringste Bereitschaft haben die Prekären, die selbst in schwierigen Verhältnissen leben und sich benachteiligt fühlen (jeweils 12 Prozent). Mehr Informationen zu diesen Gruppen finden sich auf der Homepage des SINUS-Instituts.

Übrigens: Unsere österreichischen Nachbarn beschäftigen sich noch intensiver mit dem Thema Migration und Flucht. Das hat unser Kooperationspartner INTEGRAL herausgefunden. So finden mit 76 Prozent deutlich mehr Österreicher als Deutsche (69 Prozent), dass Menschen auf der Flucht geholfen werden muss. Auch das stärkere Engagement in den Herkunftsländern fordern Österreicher mit 80 Prozent wesentlich häufiger als die Deutschen (69 Prozent). Weiterhin fällt die Bereitschaft, mit Spenden zu helfen, in Österreich mit 37 Prozent etwas höher aus als hierzulande (32 Prozent). Allerdings sind die Menschen dort bei ehrenamtlicher Hilfsbereitschaft mit 27 Prozent (im Vergleich zu 31 Prozent) etwas zurückhaltender.

Methodischer Hinweis:

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.028 Personen zwischen dem 22. und 29. November 2017 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.

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