Jüngere Deutsche zeigen sich kritischer gegenüber dem Einsatz der Kölner Polizei in der Silvesternacht und Racial Profiling.
In den USA hingegen läuft nach mehrjährigen Protesten gegen Polizeikontrollen und Racial Profiling von Schwarzen und Latinos bereits länger. Immer wieder kontrollieren amerikanische Polizisten in den USA vor allem schwarze und dunkelhäutige Amerikaner. Als Racial Profiling werden Polizeikontrollen bezeichnet, die ohne konkreten Verdacht und wegen der Hautfarbe der Betroffenen durchgeführt werden. Seit der Kölner Silvesternacht 2016/2017 hat auch Deutschland eine Racial Profiling Debatte, zumindest eine kleine. Berichte mehrerer Reporter über Kontrollen und anschließendes Festhalten nordafrikanisch aussehender Männer am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht hatten das nahegelegt. Die Grünen Vorsitzende Simone Peter und Amnesty International hatten daraufhin die Kölner Polizei kritisiert, viele andere Politiker stellten sich vorbehaltlos hinter den Polizeieinsatz.
Aktuelle YouGov-Umfragedaten zu diesem Thema zeigen: Die Mehrheit der Deutschen denkt, dass die Kölner Polizei alles richtig gemacht hat. 52 Prozent der Deutschen sagen, die Kölner Polizei hat in der Silvesternacht alles richtig gemacht. Drei von zehn Deutschen halten das Vorgehen der Polizei insgesamt für gerechtfertigt, sehen aber einzelne Maßnahmen als problematisch an. 8 Prozent sehen den Einsatz insgesamt kritisch.
Vor allem jüngere Deutsche sagen weniger häufig, dass die Kölner Polizei alles richtig gemacht hat. Bei den 18 bis 29-Jährigen sagen das 38 Prozent der Befragten, in der Generation 60+ jedoch 63 Prozent. Dementsprechend sagen die jungen Deutschen häufiger, dass einzelne Maßnahmen problematisch waren (34 zu 26 Prozent), nur wenige Junge sehen den Einsatz insgesamt kritisch.
In Deutschland ist Racial Profiling aufgrund des Gleichheitsgrundsatzes des Grundgesetzes verboten, weil Polizeikontrollen aufgrund eines konkreten Verdachts erfolgen müssen. Nach der Silvesternacht in Köln bestätigte das Bundesinnenministerium das noch einmal.
Allgemein finden 63 Prozent der Deutschen Racial Profiling unproblematisch. 27 Prozent finden Polizeikontrollen, die nicht aufgrund eines konkreten Verdachts, sondern eines allgemeinen Merkmals, wie einer ethnischen Gruppenzugehörigkeit oder Hautfarbe durchgeführt werden problematisch.
Jüngere Befragte zeigen sich kritischer. Bei den 18 bis 29-Jährigen findet nur eine knappe Mehrheit von 46 zu 43 Prozent Racial Profiling nicht problematisch, in der Generation 60+ sagt das eine deutliche Mehrheit von 72 zu 19 Prozent der Befragten.
Und 69 Prozent der Deutschen glauben, dass Racial Profiling notwendig ist für eine effektive Polizeiarbeit, 20 Prozent sehen das nicht so.
In den USA gab es immer wieder Debatten über Rassismus und Racial Profiling bei der Polizei, oft verbunden mit Polizeigewalt. Etwa nach den zufällig gefilmten Übergriffen gegen den Schwarzen Rodney King durch Polizisten in Los Angeles 1992 oder in jüngster Zeit nach dem Fall Mike Brown 2015, den anschließenden Black Lives Matter Protesten und vielen weiteren Fällen.
Im Gegensatz zu den Deutschen findet eine Mehrheit der US-Amerikaner Racial Profiling problematisch (klicken Sie sich hier durch die Daten). Das sagen 64 Prozent, 23 Prozent finden Polizeikontrollen aufgrund von Ethnie oder „race“ nicht problematisch. 60 Prozent denken zudem Racial Profiling ist nicht nötig für eine effektive Polizeiarbeit und nur 23 Prozent der Amerikaner sagen das Gegenteil. Andere Umfragedaten, die YouGov zusammen mit dem amerikanischen Cato Institute erhoben hat zeigen übrigens ein ähnliches Bild, nur bei den Republikanern unterstützt eine – allerdings knappe – Mehrheit die Polizeitaktik.
Die jahrelangen Proteste und die lange politische Debatte zum Thema in den USA scheint Spuren hinterlassen zu haben in der öffentlichen Meinung. Für Racial Profiling Gegner bleibt in Deutschland offenbar noch viel zu tun.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1042 Personen im Zeitraum vom 06. bis 10. Januar 2017 in Deutschland und 4390 Personen am 12. 01. 2017 in den USA repräsentativ befragt. Methodischer Hinweis: In Deutschland wurden zuerst die beiden allgemeinen Fragen zu Racial Profiling gefragt, dann folgte die Frage zum Polizeieinsatz in Köln.
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