Die Deutschen teilen Papst Benedikts Kritik an der katholischen Kirche in Deutschland, sehen sein Wirken als Papst aber kritisch.
Über drei Jahre hat er geschwiegen und ein zurückgezogenes Lebens geführt, jetzt hat sich Papst Benedikt XVI. zum ersten Mal seit dem Ende seiner Amtszeit zu Wort gemeldet. Im Buch „Letzte Gespräche“ kritisiert er die katholische Kirche in Deutschland als unbürokratisch und wenig lebendig und erklärt sein eigenes Wirken. Eine aktuelle YouGov-Umfrage zeigt, dass die Deutschen Benedikts Kritik an der Kirche teilen, aber ihn selber durchaus kritisch sehen.
Sechs von zehn Befragten (59 Prozent) meinen genau wie der ehemalige Papst, dass die katholische Kirche in Deutschland zu bürokratisch sei, nur 10 Prozent sehen das nicht so. Ähnlich kritisch sehen die Deutschen die Glaubenskultur in der Kirche. 57 Prozent finden, es gebe hier einen Mangel, 13 Prozent sind anderer Meinung. Die Katholiken zeigen sich dabei sogar noch etwas kritischer. Mehr noch als die Deutschen insgesamt kritisieren sie die Bürokratie der eigenen Kirche und mangelnde Glaubenskultur (71 bzw. 70 Prozent).
Aber nicht in allem stimmen die Befragten insgesamt der Bewertung des Papstes zu: So sind sie sich nicht sicher, ob Benedikt während seiner Amtszeit wirklich gezielt gegen Missstände in der Kirche vorgegangen ist. In etwa gleichem Maße stimmen sie dieser Behauptung Benedikts entweder zu (33 Prozent) oder lehnen sie ab (36 Prozent). Interessanterweise sind die ehemals eigenen „Schäfchen“ an dieser Stelle weniger kritisch: 44 Prozent sind eher oder voll und ganz der Meinung, dass Benedikt gegen Missstände vorgegangen ist.
Betrachtet man diese Ergebnisse, verwundert kaum, dass Papst Benedikt nicht so beliebt ist wie der aktuelle Papst. Nur 11 Prozent halten Benedikt für den besseren Papst, 37 Prozent sagen, das sei Franziskus. Das könnte mit daran liegen, dass die Deutschen Franziskus als „herzlich“ wahrnehmen. Fast drei Viertel (74 Prozent) finden, Franziskus pflege einen gütigen und warmherzigen Umgang mit den Menschen.
Auch hier ähneln sich die Bewertungen der Gesamtbevölkerung und der Katholiken. Letztere halten allerdings noch etwas häufiger Franziskus für den besseren Papst.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1035 Personen im Zeitraum vom 9. bis 13. September 2016 repräsentativ befragt.
Foto: ABACA/PA Images