Jeder zweite Deutsche hat schon Blut gespendet. Doch nicht jeder darf - etwas, das die Mehrheit ändern würde.
Insbesondere im Sommer, wenn viele Menschen draußen unterwegs sind und das Unfallrisiko steigt, sinken die Reserven in den Blutbanken - auch, weil weniger Menschen Blut spenden. Doch manche würden zwar gerne, dürfen aber nicht spenden. Denn wie in mehreren anderen Ländern auch sind hierzulande Homosexuelle von der Blutspende ausgeschlossen. Eine Regel, die im vergangenen Jahr vom Europäischen Gerichtshof für rechtens erklärt wurde. Aber auch eine Regel, die immer wieder kritisiert wurde - und die eine Mehrheit gerne abschaffen würde.
Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach sagen 54 Prozent der Befragten, dass auch Homosexuelle Blut spenden dürfen sollten, 30 Prozent sind dagegen. Vor allem Millenials haben kein Verständnis für das Verbot: Von den Bis-29-Jährigen würden zwei Drittel (65 Prozent) eine Zulassung homosexueller Menschen zur Blutspende befürworten, bei den Über-60-Jährigen sind es hingegen nur noch 47 Prozent. 37 Prozent der älteren Befragten sprechen sich gegen eine Zulassung aus.
Begründet wird das Verbot vor allem mit der höheren HIV-Ansteckungsrate bei homosexuellen Menschen wie bei Prostituierten und anderen Menschen mit häufig wechselnden Geschlechtspartnern. Vieles deutet allerdings darauf hin, dass monogame Homosexuelle sich nicht wesentlich häufiger mit HIV oder anderen Krankheiten anstecken, als heterosexuelle Paare.
Insgesamt hat knapp die Hälfte der Befragten (44 Prozent) schon mindestens einmal Blut gespendet, jeder Dritte (32 Prozent) sogar schon mehrfach. Und viele wollen es schon bald wieder tun: 39 Prozent der Mehrfach- und 32 Prozent der Einfachspender geben an, dass sie "sehr" oder "eher wahrscheinlich" innerhalb der kommenden sechs Monate wieder zur Blutspende gehen zu wollen. Von denen, die noch nie Blutspenden waren, sagen dies nur 8 Prozent, 87 Prozent sagen, dies sei unwahrscheinlich.
Der häufigste Grund für das Nicht-Spenden sind mit Abstand dabei allgemeine "gesundheitliche Gründe" (47 Prozent), aber auch die Angst vor Spritzen und anderen medizinischen Werkzeugen (11 Prozent) und fehlende Zeit (8 Prozent). Ihre Sexualität als Begründung für das Nicht-Spenden nennen 2 Prozent der Befragten, die in naher Zukunft wahrscheinlich nicht spenden werden. Und 7 Prozent sagen: "Ich kann kein Blut sehen".
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1035 Personen im Zeitraum vom 10. bis 14. Juni 2016 repräsentativ befragt.
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