Nur 8 Prozent der Männer bezeichnen sich als Feministen - und auch der Anteil der Feministinnen ist in Deutschland niedriger als anderswo.
Als die Süddeutsche Zeitung vor einiger Zeit nach eigenen Angaben mehr als 50 Männer fragte, "ob sie sich als Feministen bezeichnen und das öffentlich auch so sagen würden", sagten die meisten ab. Die Absage lautete meist gleich: Der Nagefragte "sei natürlich für Feminismus. Er könne das aber leider nicht offen sagen, das würde dann nur falsch verstanden werden." Haben die Männer Angst vor dem Wort Feminismus? Und ist es überhaupt möglich, als Mann Feminist zu sein? Darüber gibt eine aktuelle YouGov-Umfrage Auskunft, in der insgesamt gut 2000 Personen zu den Themen Gleichberechtigung und Feminismus befragt wurden.
Demnach würden sich insgesamt nur 8 Prozent der Männer als Feministen bezeichnen, jede fünfte Frau (20 Prozent) sieht sich selbst als Feministin. Auch ein Altersgefälle ist dabei erkennbar - und zwar bei beiden Geschlechtern. So bezeichnen sich etwa doppelt so viele junge Männer zwischen 18 und 24 Jahren (13 Prozent) wie ältere Männer über 55 Jahren (6 Prozent) als Feministen, bei den Frauen liegen die beiden Altersgruppen deutlich näher beieinander (23 bzw. 17 Prozent). Insgesamt scheint das Wort "Feminismus" in Deutschland aber deutlich abschreckender zu sein als anderswo. Sowohl in den USA als auch in Großbritannien sehen sich mehr Menschen als Feministinnen und Feministen.
Immerhin ein Drittel der Befragten (31 Prozent) - und zwar interessanterweise ähnlich viele Frauen wie Männer - bestreiten gleichzeitig aber, dass Männer überhaupt Feministen sein können. Allerdings: Mit 45 Prozent sehen dabei deutlich mehr keinen Widerspruch.
Dass feministische Forderungen wie zum Beispiel die gleiche Bezahlung von Männern und Frauen richtig sind, darüber sind sich die allermeisten Männer (89 Prozent) und Frauen (94 Prozent) einig - ähnliches gilt grundsätzlich auch für die Erledigung des Haushalts und die Erziehung der Kinder. Nur bei der Umsetzung der Forderung sind Männer und Frauen unter Umständen unterschiedlicher Meinung: Der Aussage "Die Gleichberechtigung von Männern und Frauen ist in Deutschland verwirklicht" etwa stimmt mit 55 Prozent die Mehrheit der Männer zu, von den Frauen allerdings nur gut jede Dritte (37 Prozent).
Aber wieso sind dann nicht mehr Menschen, insbesondere Frauen, Feministinnen bzw. Feministen? Zumindest bei letzteren gibt es einen Hauptgrund: 50 Prozent der Frauen, die sich nicht als Feministin ansehen, begründen das damit, dass aus ihrer Sicht Feministinnen und Feministen meist zu extrem sind. 34 Prozent von ihnen geben als Grund an, dass Frauen und Männer nun einmal unterschiedlich seien.
Beides sind auch häufige Gründe für Männer, sich nicht als Feministen anzusehen - beide werden von etwa einem Drittel (34 bzw. 35 Prozent) genannt. Dazu kommt als dritter häufig genannter Grund: "Weil Frauen und Männer heute schon gleichberechtigt sind" (33 Prozent).
Doch das sehen - siehe oben - ja Viele etwas anders.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 2143 Personen im Zeitraum vom 29. April bis 6. Mai 2016 repräsentativ befragt.
Foto: Alex Milan Tracy/Demotix/Press Association Images