Die Positionierung von Kirchenvertretern gegen Donald Trump und AfD werden von vielen Deutschen begrüßt – obwohl noch vor kurzem weniger politische Einmischung gewünscht wurde.
Sowohl der Papst als auch deutsche Kirchenobere haben sich in den vergangenen Monaten politisch positioniert. So werden in mehreren Städten in Deutschland während der Demonstrationen von Pegida-Ablegern und der AfD demonstrativ die Lichter in großen Kirchen gelöscht, vom Katholikentag wurde die Partei ausgeladen. Und Papst Franziskus sagte über Donald Trump: „Jemand, der Mauern anstelle von Brücken bauen will, ist kein Christ.“
Von der Mehrheit der Deutschen werden die aktuellen Einmischungen der katholischen Kirchenführer begrüßt. Das zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage. Demnach befürworten 58 Prozent der Befragten – und 63 Prozent der Katholiken – die Trump-Aussagen des Pontifex, 24 Prozent (Katholiken: 23 Prozent) lehnen solche Einmischungen ab. Ebenfalls viele Befürworter hat die Positionierung der deutschen Katholiken durch Aussagen verschiedener Bischöfe und das Lichtausschalten während der Demonstrationen: 51 Prozent der Befragten finden es gut, dass die Vertreter der Amtskirche sich gegen AfD und Pegida stellen, 30 Prozent lehnen dies ab. Auch hier unterscheidet sich das Meinungsbild unter den Katholiken kaum vom Rest der Bevölkerung: 54 Prozent von ihnen befürworten die Positionierung, 29 Prozent lehnen sie ab.
Allerdings: Der Ruf der katholischen Kirche ist nach wie vor schlecht – Positionierung hin oder her. Lediglich 20 Prozent der Befragten stehen der katholischen Kirche positiv gegenüber, 64 Prozent negativ. Selbst von den eigenen Mitgliedern steht nur knapp die Hälfte (48 Prozent) der Kirche positiv gegenüber, 41 Prozent haben ein negatives Bild. Im Vergleich zum November, als in einer YouGov-Umfrage schon einmal nach dem Bild der katholischen Kirche gefragt wurde, haben sich die Zahlen dabei kaum verändert. Damals standen 21 Prozent aller Befragten und 47 Prozent der Katholiken der Kirche positiv gegenüber, 61 bzw. 42 Prozent negativ.
Interessant ist aber auch: Eigentlich wünscht sich die Mehrheit der Deutschen weniger Einmischung der Kirchen in die Politik. Das hatte im Sommer eine YouGov-Umfrage ergeben. Allerdings hatte es auch damals Ausnahmen gegeben: Drei von vier Befragten befürworteten die Einlassungen des Papstes zur Klimapolitik.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1240 Personen im Zeitraum vom 23. bis 26. Februar 2016 repräsentativ befragt.
Foto: Gregorio Borgia/AP/Press Association Images