Mehrheit will weniger religiösen Einfluss auf die Politik

Juli 24, 2015, 12:00 vorm. GMT+0

Zwei Drittel der Deutschen finden, Religion sollte einen kleineren Einfluss auf die Politik haben als derzeit. Auch bei Katholiken und Protestanten gibt es dafür eine Mehrheit.

Eine Staatskirche gibt es in Deutschland seit beinahe 100 Jahren nicht mehr. Allerdings treibt der Staat zum Beispiel für die beiden großen Kirchen die Kirchensteuer ein. Und Bischöfe und Kardinäle haben bis heute viel Einfluss – auch politisch. Zudem haben die beiden Unionsparteien das „christlich“ zumindest in ihrem Namen – wenn auch in den Augen Vieler zu Unrecht.

Aber ohnehin wollen die meisten Deutschen nicht, dass Religion einen zu großen Einfluss auf die Politik ausübt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach sagen knapp zwei Drittel der Befragten (64 Prozent), der Einfluss von Religion auf die Politik sollte kleiner sein als derzeit, nur 4 Prozent wünschen sich einen größeren religiösen Einfluss. Jeder Sechste (17 Prozent) sagt, das gegenwärtige Verhältnis zwischen Religion und Politik sei gerade richtig.

Grundsätzlich gilt dies auch für die Mitglieder der beiden großen Kirchen – für die Katholiken noch mehr als für evangelische Christen. Von ersteren wünschen sich 60 Prozent einen kleineren religiösen Einfluss auf die Politik und 4 Prozent einen größeren, bei letzteren sind es 56 bzw. 8 Prozent.

Wenn sie sich entweder dafür entscheiden müssten, ob sich organisierte religiöse Gruppen ganz aus der Politik raushalten sollten oder ob sie auch politisch für ihren Glauben eintreten sollten, würden vier von fünf Befragten (81 Prozent) ersteres Wählen. Nur jeder Fünfte (19 Prozent) hält es für wichtig, dass organisierte religiöse Gruppen auch politisch aktiv sind.

Auch hier gibt es nur kleine Unterschiede zwischen Protestanten, Katholiken und dem Rest der Bevölkerung. Von den Mitgliedern der beiden großen Kirchen sagen jeweils 78 Prozent, dass sich religiöse Gruppen aus der Politik heraushalten sollten, 22 Prozent sind für ein politisches Eintreten für den Glauben. Zum Vergleich: In den USA, wo die Frage ebenfalls von YouGov gestellt wurde, sprachen sich lediglich 54 Prozent der Befragten dafür aus, dass sich organisierte Religionen aus der Politik heraushalten sollten.

Allerdings gibt es eine politische Einmischung eines Kirchenoberhauptes, die fast drei von vier Deutsche gutheißen. Den Aufruf des Papstes an Politiker in aller Welt, gegen den Klimawandel vorzugehen, befürworten 72 Prozent. Nur jeder Siebte (13 Prozent) lehnt ihn ab.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1370 Personen im Zeitraum vom 26. bis 30. Juni 2015 repräsentativ befragt.

Fotos: Vandeville Eric/ABACA/Press Association Images / Markus Schreiber/AP/Press Association Images (Umfragebild)