Knapp zwei Drittel der Deutschen glauben, dass die Menschen in den letzten zehn Jahren unehrlicher geworden sind. Viele lügen auch selbst – und fühlen sich deshalb nicht schlecht.
Dass man nicht lügen soll, lernen schon kleine Kinder. Und doch erwischt man sich immer wieder dabei, nicht die Wahrheit zu sagen. Vielen Deutschen geht es so - im Privat- wie im Berufsleben. Und die meisten fühlen sich nach einer Lüge nicht einmal schlecht. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage.
Demnach hatte knapp die Hälfte der Befragten (49 Prozent) im vorhergehenden Monat mindestens einmal im Privatleben gelogen. 40 Prozent gaben an, ohne private Lüge durch den Monat gekommen zu sein. Natürlich ließ sich nicht überprüfen, ob sie nicht an dieser Stelle gelogen haben – tendenziell könnte die Zahl der monatlichen Lügner also sogar noch höher sein. Von denen jedenfalls, die zugaben, im Vormonat gelogen zu haben, sagen 39 Prozent, sie hätten sich hinterher schlecht gefühlt. 58 Prozent verneinen diese Frage.
Interessant: Während Männer und Frauen sich jeweils gleich häufig selbst der Lüge bezichtigen, haben Frauen deutlich häufiger (45 Prozent) ein schlechtes Gewissen als Männer (32 Prozent).
Dies gilt – mit Abstrichen – auch für berufliche Lügen, zu denen sich immerhin 40 Prozent derer, die im vergangenen Monat gearbeitet haben, bekennen. Von ihnen wiederum sagen 31 Prozent der Frauen und 24 Prozent der Männer, sie hätten sich nach einer Lüge während der Arbeit schlecht gefühlt.
Ob es früher besser war? Um die Frage zu beantworten, fehlen die Daten. Aus Sicht der Bevölkerungsmehrheit allerdings sind die Menschen in den vergangenen zehn Jahren eher unehrlicher geworden. Zumindest sind knapp zwei von drei Befragten (61 Prozent) dieser Meinung, lediglich 4 Prozent sagen, die Menschen seien heute ehrlicher. Immerhin knapp jeder Dritte (30 Prozent) sagt: Die Menschen sind heute weder ehrlicher noch unehrlicher als früher. Vor drei Jahren hatte YouGov die Frage auch in Großbritannien gestellt. Mit grundsätzlich vergleichbaren Ergebnissen - aber deutlich weniger Befragten, die zugaben, im vergangenen Monat gelogen zu haben.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1110 erwachsene Personen im Zeitraum vom 3. bis 6. November 2015 repräsentativ befragt.
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