Ein grundsätzliches Recht, in einem anderen Land Zuflucht zu suchen, spricht Flüchtlingen kaum jemand ab. Aber eine besondere deutsche Verantwortung sieht nur eine Minderheit.
Es könnten auch mehr als die bislang geschätzten 800.000 Flüchtlinge in diesem Jahr nach Deutschland kommen, glaubt Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft. Und Angela Merkel fordert eine „Kraftanstrengung“ der gesamten EU. "Wir sind ein Europa der Werte", sagt die Kanzlerin.
Und zu diesen Werten gehört wohl auch, dass Menschen in Not ein Anrecht haben, in anderen Ländern Zuflucht zu finden. Das jedenfalls glaubt eine überwältigende Mehrheit der Deutschen, wie eine aktuelle YouGov-Umfrage ergab. Allerdings stehe Deutschland nicht aufgrund seiner Vergangenheit besonders in der Pflicht.
In der Umfrage gaben gut vier von fünf Befragten an, dass Menschen, die vor Krieg oder Unterdrückung fliehen, grundsätzlich das Recht haben sollten, in anderen Ländern Zuflucht zu finden. Lediglich 8 Prozent würden ihnen dieses Recht absprechen. Die große Zustimmung zieht sich dabei durch alle Bevölkerungs- und Wählergruppen. Die überwältigende Mehrzahl der Menschen sowohl in Ost als auch in Westdeutschland, die meisten Männer und die meisten Frauen sowie die Mehrheit der Wähler aller im Bundestag vertretenen Parteien sowie die meisten Nichtwähler sind der Meinung, dass Flüchtlinge ein solches Recht haben sollten.
Auch in den USA hat YouGov die Frage gestellt. Dort gaben lediglich 66 Prozent der Befragten an, dass Menschen ein solches Recht haben, 11 Prozent der Befragten sind anderer Meinung.
Allerdings: Dass Deutschland aufgrund seiner Vergangenheit eine besondere Verantwortung gegenüber den heutigen Flüchtlingen hat, findet nur eine Minderheit der Befragten hierzulande. Zwei Drittel (67 Prozent) sagen, Deutschland habe keine besondere Verantwortung, lediglich jeder Vierte (26 Prozent) ist anderer Meinung. Allerdings: Von den Wählern der Grünen sieht immerhin knapp die Hälfte (46 Prozent gegenüber 52 Prozent) eine besondere historische Verantwortung.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1153 Personen im Zeitraum vom 4. bis 8. September 2015 repräsentativ befragt.
Fotos: Matthias Schrader/AP/Press Association Images / Felix Huesmann /Demotix/Press Association Images (Umfragebild)