Köln, 22.09.2017. In den letzten Wochen des Wahlkampfes erregten „Merkel muss weg“-Rufe und Beschimpfungen der Kanzlerin bei ihren Auftritten die öffentliche Debatte. Besonders in Ostdeutschland war Angela Merkel solchen Schmährufen ausgesetzt. Doch das Phänomen ist letztlich ein gesamtdeutsches. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, die heute veröffentlicht wurde.
Jeder sechste Deutsche (16 Prozent) unterstützt die „Merkel muss weg“-Rufe – trotz oder gerade wegen ihrer Schärfe. Dabei unterscheiden sich West und Ost nicht signifikant, 16 Prozent der Wähler im Westen stehen hinter der Parole, 18 Prozent der Wähler im Osten. Tatsächlich findet die Parole bei AfD-Wählern die größte Unterstützung (56 Prozent). Doch auch jeder fünfte SPD-Wähler (21 Prozent) und sogar jeder vierte Wähler der Linken (25 Prozent) unterstützt die Parole in ihrer scharfen Form. Einziger deutlicher Unterschied: im Westen treffen die „Merkel weg“-Rufer auf deutlichere Ablehnung, 71 Prozent der Westdeutschen lehnen die Rufe ab – unabhängig davon, ob sie sich Merkel als Kanzlerin wünschen oder nicht. Im Osten sind es 64 Prozent.
Im Verlauf des Wahlkampfs verzeichnete die AfD seit Februar Zuwächse in den Umfragen. Wechselwähler, die sich in den letzten Monaten der AfD zugewandt haben, nehmen sie aktuell bei bestimmten Themen deutlich kompetenter wahr als zu Beginn des Wahlkampfs. 74 Prozent dieser neuen AfD-Wähler schreiben ihrer Partei aktuell die größte Lösungskompetenz beim Thema „Ausländerpolitik und Zuwanderung“ zu. Im Februar dachten das nur 58 Prozent dieser Neu-AfD-Wähler. Beim Thema Innere Sicherheit stieg die Zuschreibung der größten Lösungskompetenz im gleichen Zeitraum von 30 auf 46 Prozent.
In Ostdeutschland vermutet jeder Dritte (34 Prozent), die AfD würde noch mehr Zustimmung erreichen, wenn sie verlässlichere Politiker hätte. Im Westen vertritt nur jeder Vierte diese Meinung. Neben den AfD-Wählern selbst (75 Prozent) denkt das auch jeder zweite FDP-Wähler (49 Prozent).
Vor welchem Hintergrund erfolgten die Zuwächse der AfD bei den Abfragen der Wahlabsichten? Trotz der positiven wirtschaftlichen Entwicklung und niedriger Arbeitslosigkeit fühlen sich vier von zehn Deutschen von der Politik im Stich gelassen. Jedoch nehmen nicht alle diese Enttäuschten die Gesamtlage negativ wahr. Deutlich weniger Befragte, nämlich 27 Prozent, meinen, Deutschland sei ein verwahrlostes Land. Immerhin fast jeder Vierte (23 Prozent) stimmt der Aussage zu, die AfD spreche nur aus, was eigentlich alle denken. Und ein Drittel der Wahlberechtigten (32 Prozent) meint, dass sich linke Parteien zu sehr um Minderheiten kümmern. Auch ein Drittel (30 Prozent) der SPD-Wähler vertritt diese Meinung.
„Rechtspopulistische Positionen finden in Deutschland Zustimmung, und zwar in breiten Teilen der Gesellschaft. Dies gilt unabhängig von Geschlecht, Alter, Bildung, regionaler Herkunft oder dem Grad des politischen Interesses“, kommentiert Peter Mannott, Teammanager Political Research bei YouGov Deutschland, die Umfrageergebnisse. „Die ‚Merkel muss weg‘-Rufe sind dafür durchaus ein Indikator. Die Kanzlerin ist für bestimmte Wählergruppen zur Reizfigur geworden, nicht nur für Anhänger der AfD.“
Die Ergebnisse der aktuellen YouGov-Umfrage können Sie unter diesem Link herunterladen: https://yougov.de/political/rechtspopulismusbtw17
Zur Befragung:
YouGov befragte im Zeitraum vom 15.09.2017 bis zum 19.09.2017 2.308 repräsentativ ausgesuchte Personen in Deutschland ab 18 Jahren in einer geschlossenen Online-Umfrage.
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