FDP-Wähler sind vom Motiv der eigenen Partei wenig überzeugt
Köln, 24.08.2017. Einen Monat vor der Bundestagswahl hängen in Deutschlands Straßen die Wahlplakate der Parteien. Marketing- und Werbeexperten bewerteten bereits die Motive: Während die FDP für ihre Plakate gelobt wird, kritisieren die Experten die SPD-Motive als beliebig. Doch wie finden die Wähler die Werbung der Parteien? Hierzu veröffentlichte das Marktforschungsinstitut YouGov heute eine repräsentative Umfrage unter den Wahlberechtigten.
Wenn unentschiedene Wähler am besten über Plakate mobilisiert werden könnten, würden die Grünen die größten Stimmenzuwächse verzeichnen. Ihr Plakat „Zukunft. kann man wollen. oder machen.“ kommt bei den Unentschiedenen am besten an. Das Motiv erreicht in dieser Gruppe 42 von möglichen 100 Punkten auf der Gesamtpunkteskala (Index über alle Bewertungsdimensionen). Auf den Plätzen zwei und drei folgen das SPD-Plakat mit Spitzenkandidat Martin Schulz („Die Zukunft braucht neue Ideen. Und einen, der sie durchsetzt“, 39 von 100 Punkten) und das FDP-Motiv mit Christan Lindner („Ungeduld ist auch eine Tugend“, 34 von 100 Punkten).
Doch wie kommen die Motive bei den eigenen Wählern der jeweiligen Partei an? Die AfD erreicht die höchste Zustimmung. Das Motiv mit Frauke Petry und Kind bewerten die AfD-Wähler mit 70 Punkten. Die Grünen-Wähler geben dem Motiv ihrer Partei 66 Punkte, die SPD- und die CDU-Motive folgen mit jeweils 64 Punkten. Überraschend: das FDP-Motiv kommt bei den eigenen Anhängern am wenigsten gut an. Das Plakat erhält 55 Punkte von der eigenen Wählerschaft und liegt damit auf dem letzten Platz.
Insgesamt, über alle Wählergruppen hinweg, gefallen die Motive der großen Parteien den Deutschen am besten – anders als den Marketingexperten. Bei den kleineren Parteien schneiden im Gesamtranking nur die Grünen vergleichbar gut ab. Das Plakat der SPD erzielt insgesamt das höchste Ergebnis mit 49 Prozent positiven Gesamturteil, gefolgt von der CDU (48 Prozent), den Grünen (48 Prozent) und der AfD (37 Prozent). Auf den letzten Plätzen liegen die Plakate der Linken (33 Prozent) und der FDP (30 Prozent). Dabei ist zu beachten, dass SPD und CDU auch die größte Anhängerschaft unter den Befragten vorweisen. Parteianhänger tendieren dazu, die Werbung anderer Parteien weniger gut zu bewerten als die der eigenen.
Auffällig ist, dass die Plakate das Bild der Parteien bei den Betrachtern nicht verbessern konnten. Kein Motiv erreicht in der Kategorie „hat mein Bild verbessert“ nennenswerte Zustimmung, nur 12 bis 21 Prozent der Befragten schreiben dies einzelnen Motiven zu, die überwiegende Mehrheit scheint unbeeindruckt zu bleiben.
„Wahlplakate helfen am ehesten dabei, eigene Wähler zu mobilisieren oder in ihrer Wahlentscheidung zu bestärken. Von daher haben die AfD und die Grünen einen guten Job gemacht. Ihre Plakate überzeugen die eigene Klientel am stärksten. Die FDP-Plakate, die in NRW noch wichtiges Mosaik in einem gelungenen Wahlkampf waren, kommen in Gesamtdeutschland weniger gut an. Allerdings spielt Wahlwerbung ohnehin nur eine vergleichsweise kleine Rolle bei der Wahlentscheidung“, erläutert Holger Geißler, Sprecher und Forschungsleiter von YouGov Deutschland.
Die Ergebnisse der aktuellen YouGov-Umfrage können Sie unter diesem Link herunterladen: https://yougov.de/political/Wahlplakatebtw17
Zur Befragung:
Das internationale Marktforschungs- und Beratungsinstitut YouGov befragte vom 11.08.2017 bis zum 18.08.2017 in einer geschlossenen Online-Umfrage 2.016 repräsentativ ausgesuchte Deutsche im Alter ab 18 Jahren zu ihrer Wahrnehmung einzelner Wahlplakate.
Die Teilnehmer wurden zu jeweils einem zentralen Werbemotiv der jeweiligen Partei befragt. Bei SPD, CDU, FDP und AfD wurden die Wahlplakate mit den Spitzenkandidaten für die Umfrage verwendet. Die Grünen und die Linke setzen bei den zentralen Motiven auf typografische Gestaltungen ohne Konterfei ihrer Kandidaten. Diese wurden auch für die Umfrage verwendet.
* Für die Betrachtung einzelner Wählergruppen (Parteiwähler, Nicht-Wähler) wurde aus den zahlreichen Bewertungskategorien ein Gesamtindex errechnet. Das Gesamtergebnis kann dabei von 0 bis 100 Punkte reichen.
** Bei der Betrachtung einzelner Bewertungskategorien wie zum Beispiel „gefällt mir“ oder „hebt sich ab“ wird die konkrete Zustimmungsrate in Prozent genannt.
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