In 18 der 19 untersuchten Ländern sehen mehr Menschen die Globalisierung eine positive Kraft, eine Nation zeigt sich besonders globalisierungskritisch.
Die Globalisierung hat einen schlechten Ruf könnte man meinen. Zumindest gefühlt - nach einem Blick auf Proteste gegen Freihandel, zunehmende protektionistische Handelspolitik, und zuletzt globalisierungskritische Untertöne etwa im US-Wahlkampf.
Eine YouGov-Umfrage unter mehr als 20.000 Befragten in 19 Ländern zeigt jedoch, dass die Menschen insgesamt die steigende Mobilität von Produkten, Menschen und Kultur als etwas Gutes bewerten, mit oft großen Mehrheiten.
Vor allem in den Ländern, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten am Meisten von der Globalisierung profitiert haben, ist der weltweite Austausch von Ideen, Jobs und Personen populär: In den ärmeren Regionen Ost- und Südostasiens. Hier bewerten mehr als 70 Prozent die Globalisierung positiv, in Vietnam sind es sogar 91 Prozent.
Mit einer Ausnahme ist auch in Europa die Unterstützung für die Idee der Globalisierung stark, mehr als die Hälfte aller Befragten sagen „Globalisierung ist etwas Gutes“.
Gleichzeitig jedoch gibt es eine weitverbreitete Ansicht, dass die Reichen die Hauptprofiteure der Globalisierung sind. In 16 von 19 Ländern stimmen mehr Menschen der Aussage zu, dass Wohlhabende und nicht normale Bürger mehr profitiert haben vom globalen Waren- und Personenverkehr.
Unter der Oberfläche
Auch wenn weltweit die Globalisierung als Konzept grundsätzlich befürwortet wird: Bei der Untersuchung ihrer Elemente zeigt sich ein deutlich differenzierteres Bild. Obwohl es in einer globalisierten Welt globale Produktionsketten gibt und Länder in gegenseitiger Abhängigkeit voneinander sind, auch um ihre eigenen Bedürfnisse zu stillen, gibt es vor allem in Asien einen großen Wunsch nach wirtschaftlicher Unabhängigkeit. 78 Prozent der Befragten in Indonesien etwa, geben an, das Land müsse in der Lage sein sich selbst zu versorgen ohne auf Importe angewesen zu sein. 57 Prozent der Inder und 53 Prozent der Philippinos denken so. Doch auch in Europa ist diese Ansicht verbreitet: 52 Prozent der Franzosen denken genauso.
Auch ein weiterer Aspekt die Globalisierung von Menschen in Form von Migration sorgt für ein deutlich unklareres Bild. Migranten sind am beliebtesten in den stark von migrantischen Arbeitskräften geprägten Arabischen Emiraten, aber auch in Staaten, die durch Migranten gegründet wurden, wie Australien und den USA. Deutschland und die skandinavischen Länder befinden sich im Mittelfeld. Besonders unbeliebt sind Migranten in Frankreich und Indonesien.
Das wohl interessanteste Ergebnis der Umfrage ist der französische „Globalisierungsblues“. In sechs der elf Fragen zeigen die Franzosen die negativsten Einstellungen zur Globalisierung. Die Ernüchterung der Franzosen ist groß: Bei unseren westlichen Nachbarn sagen 21 Prozent der Befragten, dass Frankreich ein schlechteres Land als andere Länder ist – ein Wert, der sonst nur in Entwicklungsländern zu beobachten ist. 4 Prozent der Franzosen sagen sogar, dass ihr Land das schlechteste auf der Welt ist. Nur in Vietnam sagen dies genauso viele Menschen.
Die Umfrage enthält also schlechte Nachrichten für die, die einen Sieg der sich globalisierungskritisch gebenden radikalen Rechten in Frankeich bei den französischen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen befürchten. Das gilt umso mehr, als eine aktuelle YouGov-Studie in Kooperation mit der Cambridge University ergab, dass 63 Prozent der französischen Wähler autoritär-populistisch eingestellt sind.
Die Jugend ist globalisierungsfreundlich
Auch wenn sie die nahe Zukunft Frankreichs noch nicht bestimmen werden, die französische Jugend ist sehr globalisierungsfreundlich eingestellt. Während insgesamt nur 37 Prozent der Franzosen die Globalisierung für etwas Gutes halten, tun das unter den 18 bis 24-jährigen Franzosen 77 Prozent. Dieses Muster zeigt sich in der Umfrage in Ländern auf der ganzen Welt.
Die Umfrage wurde im Oktober 2016 durchgeführt. Sehen Sie hier ausgewählte Ergebnisse.
Foto: Press Association Images