29 Prozent der Deutschen könnten sich vorstellen, in einer Bürgerwehr mitzumachen - das sind allerdings ziemlich genauso viele wie vor einem Jahr.
In Deutschland sei es so sicher wie noch nie, sagte der Kriminologe Christian Pfeiffer in dieser Woche im Interview mit dem Deutschlandfunk. Und trotzdem beobachten Behörden und Politiker mit Sorge, dass sich insbesondere seit der Kölner Silvesternacht immer mehr - oft von Rechtsradikalen unterwanderte - Bürgerwehren gründen.
Grundsätzlich könnte es sich sogar gut jeder vierte Deutsche vorstellen, bei einer solchen "Bürgerwehr" mitzumachen - obwohl die große Mehrheit Gewalt eigentlich ablehnt. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Dabei gaben 29 Prozent der Befragten (und sogar 33 Prozent der Männer) an, sich grundsätzlich vorstellen zu können, bei einer Bürgerwehr mitzumachen, die auch mit körperlicher Gewalt ihre Interessen schützt, wenn der Staat es nicht tut. 57 Prozent schließen dies für sich aus. Die Zahl mag hoch erscheinen, hat sich aber innerhalb des vergangenen Jahres nicht verändert. Denn als die Fragen im Januar 2015 schon einmal gestellt wurden, konnten es sich auch schon 28 Prozent der Befragten vorstellen, bei einer Bürgerwehr mitzumachen.
Überhaupt lehnt ein Großteil der Befragten körperliche Gewalt grundsätzlich ab - außer es geht um Selbstverteidigung. So stimmen zwei Drittel (66 Prozent) der Aussage "Ich persönlich lehne körperliche Gewalt komplett ab" zu, 21 Prozent sind anderer Meinung - wobei insbesondere Ältere (Über-55-Jährige: 73 Prozent) und Frauen (72 Prozent) dieser Meinung sind. 76 Prozent geben an, sich körperlich zu wehren, wenn sie jemand körperlich angreift, nur 9 Prozent tun dies nicht. Auch diese Werte haben sich im Laufe des Jahres 2015 nicht oder kaum verändert.
Etwas größer ist hingegen die Zustimmung zu einer dritten Aussage: 37 Prozent der Befragten sagen, es gebe Situationen im Leben, in denen nur körperliche Gewalt weiterhilft. Vor einem Jahr sagten dies lediglich 32 Prozent. Den Unterschied machen hier die weiblichen Befragten: 2015 stimmten der Aussage lediglich 23 Prozent von ihnen zu, jetzt sind es 33 Prozent.
Die Ergebnisse deuten damit auf eine Erklärung hin, die auch Experten für den hohen Zulauf der Bürgerwehren nennen: Der polizeiliche Kontrollverlust und die Angst vor "rechtsfreien Räumen". Dass es solche gibt, glaubte im Januar jeder Zweite.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1246 Personen im Zeitraum vom 26. bis 29. Januar 2016 repräsentativ befragt.
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