Was Frauenrechte und Flüchtlinge miteinander zu tun haben

Januar 18, 2016, 12:51 nachm. GMT+0

Wer sich für die Gleichberechtigung von Mann und Frau einsetzt, ist tendenziell auch eher flüchtlingsfreundlich. Doch in manchen Fragen sind sich die Meisten einig.

Auch wenn einige Politiker und Aktivisten vor einer Vermischung von Sexismus, Gewalt und der Flüchtlingskrise warnen – spätestens seit der sexualisierten Gewalt am Kölner Hauptbahnhof werden die Themen in der Öffentlichkeit häufig gemeinsam thematisiert. Schließlich stammte ein Großteil der Täter laut Polizeiangaben aus Nordafrika.

Doch viele Deutsche sorgen sich darum, dass Rechtspopulisten und -extremisten die Ereignisse nun instrumentalisieren. Und: Wer beim Thema Gleichberechtigung eher progressiv ist, ist dies tendeziell auch eher bei der Flüchtlingsfrage. Das zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage.

Dabei wurden anhand von jeweils fünf Statements, zu denen die Zustimmung bzw. Ablehnung abgefragt wurde, zwei Indizes gebildet. Einer für die Grundeinstellung zum Thema Flüchtlinge und Migration – hier wurde zum Beispiel die Zustimmung zu den Sätzen „Auf lange Sicht wird Deutschland von den Flüchtlingen profitieren“ und „Flüchtlinge sollten sobald wie möglich in ihr Heimatland zurückkehren“ abgefragt. Der zweite Index bezieht sich dagegen auf die Einstellungen zur Gleichberechtigung von Mann und Frau und basiert methodisch auf einem schon im November genutzten Index.

Setzt man nun die beiden Indizes in Verbindung, zeigt sich ein interessantes Bild. Denn wer auf dem Gleichstellungsindex einen positiven Wert erreicht – der für eher progressive Ansichten steht – hat deutlich häufiger (38 statt 25 Prozent) auch eher progressive bzw. liberale Ansichten zu Flüchtlingsthemen.

Allerdings: Mit direkterem Blick auf die derzeitige Situation ist die Einstellung zum Thema Frauenrechte – vor allem im Gegensatz zur Einstellung bei der Flüchtlingsfrage, kein guter Indikator. So sind zum Beispiel etwa gleich viele Befragte, die eher progressiv in Sachen Gleichberechtigung eingestellt sind (63 Prozent), der Meinung, dass die Flüchtlinge die Sicherheit hierzulande gefährden, wie Befragte, die eher konservative Ansichten bei dem Thema haben (66 Prozent). Lediglich die, die der Aussage „voll und ganz“ (und nicht nur „eher“) zustimmen würden, sind bei den konservativ eingestellten größer (46 zu 35 Prozent). Eine Unterteilung anhand der Einstellungen zu Flüchtlingen und Migranten ist in dieser Frage sinnvoller – 83 Prozent Zustimmung bei den eher konservativen, 30 Prozent bei den eher liberalen sind ein deutlicherer Unterschied.

Einen deutlich kleineren Unterschied macht es hingegen bei einer weiteren Aussagen – der die Mehrheit in allen Gruppen zustimmt. Selbst von denen, die tendenziell liberale Einstellungen in der Flüchtlingsfrage vertreten, sagen 77 Prozent, dass die Ereignisse zeigten, dass bei vielen Flüchtlingen und Migranten ein problematisches Frauenbild existiert, bei den eher konservativen sind es sogar 95 Prozent.

Doch in noch einer anderen Frage sind sich die Meisten einig: „Die Ereignisse werden von Rechtsextremen und Rechtspopulisten für ihre Zwecke ausgenutzt.“ Dem stimmen 86 Prozent der Befragten – und eine deutliche Mehrheit sowohl bei den eher konservativen wie auch den eher progressiven bzw. liberalen in beiden Indizes – zu.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1261 Personen im Zeitraum vom 12. bis 15. Januar 2016 repräsentativ befragt. Für die Indizes wurde die Zustimmung bzw. Ablehnung zu jeweils 5 Statements abgefragt, um Indexwerte zwischen -5 und 5 zu erhalten - wobei positive Werte auf eine eher liberale bzw. progressive Einstellung hinweisen, negative auf eine eher konservative Haltung.

Foto: dpa

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