Eine Umfrage in sieben europäischen Ländern zeigt, dass in Deutschland besonders viele Menschen für einen „Grexit“ sind. Doch dass er kommt, glaubt auch woanders die Mehrheit.
Noch immer gibt es zwischen Griechenland und seinen internationalen Gläubigern keine Einigung. Die Zeit wird langsam knapp: Ende des Monats wird ein Kredit beim IWF fällig. Und ohne eine Verlängerung des Hilfspakets könnte Athen diesen nicht bezahlen. Der Staat wäre wohl bankrott. Das wiederum könnte zum Ausscheiden aus der Eurozone – dem „Grexit“ – führen.
Eine aktuelle Umfrage im Rahmen des YouGov Eurotrack zeigt, dass in mehreren Ländern Europas die Menschen tendenziell eher für als gegen einen Grexit sind. Allerdings wird ein Ausscheiden nirgendwo so sehr befürwortet wie in Deutschland. 53 Prozent der Befragten hierzulande sagen, Griechenland solle die Eurozone verlassen, 29 Prozent sagen, das Land solle bleiben. Bei einer wortgleichen Umfrage wenige Tage zuvor hatten sogar 58 Prozent für einen Grexit gestimmt.
Insgesamt wurden im Rahmen des YouGov Eurotrack Menschen in sechs weiteren Ländern befragt, darunter fünf Mitglieder der EU und zwei Mitglieder der Eurozone. Ähnlich hoch wie in Deutschland ist der Anteil der Grexit-Befürworter in Finnland, wo ebenfalls mit dem Euro bezahlt wird. Dort ist knapp die Hälfte (47 Prozent) für ein Ausscheiden Griechenlands, nur jeder Vierte (26 Prozent) für einen Verbleib.
In Schweden und Großbritannien, die zwar beide Mitglied der EU sind, aber nicht Teil der Eurozone, ist hingegen nur jeweils gut ein Drittel (35 Prozent) für den „Grexit“, ein Viertel (26 Prozent) dagegen. Besonders groß ist hier die Gruppe derer, die keine Angaben machen wollten oder konnten. Besonders gespalten scheinen die Franzosen: Dort liegen die Grexit-Befürworter (33 Prozent) fast gleichauf mit den Gegnern (36 Prozent).
Mehr Einigkeit innerhalb Europas gibt es bei der Frage, wie wahrscheinlich ein Grexit in den kommenden sechs Monaten ist. Hier sind die Deutschen keineswegs am sichersten: In Dänemark glauben 62 Prozent der Befragten, ein Ausscheiden sei wahrscheinlich, nur jeder Fünfte (20 Prozent) hält es für unwahrscheinlich. Auch in Großbritannien gibt es mehr Befragte (59 Prozent), die einen Grexit für wahrscheinlich halten als in Deutschland (56 Prozent).
Dabei ist deren Anteil hierzulande innerhalb weniger Tage noch einmal gestiegen. Mitte des Monats hatten nur 49 Prozent der Befragten gesagt, ein Ausscheiden innerhalb von sechs Monaten sei wahrscheinlich, im Mai sogar nur 39 Prozent.
Im Januar hatte YouGov im Rahmen des Eurotrack schon einmal zum Thema Grexit gefragt. Schon damals tendierten in allen sieben Ländern die Menschen dazu, dass ein Grexit eher gut als schlecht wäre.
Für den aktuellen YouGov Eurotracker wurden insgesamt 7861 Personen vom 19. bis 24. Juni 2015 repräsentativ befragt: 1653 Briten, 1648 Deutsche, 1004 Franzosen, 1008 Dänen, 1011 Schweden, 974 Finnen und 563 Norweger. In Deutschland wurde die Befragung im Rahmen des YouGov Omnibus durchgeführt.
Fotos: Petros Karadjias/AP/Press Association Images