Der Anteil derer, die für einen Ausstieg Griechenlands aus der Eurozone sind, ist im Juni wieder gestiegen. Und immer mehr Deutsche glauben, dass es bald zum Grexit kommen wird.
Der Konflikt um die griechischen Staatsschulden spitzt sich weiter zu. Am vergangenen Wochenende reisten die Verhandlungsführer des IWF von den Verhandlungen in Brüssel ab, ohne Ergebnisse erzielt zu haben. Eine Staatspleite und damit ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euroraum wird immer häufiger thematisiert.
Immer mehr Deutsche halten einen solchen „Grexit“ innerhalb der kommenden sechs Monate für wahrscheinlich. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach hält es etwa die Hälfte der Befragten (49 Prozent) für „eher“ oder „sehr wahrscheinlich“, dass Griechenland im nächsten halben Jahr die Eurozone verlässt, 41 Prozent halten es für „eher“ oder „sehr unwahrscheinlich“.
Im Mai, als YouGov die Frage schon einmal stellte, war das Verhältnis noch umgekehrt. Damals hielt die Hälfte der Befragten (50 Prozent) einen Ausstieg für unwahrscheinlich, 39 Prozent hielten ihn für wahrscheinlich.
Auch der Wunsch nach einem Grexit ist wieder gestiegen – aber nur leicht: 58 Prozent der Befragten gaben bei der aktuellen Umfrage an, dass sie es vorziehen würden, wenn Griechenland die Eurozone verlässt. Das sind zwar mehr Grexit-Befürworter als im Mai, aber weniger als im März. Damals hatten sich 59 Prozent für und lediglich 23 Prozent gegen ein Ausscheiden Griechenlands ausgesprochen.
Wie schon in den Vormonaten sind die Wähler von SPD (63 Prozent) und Union (61 Prozent) besonders häufig dafür, dass Griechenland die Eurozone verlässt – vor allem im Vergleich zu den Anhängern der Grünen. Dort gibt es sogar leicht mehr Grexit-Gegner (45 Prozent) als -Befürworter (41 Prozent).
Kaum Veränderungen gibt es zudem in der Bewertung der Verhandlungen. Wie schon im Vormonat sind mehr Befragte der Meinung, dass die Euro-Gruppe in den Verhandlungen die Oberhand hat (43 Prozent). Das sind leicht weniger als im Mai (48 Prozent). Gleichzeitig stieg der Anteil derer, die Griechenland „vorne“ sehen, von 14 auf 18 Prozent. Eine größere Gruppe (28 Prozent) findet nach wie vor, dass keine der beiden Gruppen zur Zeit in den Verhandlungen die Oberhand hat.
Bis zum 30. Juni kann die aktuelle Tranche aus dem Rettungspaket noch ausgezahlt werden, dann verfällt sie. Ein Scheitern der Verhandlungen würde nach Meinung vieler Experten und Politiker einen "Grexit" wahrscheinlicher machen. Zwangsläufig wäre er aber wohl nicht.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1286 Personen im Zeitraum vom 12. bis 16. Juni 2015 repräsentativ befragt.
Fotos: Geert Vanden Wijngaert/AP/Press Association Images / Athanasios Gioumpasis/Demotix/Press Association Images (Umfragebild)