Jung und Alt sind sich einig, was sich gehört und was nicht. Und doch glauben viele, dass die Menschen früher höflicher waren.
Früher war nicht alles besser. Aber die Menschen waren immerhin höflicher – zumindest nach Ansicht von drei Vierteln (75 Prozent) der Bevölkerung. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Nur jeder 25. (4 Prozent) Befragte ist der Meinung, dass die Menschen heute höflicher sind, immerhin jeder Sechste (16 Prozent) glaubt, dass sich nicht viel in Sachen Höflichkeit verändert hat.
Dabei sind sich Jung und Alt eigentlich ziemlich einig, was sich gehört, und was nicht. In allen Altersgruppen sagen mindestens neun von zehn Deutschen, zum Beispiel, dass man in der Bahn seinen Platz räumen sollte, wenn eine alte oder schwangere Person einsteigt – insgesamt sind 94 Prozent dieser Meinung.
Ein ähnliches Bild gibt es bei einem moderneren Verstoß gegen die Höflichkeit: Neun von zehn Deutschen (91 Prozent) finden es unhöflich, wenn Menschen während eines Gespräches ständig auf ihr Handy schauen. Zwar lehnen jüngere Leute so etwas nicht so stark ab wie ältere (97 Prozent bei den Über-55-Jährigen), aber auch bei den 18-24 gibt es eine riesige Mehrheit, die den ständigen Blick aufs Mobiltelefon unhöflich findet.
Und selbst bei einer eher altmodisch anmutenden Regel gibt es eine relativ große Übereinstimmung zwischen den Genrationen: Sieben von zehn 18- bis 24-Jährigen (68 Prozent) und sogar 86 Prozent der Über-55 Jährigen sind der Meinung, dass Männer Frauen die Tür aufhalten und den Vortritt lassen sollten.
Aber warum glauben dann so viele Leute, dass die Menschen früher höflicher waren als heute? Ein Grund könnte fehlender Respekt sein. Drei von vier Deutschen (76 Prozent) finden, dass junge Leute zu wenig Respekt vor älteren Menschen haben. Und auch hier sind sich die, die angeblich zu wenig Respekt haben, und die, die mehr Respekt bekommen sollten, weitgehend einig: Zwei Drittel (64 Prozent) der 18- bis 24-Jährigen und vier von fünf Über-55-Jährigen wünschen sich mehr Respekt gegenüber älteren Menschen.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1028 Personen im Zeitraum vom 7.04. bis 10.04.2015 repräsentativ befragt.
Fotos: Ben Birchall/PA Wire