Krank zur Arbeit: „Oft kann man einfach nicht zu Hause bleiben“

Philipp SchneiderHead of Marketing
März 30, 2015, 2:45 nachm. GMT+0

Keine Zeit wegzubleiben, Vorbild sein im Betrieb, Akzeptanz für Abwesenheit fehlt, schlechtes Gewissen, Krankheit ist nicht schlimm – das sind Gründe, warum Arbeitnehmer trotz Erkältung oder Grippe arbeiten und nicht zu Hause bleiben. In einer qualitativen YouGov-Studie wurden die Einstellungen zum Umgang mit diesen Krankheiten von Befragten verschiedenen Alters und Geschlechts erfasst. Sich im Krankheitsfall tatsächlich auch von der Arbeit fernzuhalten ist keine Gewohnheit mehr sondern mitunter regelrecht verpönt. Weder wird dann an eigene Ruhebedürfnisse noch an den Schutz der Kollegen vor Ansteckung gedacht. Ein Befragter fasst die allgemeine Zwangslage zusammen: „Oft kann man einfach nicht zu Hause bleiben.“

„Viele Deutsche plagt neben einem schlechten Gewissen auch ein diffuser Druck wenn sie nicht zur Arbeit erscheinen, obwohl sie krank sind“, sagt Dr. Anna Schneider, Studienleiterin und verantwortlich für qualitative Forschung bei YouGov. „ Das Kollegen angesteckt werden könnten wird dabei bewusst in Kauf genommen. Solange es geht wird dann versucht die Symptome durch Selbstmedikation schnell und effektiv zu unterdrücken um trotz Einschränkungen vermeintlich volle Leistung bringen zu können. Hierdurch steigt für Unternehmen die Gefahr, dass mehrere Mitarbeiter gleichzeitig durch eine Krankheit beeinträchtigt werden oder bei Verschleppen der Infekte langfristig ausfallen“.

Mit Vitamin C und Zink gegen die Grippe

Die Mehrheit der Befragten versucht sich durch bestimmte Vorsorge-Maßnahmen vor der Grippe zu schützen. Dazu zählen spezielle Ernährung, Einnahme von Vitamin C und Zink, Aufenthalt an der frischen Luft, Sport und Sauna. Einer schweren Grippe könnte eine entsprechende Impfung vorbeugen, doch manche sehen keine Notwendigkeit. Diejenigen, die sich haben impfen lassen, berichten von positiven Erfahrungen. „Einige der Befragten gaben an, auch ohne Impfung nicht krank zu werden. Ihnen sind die Gründe für eine Impfung nur schwer zu vermitteln“, sagt Dr. Anna Schneider. „Die Skepsis der Teilnehmer gegenüber der Grippe-Impfung ist teilweise in der Angst begründet, dass diese schaden könnte. Viele meinen, dass man trotz der Impfung krank werden kann oder auch gerade aufgrund dieser. Auch hier spielen diffuse Ängste eine Rolle sowie ein Gefühl eigener Unverletzbarkeit“, so Schneider weiter.

Eine quantitative Studie des Marktforschungsinstituts YouGov aus dem Februar 2015 zeigte: 29 Prozent der Deutschen nutzen bei einer Erkältung „sehr häufig“ oder „häufig“ apothekenpflichtige Medikamente wie zum Beispiel Aspirin. 30 Prozent greifen ebenso oft zu Gesundheitstees.

Über OnmibusQualitative

Auf Basis des „YouGov OmnibusQualitative“ wurden 14 Personen (ausgehend von Mikrozenzus-Daten ausgewogene Zusammensetzung nach Alter und Geschlecht für Deutschland) in einer online-gestützten Fokusgruppe am 17.03.2015 zehn Minuten lang befragt. Das mithilfe eines Leitfadens strukturierte Gespräch gewährleistet die Beantwortung der Forschungsfragen und lässt den Teilnehmern gleichzeitig Raum für spontane und individuelle Reaktionen.

Foto: Matthias Preisinger / pixelio.de