Seit mindestens vier Jahren waren die Deutschen nicht mehr so pessimistisch in Bezug auf die Europäische Union.
„Scheitert der Euro, scheitert Europa“, sagte Angela Merkel vor mittlerweile fast sechs Jahren. Letztes Jahr wäre es, zumindest nach Ansicht vieler EU-Bürger, fast soweit gewesen.
Und doch: Während die Deutschen damals der Zukunft der EU eher positiv entgegen sahen, hat sich das heute geändert. Noch nie gaben bei der seit vier Jahren gestellten Frage, ob sie der Zukunft der EU optimistisch oder entgegen sehen, so viele Menschen ihrem Pessimismus Ausdruck wie im aktuellen YouGov Eurotrack.
Demnach sagen nur noch 33 Prozent der Befragten hierzulande, dass sie der Zukunft der EU positiv entgegen sehen, 60 Prozent sind pessimistisch. Zusammen ergibt das einen „Netto-Optimismus“ von -27. Der bisher schlechteste Wert war im Sommer 2012 gemessen worden (-25). Und noch vor einem Jahr, auf der Höhe der Eurokrise, waren mehr Menschen optimistisch als pessimistisch (+4 im Februar, +5 im April).
Mittlerweile geht es europapolitisch kaum noch um den Bestand der gemeinsamen Währung. Verhandlungen in Brüssel und anderswo werden derzeit dominiert von der Flüchtlingspolitik. Dabei gilt Angela Merkel für viele Beobachter zunehmend als isoliert. Zu allem Überfluss droht ein Sieg der Brexit-Befürworter im britischen EU-Referundum im Juni.
Ein Ausstieg Deutschlands aus der EU würde derweil allerdings trotz allem Pessimismus keine Mehrheit bekommen. 57 Prozent der Befragten würden für einen Verbleib in der EU stimmen, lediglich 27 Prozent für ein Verlassen. Das ist so eindeutig wie in keinem anderen der insgesamt 6 EU-Mitgliedsstaaten, in dem der YouGov Eurotrack durchgeführt wird.
Für den aktuellen YouGov Eurotracker wurden insgesamt 8197 Personen vom 18. bis 25. Februar 2016 in sechs EU- und einem Nicht-EU-Land repräsentativ befragt: 1696 Briten, 2008 Deutsche, 1000 Franzosen, 1014 Dänen, 1022 Schweden, 967 Finnen und 490 Norweger. In Deutschland wurde die Befragung im Rahmen des YouGov Omnibus durchgeführt.
Fotos: Michael Sohn/AP/Press Association Images