Der Onlinehändler hat in den USA den ersten Supermarkt ohne Verkäufer und Kassen eröffnet. Bezahlt wird per App. Knapp die Hälfte der Deutschen wäre offen für das neue Einkaufskonzept.
Die Käufer betreten das Geschäft und scannen mit ihrem Handy einen QR-Code vor einer Absperrung. Diese öffnet sich und gibt den Weg frei zu Regalen, die mit ihren appetitlich aussehenden Fertiggerichten und Getränken aller Art die Kunden zum Zugreifen anregen sollen. Nachdem dann alles Benötigte gefunden wurde, verlässt der Kunde das Geschäft mit seinen Errungenschaften wieder. So sieht das neue Einkaufserlebnis im ersten Amazon Go-Store in Seattle, USA, aus. Moment mal, fehlt da nicht noch etwas? Muss der Kunde nicht an der Kasse bezahlen?
Nein, denn der neue Supermarkt von Amazon kommt ohne Kassen und Verkäufer aus. Die Journalisten von c/net beschreiben in ihrer Reportage diese spezielle Art des Einkaufens sehr anschaulich. Benötigt werden lediglich ein Amazon-Account und die Amazon-App auf dem Smartphone und schon kann es losgehen. Bereits mit dem Kauf der weltweit größten Bio-Supermarktkette Whole Foods im Juni des letzten Jahres hatte Amazon den reinen Onlinehandel verlassen und war auch offline, also räumlich, seinen Kunden nähergekommen.
Besonders 18- bis 24-Jährige offen für neues Einkaufs-Konzept
Die Deutschen stehen solch einem Konzept gespalten gegenüber. Während sich knapp die Hälfte vorstellen kann, in einem Supermarkt ohne Verkäufer und Kassen zu bezahlen, in dem per App abkassiert wird, sind es auf der anderen Seite fast ebenso viele (44 Prozent), die kein Interesse an solch einem Einkaufserlebnis haben. Im Geschlechtervergleich sind besonders die Männer offen (48 vs. 42 Prozent der Frauen). Noch deutlicher wird der Unterschied in den verschiedenen Altersgruppen. Besonders die jüngsten Befragten (18-24 Jahre) sind dem Supermarkt von Amazon gegenüber offen: Drei von fünf würden dort einkaufen gehen. Je älter die Befragten, desto verschlossener sind sie gegenüber dem Konzept. Menschen ab 55 Jahren sind nur zu gut einem Drittel (35 Prozent) offen, dort zu shoppen.
Dass doch relativ viele Befragte offen für das Konzept sind, mag an den Vorteilen liegen Als Hauptnutzungsgrund eines Supermarkts ohne Kassen und Verkäufer nennen die Befragten den Wegfall des Anstehens an der Kasse (43 Prozent). Mit großem Abstand folgen weitere mögliche Vorteile. Jeder Sechste (17 Prozent) würde wiederkommen, wenn der Preisvergleich beim Einkauf leichter wird.
Durch das Einkaufen wird der Kunde auch gleichzeitig zum Kassierer und sein Smartphone wird zur Kasse. Die Arbeit wird so zum Spiel. Der Gamification-Ansatz, also der Spaß am Einkauf, würde bei jedem Siebten (15 Prozent) Früchte tragen. Auch fällt durch das neue Einkaufen bei Amazon der Kontakt zu Menschen – außer natürlich zu den anderen Kunden – weg. Es muss nicht mehr mit dem Kassierer agiert werden. Immerhin 8 Prozent der Befragten sehen in diesem Faktor einen Vorteil.
Der Amazon Go-Supermarkt wird als Pilotprojekt gehandelt. Wann und wo der Onlinehändler weitere Läden nach diesem Vorbild eröffnen wird, ist noch unklar. Die Deutschen wären dem Konzept gegenüber auf jeden Fall nicht abgeneigt.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1072 Personen ab 18 Jahren am 22.01.2018 repräsentativ befragt.
Foto: dpa