Musikkonsum in Deutschland: Klassisches Radio hängt Streaming immer noch ab

September 28, 2022, 4:00 vorm. GMT+0

YouGov-Studie zum Weltmusiktag am 1. Oktober in Kooperation mit dem SINUS-Institut

Köln, 28.09.2022. Musik ist allgegenwärtig. Ob als Hintergrundkulisse in Geschäften, auf den Ohren in der Bahn oder während eines Live-Konzertes – für eine große Mehrheit der Deutschen (80 Prozent) ist Musik wichtig im Leben. Drei von vier Deutschen (73 Prozent) sagen außerdem, Musik verbinde Länder und Kulturen. Unter diesem Motto steht der Weltmusiktag am 1. Oktober. Eine Umfrage der Data & Analytics Group YouGov gemeinsam mit dem SINUS-Institut widmet sich zu diesem Anlass verschiedenen Fragen rund um die Themen Musikkonsum, -gewohnheiten und -einstellungen.

Die Deutschen sind Radiofans

Obwohl Streaming-Portale in den letzten Jahren immer mehr Aufwind bekommen haben, bleibt für die Deutschen das Radio Musikkanal Nummer 1: So geben 62 Prozent der Befragten an, Musik in der Regel über diesen Kanal zu hören. Der Altersvergleich zeigt, dass ältere Befragte deutlich häufiger Musik über das Radio hören als jüngere (84 Prozent der Befragten im Alter von 60 bis 75 Jahren vs. 26 Prozent der 18- bis 29-Jährigen).

Die Frage nach den favorisierten Musik-Kanälen anhand einer Mehrfachauswahl ergibt, dass Streaming-Dienste dem Radio mit etwas Abstand folgen. Insgesamt 53 Prozent der Deutschen nutzen mindestens eine Art von Musik-Streaming. Dabei geben 34 Prozent an, kostenlose Dienste mit Werbung zu hören, und 28 Prozent genießen Musik von kostenpflichtigen Anbietern ohne Werbung. Erwartungsgemäß sind es demnach auch die Jüngeren, die ihre Musik am häufigsten über Spotify, Deezer, YouTube und Co. hören. Dabei werden von 18- bis 29-Jährigen kostenpflichtige Dienste (51 Prozent) häufiger genutzt als kostenlose Angebote (42 Prozent). Die klassische CD verwenden noch 31 Prozent aller Befragten für ihren Musikkonsum, insbesondere die Altersgruppe der 60- bis 75-Jährigen (45 Prozent).

Am häufigsten wird Musik beim Autofahren gehört

Musik begleitet die Deutschen in unterschiedlichsten Alltagsituationen. Passend zur anhaltenden Beliebtheit des Radios hören die Deutschen am häufigsten beim Autofahren Musik (61 Prozent). Weiteren 57 Prozent geht die Hausarbeit mit Musik in den Ohren leichter von der Hand, und 43 Prozent lassen sich beim Ausüben von Hobbies (wie Hand- oder Gartenarbeit) akustisch berieseln. Jeweils knapp jeder Vierte gibt an, beim Essen (24 Prozent) oder beim Sport (23 Prozent) Musik zu hören. Beim Sex wollen hingegen nur 7 Prozent musikalisch begleitet werden.

„Die Ergebnisse zeigen, dass das Radio weiterhin einen hohen Stellenwert im Alltag der Verbraucherinnen und Verbraucher aufweist. Gerade zum Musikhören spielt es eine große Rolle, trotz der vielfältigen Möglichkeiten Audioinhalte über mobile Endgeräte wie etwa Smartphones zu konsumieren. Werbetreibende sollten auch weiterhin ein Auge auf den Kanal haben. Gleichzeitig zeigen sich Alterskohorten-Effekte in der Nutzung des Radios, die Werbetreibende beim Zuschneiden und Ausspielen von Kampagnen beachten sollten“, so Philipp Schneider, Head of Marketing DACH bei YouGov Deutschland.

Pop und Rock sind beliebteste Musikgenres

In welchem Rhythmus ticken die Deutschen? Anhand einer Mehrfach-Auswahl von 20 gängigen Musik-Genres gibt rund die Hälfte an, gerne Pop-Musik zu hören (53 Prozent), etwas weniger (45 Prozent) zählen Rock zu ihren Lieblings-Genres. Zu den fünf beliebtesten Genres der Deutschen gehören weiterhin Oldies / Evergreens (34 Prozent), Schlager (29 Prozent) sowie Hard Rock / (Heavy) Metal und Electro / EDM / Techno / House / Disco (jeweils 20 Prozent).

Popmusik hören Frauen häufiger als Männer. Sowohl Pop als auch Rock hören Befragte im Alter von 50 bis 59 Jahren in überdurchschnittlichem Maße am liebsten. 70- bis 75-Jährige bevorzugen Oldies und Evergreens, gleiches gilt für Schlager. Die jüngste von YouGov und SINUS befragte Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen hört hingegen überdurchschnittlich gerne Hip-Hop / Rap.

Wie unterschiedlich die Vorlieben für Musik-Genres in der Bevölkerung verteilt sind, zeigt auch die Analyse auf Basis des Gesellschaftsmodells der Sinus-Milieus. Es kategorisiert die deutsche Bevölkerung vor dem Hintergrund ihrer Werte und Lebensstile in zehn „Gruppen Gleichgesinnter“.

Dr. Silke Borgstedt, Geschäftsführerin des SINUS-Instituts, erläutert: „Schauen wir uns beispielsweise das Konservativ-Gehobene Milieu an, das ist die etablierte Elite unserer Gesellschaft. Hier hört man typischerweise klassische Musik, aber auch Schlager mit Niveau. Ganz andere Musik hört die ambitionierte kreative Bohème unseres Landes, das Expeditive Milieu. Dieser Gruppe gefällt Indie / Alternative, Acoustic oder Jazz überdurchschnittlich gut – sowie generell alles, was unter dem Mainstream-Radar läuft. Fans von Electro / EDM / Techno und Hip-Hop / Rap findet man besonders häufig im Konsum-Hedonistischen Milieu, der auf Entertainment und Nachtaktivitäten fokussierten unteren Mitte.“ Mehr Informationen zu diesen gesellschaftlichen Gruppen finden sich auf der Webseite des SINUS-Instituts.

12 Euro monatlich für Musik

Im Durchschnitt geben die Deutschen 12 Euro im Monat für Musik aus. Damit sind Ausgaben für Konzertkarten, Albumkäufe oder auch Streaming-Abonnements gemeint. Männer geben mehr Geld für Musik aus als Frauen (15 Euro vs. 9 Euro). Der Altersvergleich zeigt, dass Befragte im Alter von 40 bis 49 Jahren am meisten in Musik investieren (16 Euro). Dass sie gar kein Geld für Musik ausgeben, sagen hingegen 46 Prozent aller Befragten. Diese Aussage treffen die Älteren häufiger als die Jüngeren.

Jeder Siebte spielt ein Instrument – Männer machen häufiger Musik als Frauen

Zu einem Musikinstrument greift nur eine Minderheit in Deutschland, so geben 14 Prozent aller Befragten an, ein oder mehrere Instrumente zu spielen. Männer sagen dies etwas häufiger als Frauen (16 Prozent der Männer vs. 12 Prozent der Frauen). Männer geben auch eher an, in einer Band, einem Chor oder solistisch zu singen (7 Prozent der Männer vs. 3 Prozent der Frauen), unter allen Befragten sagen dies 5 Prozent. Dass sie mit der Musikszene (abseits vom Musizieren) beruflich verbunden sind, konstatieren weitere 5 Prozent. Hierbei ist es die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen, auf die das nach eigenen Angaben am häufigsten zutrifft (12 Prozent).

Musik beeinflusst Stimmung, Gefühle und Aggressionen

Für eine große Mehrheit der Menschen in Deutschland (81 Prozent) hat Musik einen positiven Einfluss auf die eigene Stimmung. Beinahe ebenso viele sagen, Musik helfe ihnen, zu entspannen (79 Prozent). Für knapp zwei von drei Befragten (64 Prozent) ist Musik hilfreich dabei, negative Gefühle oder Aggressionen abzubauen. Sich bei Musik gut konzentrieren zu können, sagt hingegen nur die Hälfte der Deutschen (49 Prozent).

Musik für Österreicher noch präsenter als für Deutsche

Laut dem SINUS-Partner INTEGRAL sind unsere Nachbarn in Österreich noch ein bisschen mehr von Musik beeinflusst als die Deutschen: 86 Prozent der Befragten in Österreich sagen, dass Musik einen positiven Einfluss auf ihre Stimmung habe, also um 5 Prozentpunkte mehr als unter Deutschen.

17 Prozent unter den österreichischen Befragten geben an, ein Instrument zu spielen (vs. 14 Prozent in Deutschland) und 27 Prozent gehen regelmäßig auf bzw. in Konzerte und sonstige Musikveranstaltungen (vs. 20 Prozent in Deutschland). Dazu könnte passen, dass die Österreicher im Durchschnitt pro Monat etwas mehr Geld für Musik ausgeben als die Deutschen (15 Euro vs. 12 Euro in Deutschland).

Methodischer Hinweis

Die verwendeten Daten beruhen auf einer Online-Umfrage auf Basis des Omnibus der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.050 Personen zwischen dem 19. und 26.08.2022 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 bis 75 Jahren. 

Die Pressegrafiken können unter folgendem Link kostenlos heruntergeladen werden:

www.yougov.de/pressegrafiken_weltmusiktag_YouGov_SINUS_2022

Pressekontakt:

YouGov Deutschland GmbH
Anne-Kathrin Sonnenberg
PR Manager
Tel.: +49 (0) 221 420 61 – 444
E-Mail: presse@yougov.de

Kontakt zu SINUS:

SINUS Markt- und Sozialforschung GmbH
Tim Gensheimer
Tel.: +49 (0) 6221 80 89 – 60
E-Mail: presse@sinus-institut.de

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