Am 27. Januar 2020 wird der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz anlässlich ihres 75. Jahrestags gedacht. Eine aktuelle YouGov-Umfrage in Kooperation mit der Deutschen Presse-Agentur fragt nach der Erinnerungskultur und dem nötigen Raum, den der Holocaust in Gesprächen, Bildung und Kultur nach Meinung der Deutschen heute noch haben sollte.
Der Holocaust, also der nationalsozialistische Völkermord an europäischen Juden zwischen 1941 und 1945, wird seit Jahrzehnten in Medien und Geschichtsbüchern thematisiert. 43 Prozent der Deutschen geben an, ihr Wissen über den Holocaust durch Bücher, Filme oder dem Internet erlangt zu haben, 37 Prozent durch ihre Schulbildung. Das geht aus einer repräsentativen YouGov-Umfrage in Kooperation mit der Deutschen Presse-Agentur hervor.
Den jüngeren Befragten wurde das Wissen über den Holocaust eher durch die Schule vermittelt als den älteren
Sechs von zehn (60 Prozent) der Befragten im Alter von 18 bis 24 Jahren geben an, ihr Wissen über den Holocaust eher aus der Schule zu haben. Von den Personen ab 55 Jahren geben nur 27 Prozent diese Antwort. Dieser Unterschied macht deutlich, dass der Massenmord an Juden während des Zweiten Weltkriegs als Schulthema in den letzten Jahrzehnten wichtiger geworden ist. 47 Prozent der Deutschen geben an, dass der Holocaust ausreichend in ihrer eigenen Schulausbildung thematisiert wurde, für 7 Prozent wurde er sogar zu sehr thematisiert. Hierbei sind es eher die jungen Befragten bis 34 Jahren, die eine zu starke Thematisierung beklagen (12 Prozent). Nur 4 Prozent der Deutschen im Alter von 55 Jahren und älter stimmen dem zu. Fast die Hälfte (45 Prozent) der letztgenannten Altersgruppe sagt, dass das Thema heutzutage zu wenig behandelt wird und mehr Platz in der Schule einnehmen sollte (vs. 37 Prozent Gesamtbevölkerung).
Ostdeutsche haben mehr Schulwissen über den Holocaust als Westdeutsche
43 Prozent der ostdeutschen Befragten geben an, ihre Bildung zum Thema Holocaust durch die Schule vermittelt bekommen zu haben. Bei den Westdeutschen sagen dies 36 Prozent. Die Hälfte (51 Prozent) der Ostdeutschen sagt, dass der Holocaust während der eigenen Schulzeit ausreichend thematisiert wurde, 46 Prozent der Westdeutschen geben die gleiche Antwort.
Die älteren Deutschen haben weniger KZ-Gedenkstätten besucht als die jüngeren
Über die Hälfte der Deutschen (55 Prozent) hat schon einmal ein ehemaliges Konzentrationslager oder eine andere KZ-Gedenkstätte besucht, 44 Prozent haben noch keine besucht. Hierbei geben 67 Prozent der 18- bis 24-Jährigen an, bereits einen Besuch gemacht zu haben, 29 Prozent haben noch keine Gedenkstätte besucht. Besuche der älteren Befragten ab 55 Jahren sind seltener: 49 Prozent dieser Altersgruppe bestätigen, beinahe genauso viele (50 Prozent) jedoch dementieren einen Besuch. Die KZ-Gedenkstätte Auschwitz im Speziellen wurde von 21 Prozent der Deutschen besucht, am häufigsten (30 Prozent) von Befragten im Alter von 35-44 Jahren. Am seltensten waren Befragte ab 55 Jahren (16 Prozent) schon einmal in Auschwitz.
Erinnerungs- und Gesprächskultur von den älteren Deutschen mehr wahrgenommen als von den jüngeren
55 Prozent der Deutschen geben an, mit älteren Mitgliedern ihrer Familie über deren Erinnerungen an die Zeit während des Zweiten Weltkrieges gesprochen zu haben oder noch mit ihnen drüber zu sprechen. Von den Befragten ab 55 Jahren sagen dies knapp zwei Drittel (62 Prozent). Nur 15 Prozent derselben Altersgruppe bedauert, nicht nach den Erinnerungen der älteren Familienmitglieder gefragt zu haben (vs. 18 Prozent der Gesamtbevölkerung). Diese Antwort geben sogar 28 Prozent der 18- bis 24-Jährigen. Jene sagen nur zu 41 Prozent, dass sie mit älteren Familienmitgliedern über den Zweiten Weltkrieg sprechen oder gesprochen haben.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 2.052 Personen zwischen dem 22. und 23.01.2020 mittels standardisierter Online-Interviews befragt. Die Ergebnisse sind gewichtet und repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
(Foto: dpa)