Mehr Deutsche halten Fake News für eine Gefahr für die Demokratie als im Jahr 2017 – AfD-Anhänger vertrauen X eher als den Öffentlich-Rechtlichen

Frieder SchmidHead of Research DACH
Januar 29, 2025, 2:00 nachm. GMT+0

Bewusste Falschmeldungen, künstlich erzeugte Profile auf Social Media-Plattformen, mit AI erstellte Bilder: Bürgerinnen und Bürger sind in den Medien einer Vielzahl von Informationen ausgesetzt, die die Wirklichkeit verzerrt abbilden. Eine YouGov-Studie zeigt, wie Bürgerinnen und Bürger die Gefahr durch Fake News einschätzen, welche Manipulationen sie für wahrscheinlich halten, welchen Quellen sie vertrauen und ob sie sich manipuliert fühlen. Dazu hat YouGov Bürgerinnen und Bürger im Januar 2025 und im Juli 2017 befragt. Der Vergleich der Ergebnisse zeigt, wie sehr sich die Herausforderungen durch Fake News in dieser Zeit verändert haben.

Bürgerinnen und Bürger denken, dass Fake News eine Gefahr für die Demokratie sind

Zwei von drei Deutschen (68 Prozent) halten Fake News für eine ernsthafte Gefahr für die Demokratie. Der Anteil der Deutschen, die in Fake News eine Bedrohung für die Demokratie sehen, ist seit 2017 um 50 Prozent gestiegen: Damals war noch jede und jeder zweite Deutsche dieser Meinung (47 Prozent). Die Deutschen sehen zunehmend auch ihr eigenes Land durch Fake News gefährdet. 60 Prozent denken, dass Fake News nicht nur andere Länder, sondern auch Deutschland betrifft. 2017 waren es noch 39 Prozent. Ebenfalls 60 Prozent denken, dass Fake News nicht nur das Internet betrifft. Auch diese Einschätzung ist gegenüber 2017 stark angestiegen (39 Prozent).

Mehr als die Hälfte glauben, dass Fake News im Bundestagswahlkampf eine Rolle spielen werden

Die Welt ist also unübersichtlicher geworden für Bürgerinnen und Bürger in Deutschland. Knapp mehr als jede und jeder Zweite glaubt, dass Fake News im Bundestagswahlkampf 2025 eine Rolle spielen werden. Dies sind deutlich mehr als vor der Bundestagswahl 2017: Damals glaubten gerade einmal 38 Prozent, dass Fake News eine Rolle spielen werden. 52 Prozent denken, dass „schmutzige“ Methoden, also z. B. Negativ-Werbung, im Wahlkampf angewendet werden. Auch hier gehen heute mehr Menschen als 2017 davon aus, dass dies im Wahlkampf eine Rolle spielen wird (2017: 41 Prozent).

Mehr als vier von zehn Bürgerinnen und Bürger glauben, dass sich andere Staaten in den Bundestagswahlkampf einmischen werden (45 Prozent) und KI-basierte Methoden angewendet werden (44 Prozent). Beide Ereignisse haben wir 2017 noch nicht abgefragt. 40 Prozent gehen davon aus, dass Parteien personalisierte Wahlwerbung im Internet einsetzen werden, nur etwas mehr als im Jahr 2017 (34 Prozent). 37 Prozent denken, dass Social Bots eine Rolle spielen werden (2017: 26 Prozent), und 31 Prozent glauben, dass es Leaks geben wird (2017: 28 Prozent).

Eine Sorge hat gegenüber 2017 allerdings abgenommen: 2025 glauben 31 Prozent, dass Terrorwarnungen eine Rolle spielen werden, 2017 waren es noch 44 Prozent – damals die Art von Ereignis, von dem die meisten Bürgerinnen und Bürger ausgingen.

Potenzielle AfD-Wählerinnen und -Wähler vertrauen X häufiger als dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Welchen Medien vertrauen die Deutschen in einer Welt, in der Falschnachrichten zur Tagesordnung gehören? Offensichtlich sind gedruckte Informationen vertrauenswürdig: 66 Prozent vertrauen den gedruckten Ausgaben von Tageszeitungen und Nachrichtenmagazinen. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk gibt Sicherheit: Zwei von drei Deutschen (66 Prozent) vertrauen öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern, 60 Prozent den öffentlich-rechtlichen Online-Angeboten. Danach folgen die Online-Angebote von Tageszeitungen und Nachrichtenmagazinen (60 Prozent). Dahinter zeigt sich eine deutliche Vertrauenslücke: Privaten Fernsehsendern vertrauen noch 44 Prozent. Es folgt YouTube mit 32 Prozent, noch vor Online-Nachrichtenportalen (26 Prozent), Boulevard-Zeitungen (22 Prozent) und ihren Online-Angeboten (20 Prozent). Telegram (14 Prozent), X (13 Prozent) und TikTok (11 Prozent) vertrauen die Deutschen am wenigsten.

Aber: Vertrauen in Medienkanäle ist stark fragmentiert – und die Parteipräferenz macht einen großen Unterschied. Potenzielle AfD-Wählerinnen und -Wähler vertrauen Social Media-Plattformen häufiger als andere Wählerinnen und Wähler. Ein Drittel (33 Prozent) vertraut X. Dagegen vertraut nur ein Viertel (24 Prozent) öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern und sogar nur ein Fünftel (20 Prozent) öffentlich-rechtlichen Angeboten im Internet. Dagegen vertraut die große Mehrheit potenzieller Wählerinnen und Wähler von CDU/CSU (80 Prozent), SPD (89 Prozent) und den Grünen (93 Prozent) öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern und annähernd so viele den öffentlich-rechtlichen Online-Angeboten (CDU/CSU: 74 Prozent, SPD: 77 Prozent, Die Grünen: 85 Prozent). X ist für diese Wählerinnen und Wähler keine vertrauenswürdige Quelle: 7 Prozent der potenziellen Unions-Wählerinnen und -Wähler geben an, X zu vertrauen, unter jenen von SPD und Grünen sind es jeweils 8 Prozent.

Deutsche glauben nicht, dass sie durch Fake News beeinflussbar sind

Die Ergebnisse zeigen, dass die Deutschen stärker als vor acht Jahren Fake News als Problem einschätzen, und dass das Bewusstsein für die Verbreitung von Fake News zugenommen hat. Das Bewusstsein für die eigene Beeinflussbarkeit durch manipulierte Information nimmt dagegen ab: 2017 hatten sich noch 55 Prozent für überhaupt nicht oder wenig beeinflussbar gehalten. 2025 steigt dieser Anteil um sieben Prozentpunkte auf 62 Prozent an. Die Parteipräferenz macht dabei fast keinen Unterschied: Potenzielle Wählerinnen und Wähler von CDU/CSU (65 Prozent), SPD (61 Prozent), Grünen (68 Prozent), AfD (66 Prozent) und BSW (61 Prozent) sind sich einig darin, dass sie nicht durch Fake News beeinflussbar sind.

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