Der Bildungsföderalismus hat keinen guten Ruf in Deutschland. Einheitliche Abituraufgaben würden vier von fünf Deutschen befürworten.
In dieser Woche hat auch in Bayern als letztem Bundesland das neue Schuljahr angefangen. Gut 100.000 Kinder wurden alleine dort eingeschult. Sie haben es, heißt es immer wieder, schwerer als die Schüler in anderen Bundesländern. Einer der Gründe dafür ist der Fakt, dass Bildungspolitik in Deutschland in der Hand der Länder liegt – was wiederum zu 16 verschiedenen Lehrplänen und 16 verschiedenen Abituren führt.
Dieses auch „Bildungsföderalismus“ genannte Modell stößt allerdings in der Bevölkerung auf wenig Gegenliebe. Vier von fünf Deutschen würden sich bundeseinheitliche Abiturprüfungen wünschen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage.
Demnach bewertet nur jeder sechste Befragte (16 Prozent) die Situation „eher“ oder „sehr“ positiv, drei Viertel (74 Prozent) als „eher“ oder „sehr“ negativ. Diese Bewertung ist dabei realtiv konstant in allen Bevölkerungs- und Wählergruppen. Auch die Bewertung von Befragten aus Bayern (18 Prozent positiv, 71 negativ) unterscheidet sich kaum von denen der Befragten aus anderen Bundesländern.
Einzig das Alter hat einen statistisch signifikanten Einluss: So bewertet von den 18- bis 24-Jährigen immerhin jeder Vierte (25 Prozent) die Situation positiv, von den Über-55-Jährigen hingegen nur 11 Prozent.
Dass die fehlende Vergleichbarkeit der Abiturnoten eines der Probleme ist, die der Bildungsföderalismus mit sich bringt, hat auch die Politik erkannt: So hatten sechs Bundesländer im vergangenen Jahr sich erstmals auf gemeinsame Aufgaben in den Deutsch-, Englisch- und Mathematikprüfungen verständigt. Zudem soll es in Zukunft einen gemeinsamen Aufgabenpool aller Bundesländer geben. Viele sehen darin erste Schritte auf dem Weg zu einem bundeseinheitlichen Zentralabitur. Ein solches würde in der Bevölkerung auf Gegenliebe stoßen: Vier von fünf Befragten (82 Prozent) befürworten eine einheitliche Prüfung, lediglich 9 Prozent lehnen ein Zentralabitur ab.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1113 Personen im Zeitraum vom 28. bis 31. Juli 2015 repräsentativ befragt.
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