Wenn es nach den deutschen Wählern ginge, müsste Griechenland die Eurozone verlassen. Nur gut ein Drittel spricht sich für einen Verbleib der Griechen aus.
Wenige Wochen nach der Wahl in Griechenland und der Ankündigung des neuen Premiers Alexis Tsipras, neu über die Sparprogramme verhandeln zu wollen, steht ein „Grexit“ wieder im Raum. Griechenland könnte den Euroraum verlassen und die Drachme, seine alte Währung, wieder einführen.
Beim EU-Gipfel in dieser Woche versuchten EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker und die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zwar, die Wogen zu glätten. Wenn aber die deutschen Wähler entscheiden würden – Griechenland müsste die Euro-Zone verlassen. Nach einer aktuellen YouGov-Umfrage würde es knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) vorziehen, dass Griechenland den Euro verlässt. Nur jeder Dritte (34 Prozent) ist demnach der Meinung, dass Griechenland Teil der Eurozone bleiben sollte.
Keine besondere Verantwortung
Von den Wählern der im Bundestag vertretenen Parteien favorisieren allerdings nur jene der Union einen Grexit. Gut die Hälfte (53 Prozent) von ihnen spricht sich für ein Verlassen der Eurozone aus, 39 Prozent würden es vorziehen, dass Griechenland Teil der Eurozone bleibt. Unter den Wählern der anderen drei Bundestagsparteien gibt es jeweils mehr Leute, die für einen Verbleib sind, als solche, die sich für einen "Grexit" aussprechen. Am höchsten ist dieser Anteil bei den Grünen. Hier sprechen sich 53 Prozent dafür aus, dass Griechenland den Euro behält, nur 36 Prozent sähen es lieber, dass Griechenland die Eurozone verließe.
Dass in der gesamten wahlberechtigten Bevölkerung dennoch ein Verlassen vorgezogen wird, liegt vor allem an den Anhängern der "Sonstigen Parteien" sowie der Nichtwähler. Bei letzteren ist nur knapp jeder Vierte dafür, dass Griechenland Teil der Eurozone bleibt. 46 Prozent plädieren für einen Austritt.
Dass Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg selbst von einem Schuldenschnitt profitierte und dem griechischen Staat – zumindest nach dessen Ansicht der Tsipras-Regierung – noch Reparationszahlungen in Milliardenhöhe schuldet, spielt für die meisten Deutschen bei der Bewertung der Krise keine Rolle. Auf die Frage, ob sich aus dieser Vorgeschichte eine besondere Verantwortung Deutschlands ergibt, würde lediglich jeder Siebte (14 Prozent) mit „Ja“ antworten, 71 Prozent mit „Nein“.
Bei der Frage nach einer besonderen Verantwortung gibt es dabei Unterschiede zwischen den Altersgruppen: Je jünger jemand ist, desto eher glaubt er, dass Deutschland in der Pflicht steht. So bejahen 22 Prozent der 18- bis 24-Jährigen eine besondere Verantwortung Deutschlands, bei den 45- bis 54-Jährigen und den Über-55-Jährigen nur 11 beziehungsweise 12 Prozent. Bei letzteren - jenen Menschen also, die in ihrer Kindheit das Wirtschaftswunder miterlebt haben - sind fast vier von fünf Befragten der Meinung, dass sich aus der Geschichte keine besondere Verantwortung gegenüber Griechenland ergibt.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1.015 Personen im Zeitraum vom 11.02. bis 13.02.2015 repräsentativ befragt.
Foto: Athanasios Gioumpasis/Demotix/Press Association Images