Anlässlich des Deutschen Podcast-Preises analysieren wir das Nutzerverhalten rund um Podcasts. Der am häufigsten genutzte Streaming-Dienst ist ein Überraschungssieger.
Am Mittwochabend (9. Juni) wird der Deutsche Podcast-Preis verliehen. Unter 36 Nominierten wählt eine Jury aus sieben Kategorien die besten Podcasts aus, zusätzlich gibt es einen Publikumspreis. Der Deutsche Podcast-Preis dürfte zu den wichtigsten Auszeichnungen der Podcast-Landschaft in Deutschland zählen.
Für die Preisverleihung selbst interessieren sich die meisten Menschen in Deutschland zwar nicht. Lediglich elf Prozent geben in unserem Zielgruppen-Analyse-Tool YouGov Profiles an, die Verleihung in sozialen Medien verfolgen zu wollen. Das aber sagt wenig darüber aus, welche Relevanz Podcasts inzwischen erlangt haben.
Zwei von fünf Deutschen, 41 Prozent, hören mindestens gelegentlich Podcasts. Unter den 18- bis 34-Jährigen sind es sogar fast 60 Prozent. Für die Gewinner des Podcasts-Preises dürften sich also vermutlich mehr Menschen interessieren als für die eigentliche Preisverleihung.
Die wenigsten hören mobil
Obwohl sich Podcasts sehr gut unterwegs hören lassen, im Auto, beim Spaziergang oder in Bus und Bahn, sind sie in erster Linie ein Zuhause-Medium. Fast 80 Prozent der Hörerschaft geben an, hier Podcasts zu hören. „Unterwegs“ und „im Auto“ antworten nur 20 Prozent. Menschen über 35 sind tendenziell noch häufiger die Zuhause-Hörer.
Manche Audio-Dienste wie Spotify, Audible, Radio-Mediatheken, iTunes und Apps haben sich auf das Bereitstellen von Podcasts spezialisiert - und doch wird eine andere Plattform am häufigsten genutzt, um Podcasts zu hören: Youtube. Das dürfte wohl in erster Linie daran liegen, dass Youtube eine extrem hohe Reichweite hat - und tatsächlich auch viele Radio-/Podcast-Inhalte bereitstellt.
Wer selbst Podcasts produziert, verschenkt also ein großes Zuhörer-Potenzial, wenn die Inhalte nicht auch auf Youtube hochgeladen werden.
Fast so beliebt wie Youtube als Podcast-Plattform ist Spotify, mit größerem Abstand folgen Radio- und Fernseh-Mediatheken.
Die beliebtesten Podcast-Inhalte
Am beliebtesten sind bei den Podcast-Hörern die Genres Wissen und Nachrichten/Politik - und das mit relativ großem Abstand. Dann folgen Comedy, Lifestyle und Gesundheit, Business und Wirtschaft.
Wie zu erwarten, unterscheiden sich in unterschiedlichen Zielgruppen auch die Vorlieben. Bei den bis 34-Jährigen ist das Interesse an Wissens- und Comedy-Themen noch ausgeprägter, das an Nachrichten dafür geringer.
Auch zwischen Podcast-Hörerinnen und -Hörern gibt es große Unterschiede. Frauen interessieren sich deutlich mehr für Lifestyle und Gesundheit und True-Crime-Storys als Männer. Männer wiederum nennen deutlich häufiger die Genres Nachrichten, Wirtschaft, Technologie und Sport.
Dass das Genre Wissen beliebt ist, zeigt sich auch bei den einzelnen Podcasts. Unter den derzeit beliebtesten Podcasts in Deutschland haben die meisten Menschen schonmal in „Das Coronavirus-Update“ von NDR Info reingehört, in dem unter anderem der Virologe Christian Drosten seit Monaten Erkenntnisse und Studienergebnisse zum Coronavirus erklärt.
Auf Platz zwei und drei dieses Rankings folgen der Podcast „Gemischtes Hack“ von Comedy-Autor Tommi Schmitt und Comedian Felix Lobrecht sowie der True-Crime-Podcast „Mordlust – Verbrechen und ihre Hintergründe“ der Content-Marke Funk von ARD/ZDF.
Unter den bis-34-Jährigen wird mit Abstand der Comedy-Podcast „Gemischtes Hack“ am häufigsten gehört. Dieser Podcast hat auch keine schlechten Chancen beim Deutschen Podcast-Preis den Publikumspreis zu erhalten. Unter den fünf Nominierten ist es dieser Podcast, der am häufigsten gehört wird - noch vor „Die Pochers hier!“ und „Mordlust“.
Insgesamt sind Podcasts in Deutschland schon weit verbreitet. Jeder Zehnte gibt sogar an, fünf oder mehr Podcasts abonniert zu haben. Knapp 40 Prozent haben ein oder zwei Podcasts auf der Abo-Liste. Für alle Privatleute, Medienschaffenden und Unternehmen könnte das eine Ermutigung sein, selbst einen Podcast zu starten: Es gibt ausreichend Menschen, die generell Lust auf das Format haben.
So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.