Verbraucher lieben, was die Bayern auftischen

Philipp SchneiderHead of Marketing
Dezember 10, 2018, 4:06 nachm. GMT+0

Die Restaurantketten L'Osteria und Dean & David betreiben inzwischen je 100 Filialen. Eine andere bayerische Kette hat diese Marke längst überschritten, eine weitere ist auf dem besten Wege sie zu erreichen. Offenbar mögen Verbraucher in ganz Deutschland und darüber hinaus, was die Bayern ihnen auftischen.

Vergangene Woche hat L'Osteria in Berlin die Eröffnung des 100. Restaurants der Kette gefeiert. Das 1999 in Nürnberg gegründete Unternehmen boomt: Drei Viertel der Filialen sind in den vergangenen fünf Jahren entstanden. Andere Franchise-Ketten aus Bayern entwickeln sich ähnlich: Die Münchner von Dean & David haben in diesem Jahr ebenfalls die Hundertermarke überschritten – nur elf Jahre nach ihrer Gründung. Coffee Fellows, 1999 in München gegründet, kommt auf mehr als 200 Shops allein in Deutschland. Warum Verbraucher so gerne in die Restaurants und Coffee Shops gehen, zeigt der YouGov-Markenmonitor BrandIndex.

Die Riesen-Pizzen bei L'Osteria stehen für ein gesundes Preis-Leistungs-Verhältnis. Kenner der Marke bewerten dieses deutlich häufiger positiv als bei Pizza Hut oder Domino's sowie Lieferdiensten wie Lieferando, Lieferheld und Pizza.de. Auch die To-Go-Pizzen von Ditsch bieten nach Meinung der Deutschen weniger fürs Geld. Wichtiges Argument dabei: die Qualität. Unter mehr als 30 Gastronomie-Marken erreicht L'Osteria im BrandIndex den sechsten Platz in der Qualitätswahrnehmung – hinter Steakhäusern wie Block House und Maredo, und noch vor Mövenpick-Restaurants.

Dean & David spielt in derselben Liga. Hohe Zufriedenheitswerte , eine große Weiterempfehlungsbereitschaft und ein guter allgemeiner Eindruck sorgen dafür, dass Kenner der Marke sie beim nächsten Besuch einer Gastro-Kette überdurchschnittlich oft in Betracht ziehen würden.

Etwas weniger überzeugt sind Verbraucher von Coffee Fellows. Obwohl der Kauf eines Kaffees eher eine Spontanentscheidung ist als der Besuch eines Pizza- und Pasta-Restaurants, geben Verbraucher im Vergleich zu L'Osteria viel seltener an, dass sie einen Besuch bei den Coffee Fellows in Betracht ziehen würden. Auffällig ist, dass Coffee Fellows trotz eines weit größeren Filialnetzes weniger Verbrauchern bekannt ist als L'Osteria und nur geringfügig größere Bekanntheit erreicht als Dean & David, wo es auch Coffee to go gibt. Andererseits schneidet Coffee Fellows mit einem Score von 13,8 im BrandIndex im Vergleich zum direkten Konkurrenten Starbucks, 4,9 Score-Punkte, insgesamt deutlich besser ab.

Der Spitzenplatz im BrandIndex-Ranking gebührt aber einer weiteren bayerischen Gastronomie-Marke, dem Shooting-Star am deutschen Gastro-Himmel, Hans im Glück. Keine andere Restaurant-Kette wird von ihren Kennern so positiv eingeschätzt. Das erstaunliche Potenzial der Marke offenbart sich aber besonders, wenn wir nicht nur diejenigen befragen, die die Marke kennen, sondern eine repräsentative Auswahl aller erwachsenen Deutschen. Zwölf Prozent von ihnen geben an, schon einmal bei Hans im Glück gegessen zu haben (L'Osteria zehn Prozent, Dean & David vier Prozent). Dabei wurde die Burgerkette erst 2010 in München gegründet, und sie betreibt bisher nur 64 Restaurants. Das reicht aber, um eine größere Bekanntheit zu erreichen als etwa Le Crobag, die an jedem größeren Bahnhof vertretene Bäckerei.

Mit dem stereotypischen Bild der bayrischen Küche vor Augen – geprägt von Weißwurst, Leberkäs, Obatzda, Knödeln und Rotkohl – mag es auf den ersten Blick erstaunlich sein, dass aktuelle Gastro-Trends erfolgreich von im Freistaat angesiedelten Unternehmen umgesetzt werden. Wer aber die letzten Jahre durch bayrische Städte, allem voran München, gegangen ist, kann sehen, dass die Grenzen des Freistaats deutlich trendpermeabel sind. Und mit dem kulinarischen Trendverkehr kommen die Bayern scheinbar gut klar. Jedenfalls messen wir für Hans im Glück, Dean & David, L'Osteria und Coffee Fellows in Bayern noch höhere Zustimmungswerte als im Rest des Landes.

So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.

Foto: dpa