Die politische Arbeit des neuen Kanzlerkandidaten wird mehrheitlich positiv beurteilt, viele denken, mit ihm ist die SPD erfolgreicher als 2013.
Seit vergangenen Dienstag ist Martin Schulz Kanzlerkandidat der SPD. Mit dem Hashtag âJetztIstSchulzâ machen die Sozialdemokraten seitdem Stimmung, beschwören den âRuckâ in der Partei. Gestern begeisterte der ehemalige Vorsitzende des Europaparlaments die Sozialdemokraten mit einer engagierten Rede im Willy-Brandt-Haus in Berlin. Abends musste sich der frisch gekĂŒrte Kanzlerkandidat bei Anne Will einem breiteren Publikum stellen, den deutschen Fernsehzuschauern. Und der Funke scheint ĂŒberzuspringen. Das zeigt eine aktuelle YouGov-Umfrage.
Vier von zehn Deutschen (42 Prozent) sagen, die Kandidatur von Martin Schulz ist positiv fĂŒr die SPD. Rund jede dritte Befragte (29 Prozent) sieht die Kandidatur weder positiv, noch negativ und nur 13 Prozent sehen sie negativ.

Ăhnlich beurteilen die Befragten die Chancen der SPD bei den Bundestagswahlen im September. 37 Prozent der Deutschen denken, dass die SPD mit Martin Schulz besser abschneiden wird als 2013. Damals hatte die SPD 25,7 Prozent der Stimmen erhalten. Weitere 32 Prozent der Befragten denken die SPD wird ungefĂ€hr so viele Stimmen erhalten, wie bei der letzten Bundestagswahl. 13 Prozent sind der Ansicht, die Sozialdemokraten schneiden mit Schulz schlechter ab.
Die AnhĂ€nger der SPD zeigen sich besonders ĂŒberzeugt: Sechs von zehn (59 Prozent) SPD-AnhĂ€ngern glauben, mit Martin Schulz wird die SPD ihr Wahlergebnis von 2013 ĂŒbertreffen. Rund ein Viertel der SPD-WĂ€hler glaubt, mit dem Europapolitiker Schulz wird die SPD im September Ă€hnlich viele Stimmen holen wie vor vier Jahren. Nur 7 Prozent gehen von einem schlechteren Abschneiden der Sozialdemokraten aus.
Martin Schulz erhĂ€lt von den WĂ€hlern derzeit einen Vertrauensvorschuss. Die Deutschen bewerten seine Arbeit aktuell Ă€hnlich positiv wie die von Amtsinhaberin Angela Merkel, obwohl viele keine Meinung zu seinen politischen Kompetenzen haben. 36 Prozent bewerten die Arbeit von Martin Schulz als gut, 24 Prozent sagen, sie ist mittelmĂ€Ăig, und 14 Prozent sagen Schulz macht eine schlechte Politik. Doch ein Viertel der Deutschen (25 Prozent) antwortet in der Frage âWeiĂ nichtâ.

Im Vergleich dazu sagen 35 Prozent der Befragten, dass Angela Merkel eine gute Politik macht, 22 Prozent halten die Politik der Kanzlerin fĂŒr mittelmĂ€Ăig und 33 Prozent halten Merkels Politik fĂŒr schlecht. Nur jeder zehnte Deutsche (10 Prozent) hat keine Meinung zur Politik der CDU-Politikerin und antwortet âWeiĂ nichtâ.
Die SPD-WĂ€hler zeigen auch mehr Vertrauen in den eigenen Kandidaten, als die der CDU/CSU. Bei den Sozialdemokraten sagen 64 Prozent Martin Schulz ist ein guter oder sehr guter Politiker, bei der Union sagen dies nur 59 Prozent ĂŒber Angela Merkel. Auffallend ebenfalls: Nicht nur die WĂ€hler der GrĂŒnen, sondern auch die der FPD beurteilen Schulz recht gut, wie die Grafik zeigt.

Martin Schulz ist vor allem als Europapolitiker bekannt und hat angekĂŒndigt, dass es mit ihm kein âEuropa-Bashingâ geben werde. Dass Schulz vor allem als Europapolitiker bekannt ist, sehen viele Deutschen nicht negativ. 38 Prozent sagen, sein europapolitisches Profil wirkt sich positiv auf seine Erfolgschancen aus, 31 antworten âteils/teilsâ und 13 Prozent meinen seine langjĂ€hrige Arbeit im Europaparlament schadet ihm.

Die gröĂte Kompetenz wird Martin Schulz aktuell in der AuĂen- und Sicherheitspolitik zugeschrieben. 27 Prozent sagen, AuĂen- und Sicherheitspolitik ist eines von drei Politikfeldern, in denen Schulz die gröĂte Kompetenz hat. Auf den PlĂ€tzen zwei und drei folgen die Themen âAuslĂ€nderpolitik und Zuwanderungâ (22 Prozent) sowie soziale Sicherung (19 Prozent). Doch die meisten Deutschen haben sich noch kein Bild von den politischen FĂ€higkeiten des ehemaligen BĂŒrgermeisters von WĂŒrselen gemacht â 47 Prozent geben in der Frage âWeiĂ nichtâ an.
Bei Anne Will zeigte sich der neue Star der SPD gestern zuversichtlich. Man habe in den Umfragen bereits aufgeholt: âWenn das so weitergeht in den Umfragen, mache ich mir um den Wahlsieg keine Sorgenâ, so der designierte Kanzlerkandidat. Die hohe Anteil der âWeiĂ nichtâ-Antworten in Bezug auf Martin Schulz zeigt, dass dieser tatsĂ€chlich noch mehr WĂ€hler fĂŒr sich gewinnen â oder auch abschrecken â kann.
Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 2096 Personen im Zeitraum vom 27. bis 29. Januar 2017 reprÀsentativ befragt.
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