Erstmals mehr Deutsche gegen einen Grexit als dafür

Januar 20, 2016, 1:00 vorm. GMT+0

Seit fast einem Jahr befragt YouGov die Deutschen, ob sie ein Ausscheiden Griechenlands aus dem Euro befürworten sollen – jetzt hat sich die Stimmung gewandelt.

Griechenlands Wirtschaftsminister Giorgos Stathakis ist optimistisch: Zum ersten Mal seit acht Jahren könnte die Wirtschaft seines Landes wachsen. Damit ist die Staatsschuldenkrise zwar noch lange nicht durchgestanden – zumal die EU-Kommission deutlich vorsichtiger ist und es vielen Menschen vor Ort weiterhin schlecht geht. Aber immerhin könnten die Einschränkungen beim Abheben von Bargeld bald aufgehoben werden. Und von einem möglichen Ausscheiden Griechenlands ist schon länger kaum noch die Rede.

Begrüßen würde hierzulande nur noch jeder Dritte einen solchen Grexit. In einer aktuellen YouGov-Umfrage sprachen sich jetzt erstmals mehr Befragte für den Verbleib Griechenlands in der Eurozone aus. Für wahrscheinlich halten einen baldigen Grexit schon länger nur wenige.

In der aktuellen Umfrage gab ein Drittel der Befragten (34 Prozent) an, vorzuziehen, dass Griechenland die Eurozone verlässt. 40 Prozent sprechen sich für einen Verbleib in der Eurozone aus, immerhin jeder Vierte (26 Prozent) kann oder will keine Angabe machen.

Im Frühjahr und Sommer, als immer neue Rettungspakete und -gipfel die Nachrichten dominierten, hatten zeitweise, etwa im März, 59 Prozent der Befragten für einen Grexit plädiert, lediglich 23 Prozent waren damals für einen Verbleib des Landes. Die Lage hatte sich erst im Herbst entspannt, im September waren Grexit-Befürworter und -Gegner etwa gleichauf. Aber nicht einmal in den vergangenen elf Monaten, in denen die Frage immer wieder gestellt wurde, hatten mehr Befragte gegen als für einen Grexit gestimmt.

Allerdings: An einen baldigen Ausstieg glaubt schon länger nur noch eine Minderheit. Die 22 Prozent, die einen Grexit in den kommenden sechs Monaten für wahrscheinlich halten, sind kaum mehr als die 18 Prozent vor einem Monat – und kaum zu vergleichen mit den Werten im Sommer, als zeitweise 61 Prozent einen baldigen Grexit (der mittlerweile auch schon in der Vergangenheit läge) voraussagten.

Einer der Gründe für die veränderte Wahrnehmung könnte die Flüchtlingssituation sein. Nicht nur hat diese die griechische Wirtschaft nahezu aus den Nachrichten verdrängt. Weil viele Flüchtlinge auf griechischen Inseln wie Lesbos anlanden, ist der europäischen Politik auch etwas an guter Zusammenarbeit gelegen.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1291 Personen im Zeitraum vom 16. bis 19. Januar 2016 repräsentativ befragt. Die Frage nach der Wahrscheinlichkeit eines Grexits wurde seit Mai 2015 zum zwölften Mal gestellt, die nach der persönlichen Meinung seit Februar 2015 zum 14. Mal.

Foto: Virginia Mayo/AP/Press Association Images

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