Steuer statt Fahrschein: Knappe Mehrheit wäre dafür

September 14, 2015, 12:00 vorm. GMT+0

Zwei von fünf Deutschen sind schon mal schwarzgefahren. Doch einen steuerfinanzierten, fahrscheinlosen Nahverkehr würde auch der Rest der Bevölkerung befürworten.

In rund 50 Städten weltweit müssen Passagiere keinen Fahrschein mehr in Bus und Bahn ziehen. Der wird stattdessen vollständig umlagefinanziert, also über eine Steuer oder andere Abgaben bezahlt – weshalb die Ticketbefreiung teilweise nur für innerhalb der Stadtgrenzen wohnhafte Menschen gilt. Eine deutsche Stadt ist bislang nicht auf der Liste zu finden. Allerdings wird das Thema zum Beispiel in Tübingen seit Jahren diskutiert. Und in Berlin hat die Fraktion der Piratenpartei eine ganze Studie vorgestellt, die klären soll, ob und wie ein solcher fahrscheinloser Nahverkehr machbar wäre.

In der Bevölkerung jedenfalls würde er gut ankommen – und zwar auch bei jenen, die selbst nicht regelmäßig mit Bus und Bahn unterwegs sind. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage. Demnach würde gut die Hälfte der Befragten (56 Prozent) einen umlagefinanzierten und für die Bewohner der Kommune kostenlosen öffentlichen Nahverkehr befürworten.

Wenig verwunderlich: Von denen, die angeben, selbst regelmäßig mit Bus & Bahn unterwegs zu sein, liegt die Zustimmung noch höher (67 Prozent). Aber auch von jenen, die nicht regelmäßig mit Bus oder Bahn fahren (52 Prozent) sowie von jenen, die ein Auto zur Verfügung haben (54 Prozent) ist jeweils die Mehrheit für den fahrscheinlosen Nahverkehr.

Bis es soweit ist, müssen aber auch Einheimische ein Ticket kaufen – oder riskieren, beim schwarzfahren erwischt zu werden. Besonders groß scheint das Risiko im Allgemeinen aber nicht zu sein. Insgesamt 39 Prozent der Befragten geben an, schon einmal oder mehrfach schwarzgefahren zu sein. Und nur ein Drittel von Ihnen (32 Prozent) gibt an, dabei erwischt worden zu sein.

Obwohl sie meistens also ungeschoren davonkommen, sind gerade unter den Schwarzfahrern besonders viele, die den Nahverkehr über eine Steuer finanzieren wollten: Zwei von drei Befragten, die nach eigenen Angaben schon häufiger schwarzgefahren sind (67 Prozent) sowie 59 Prozent derer, die einmal ohne Ticket unterwegs waren, würden ein solches Modell befürworten. Von denen, die immer mit Ticket unterwegs sind, immerhin noch 55 Prozent.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1243 Personen im Zeitraum vom 8. bis 11. September 2015 repräsentativ befragt.

Fotos: Jonathan Brady/PA Wire