Jeder Vierte für Sexualkundeunterricht in der Grundschule

September 02, 2015, 12:00 vorm. GMT+0

Jeder vierte Deutsche sagt, auch Grundschüler sollten über die Sexualität aufgeklärt werden – manche Themen sollten aber erst später behandelt werden.

Die eine Seite fürchtet eine „sexuelle Umerziehung" und "Gehirnwäsche“, für die andere Seite geht es um die „Vermittlung von Toleranz und Akzeptanz“ und darum, die Kinder „vor Ängsten und Irrwegen zu schützen“: Seit einiger Zeit wird in Deutschland über den Sexualkundeunterricht diskutiert. Zuletzt beschwerte sich die thüringische Landesschülervertretung, dass in dem Bundesland der Sexualkundeunterricht zu kurz kommen würde.

Grundsätzlich ist auch die große Mehrheit der Deutschen der Meinung, dass Sexualkunde in der Schule unterrichtet werden sollte – und zwar auch schon in jüngeren Klassen. Doch das gilt nicht für jedes Thema, wie eine aktuelle YouGov-Umfrage ergab.

Demnach sagt nur eine winzige Minderheit der Befragten, dass Sexualkunde erst in der Oberstufe (3 Prozent) oder gar nicht (1 Prozent) unterrichtet werden sollte. Knapp die Hälfte (46 Prozent) hält die Klassen 5 und 6 für den richtigen Zeitpunkt, um mit der Aufklärung in der Schule anzufangen, jeder Vierte (23 Prozent) ist sogar der Meinung, dass schon in der Grundschule Sexualkunde unterrichtet werden sollte.

Allerdings: Während immerhin 18 Prozent der Befragten der Meinung sind, man solle schon Grundschulkindern erklären, wie die Fortpflanzung biologisch funktioniert, sieht das zum Beispiel bei den Themen Homo- und Transsexualität anders aus. Gerade um diese Themen geht es aber in den Diskussionen über den Sexualkundeunterricht in deutschen Schulen.

In der YouGov-Umfrage gaben nicht nur mehr Menschen an, dass sie gar nicht in der Schule zu behandelt werden sollten (Homosexualität: 6 Prozent, Transsexualität: 7 Prozent). Auch die Gruppe derer, die die Themen schon in der Grundschule behandelt sehen wollen, ist deutlich kleiner (8 bzw. 6 Prozent). Und selbst ein Thema wie Verhütung halten nur 7 Prozent der Befragten für angemessenen Grundschulstoff.

Die Unterschiede zwischen den Altersstufen sowie zwischen Eltern von schulpflichtigen Kindern und nicht-Eltern sind übrigens genauso vernachlässigbar wie zwischen Katholiken, Protestanten und dem Rest der Bevölkerung. Allerdings sind die Anhänger von SPD und Grünen überdurchschnittlich oft dafür, schon in der Grundschule Sexualkunde zu unterrichten: Jeweils knapp ein Drittel (SPD: 30 Prozent, Grüne: 34 Prozent) ist dieser Meinung. Und: Immerhin jeder sechste Anhänger der Grünen (17 Prozent) sagt, auch Homosexualität solle schon in der Grundschule thematisiert werden.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1207 Personen im Zeitraum vom 28. August bis 1. September 2015 repräsentativ befragt.

Fotos: dpa

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