Amazon bewirbt massiv den Bundesliga-Livestream von Eurosport, neben den eigenen Audio-Liveübertragungen. DAZN hat sich jetzt Streaming-Rechte an Champions und Europa League gesichert. Und für den attackierten Platzhirschen ergeben sich auch Chancen.
Den in Deutschland noch recht neuen Streaming-Spezialisten für Sport namens DAZN kennen noch nicht sehr viele Verbraucher. Erst 13 Prozent der Deutschen geben im YouGov-Markenmonitor BrandIndex an, diese Marke sei ihnen ein Begriff. Immerhin: Unter denjenigen, die sich „sehr für Fußball interessieren“, sind es mit 25 Prozent dann schon fast doppelt so viele Kenner der Marke. Zum Vergleich: Sky kommt selbst bei denjenigen, die sich überhaupt nicht für Fußball interessieren, auf eine Bekanntheit von mehr als 70 Prozent.
DAZN will in nächster Zeit noch stärker in den Markt drängen. Das Unternehmen investiert aktuell merklich in den Ausbau seines Programmangebots, zeigt alle möglichen Sportarten und Live-Spiele ausländischer Fußballligen sowie Bundesliga-Highlights 40 Minuten nach Abpfiff der Spiele. Ab kommender Saison wird der Streaming-Neuling auch Spiele der Champions League und Europa League live übertragen – für den Erwerb dieser Rechte wurde unter anderem sogar das ZDF bei der Vergabe überboten.
DAZN mit üppigem Finanzierungspolster
Finanzieren kann DAZN das alles, weil die Firma von einem milliardenschweren Investor mit Geld versorgt wird. Angeblich muss der Dienst erst ab 2020 in den ersten Märkten profitabel sein. Der bereits als „Sport-Netflix“ bezeichnete Anbieter erinnert mit seiner aggressiven Expansionsstrategie vielmehr an Player wie Uber, Airbnb oder seinerzeit Zalando.
Diejenigen, die DAZN hierzulande schon kennen, stufen wahrgenommene Nachrichten über den Sport-Streaming-Dienst aktuell auch als weitestgehend positiv ein. Im Buzz, mit dem wir messen, wie die Verbraucher Nachrichten über Marken wahrnehmen, kommt DAZN derzeit auf +11 Punkte. Zum Vergleich: Die in dieser Kategorie bestbewerteten Marken Youtube und Netflix werden aktuell von ihren Kennern mit +16 bzw. +15 Punkten bewertet.
Das gilt auch für Amazon Video, das beim Buzz auf +13 Punkte kommt. Amazon hat vor zwei Monaten angekündigt, dass Prime-Mitglieder in der laufenden Saison insgesamt 45 Bundesliga-Spiele live ansehen können. Das Angebot in Zusammenarbeit mit dem Sender Eurosport kostet zusätzlich zur Prime-Mitgliedschaft fünf Euro im Monat und ist jederzeit kündbar. DAZN verfolgt ebenfalls eine sehr einfach gestaltete Angebotsstrategie: Das Angebot kostet zehn Euro im Monat, ebenfalls ohne feste Vertragslaufzeit.
Mit keinem Angebot kann man mehr alle Spiele live sehen
Beide Streaming-Services stehen in direkter Konkurrenz zu Sky. Die Münchner übertragen zwar nach wie vor mit Abstand die meisten Live-Spiele der Bundesliga und sind unter Fußball-Begeisterten in Deutschland allein deshalb immer noch quasi alternativlos. Nur lässt sich noch nicht abschätzen, wie attraktiv die werbefreien Zusammenfassungen der Herausforderer im Unterschied zu den Live-Übertragungen letztlich sein werden. Fakt ist dennoch: Wer alle Spiele live sehen möchte, muss diese Saison auf Angebote von Sky und mindestens einem weiteren Anbieter zurückgreifen.
Dass es auf dem Sport-Streaming-Markt spannend werden könnte, zeigt auch ein Blick auf unsere gemessenen Relevant Set-Werte. Hier fragen wir die jeweiligen Kenner der Marken, bei welchem Streaming-Dienst sie sich vorstellen können, diesen auch zu nutzen. Amazon Video führt erwartungsgemäß, weil dieses Angebot mit Amazon Prime stark zusammenhängt und neben Sport auch Serien und Filme angeboten werden. DAZN steht seit Monaten unter den eigenen Kennern genauso gut da wie Sky unter seinen.
Für die Münchner bringen diese Änderungen dennoch nicht nur Risiken mit sich. Obwohl seit der laufenden Saison Sky 40 Bundesliga-Spiele nicht mehr live zeigen kann und Champions sowie Europa League jetzt teilweise an DAZN gingen, steigen auch die Chancen: Unter Sky-Kennern, die sich „sehr für Fußball interessieren“, haben heute deutlich mehr Personen Interesse daran, das Angebot von Sky zu nutzen, als noch vor einem Jahr.
So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.
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