YouGov-Studie zum Weltglückstag am 20. März in Kooperation mit dem SINUS-Institut
“Krisenmodus“ wurde 2023 zum Wort des Jahres gekürt. Die Jury wollte damit darauf hinweisen, dass der Ausnahmezustand zum Dauerzustand geworden ist. Man könnte also annehmen, dass sich in Zeiten von multiplen Krisen auch die Befindlichkeit der Menschen im Land verschlechtert hat. Aber ist dem wirklich so? Die Data & Analytics Group YouGov hat gemeinsam mit dem SINUS-Institut den Weltglückstag am 20. März zum Anlass genommen, um die Bevölkerung zu befragen, wie glücklich sie ist, wovon das persönliche Glück abhängt und wie glücklich man sich in der Zukunft sieht. Es zeigt sich: Die Deutschen sind aktuell glücklicher als man hätte vermuten können.
Derzeit bezeichnen sich sechs von zehn Befragten (60 Prozent) als sehr oder eher glücklich. Dabei zeigt sich: Je höher der Bildungsabschluss oder das Haushaltseinkommen, desto glücklicher sind die Befragten. In der jungen Generation (18 bis 24 Jahre) und unter Singles antwortet man auf diese Frage am zurückhaltendsten.
Die Menschen in Deutschland sind 2024 etwas unglücklicher als 2019
Es stellt sich die Frage, ob die Menschen vor den Krisen der letzten Jahre glücklicher waren. Die Antwort lautet: Ja, etwas. Immerhin bezeichneten sich 2019 zwei Drittel aller Befragten (66 Prozent) als glücklich, 6 Prozentpunkte mehr als 2024. Angesichts von einschneidenden geopolitischen und anderen Ereignissen könnte man erwarten, dass das Glücksempfinden stärker abgenommen hätte. Dies kann auf die Resilienz der Bevölkerung hindeuten.
Und wenn man die Menschen im Land heute fragt, wie glücklich sie sich ihrer Erinnerung nach vor fünf Jahren gefühlt haben, zeigt sich: Knapp zwei von fünf Befragten (39 Prozent) sagen, genauso glücklich bzw. unglücklich gewesen zu sein wie heute. Dagegen sagen 30 Prozent, damals glücklicher gewesen zu sein, und 23 Prozent waren unglücklicher als heute.
In die Zukunft gesprochen, vermutet der größte Teil (43 Prozent), in fünf Jahren genauso glücklich zu sein wie heute. 10 Prozent rechnen damit, unglücklicher zu werden. Immerhin 26 Prozent sind zuversichtlich, dass sie glücklicher werden. 2019 war das Niveau des Zukunftsoptimismus vergleichbar (28 Prozent).
Glücksfaktoren: Gesundheit, eine gute Partnerschaft und eine intakte Familie
Der am häufigsten genannte Schlüssel zum Glück ist die Gesundheit (50 Prozent). Mit deutlichem Abstand folgen eine gute Partnerschaft (30 Prozent), eine intakte Familie (27 Prozent), ausreichend Geld (26 Prozent) und ein schönes Zuhause (23 Prozent). Diese Top-5 der Glücksfaktoren haben sich in den letzten fünf Jahren praktisch nicht verändert. Am wenigsten hängt Glücklichsein aus Bevölkerungssicht unter den 19 abgefragten Faktoren von Schönheit (2 Prozent), Erfolg und Bildung ab (je 3 Prozent).
Gefragt nach dem glücklichsten bisherigen Erlebnis führt die Geburt eigener Kinder (24 Prozent), gefolgt vom Kennenlernen des eigenen Partners bzw. der eigenen Partnerin (11 Prozent). Erlebnisse mit der Familie oder Freunden oder auch die eigene Hochzeit werden seltener genannt (je 5 Prozent).
Die Lebenswelt entscheidet mit über das Glücksempfinden
Noch stärker als die Soziodemografie beeinflusst jedoch die Grundorientierung den Grad des Glücklichseins, und was einen glücklich macht. Das zeigt eine Analyse nach dem Gesellschaftsmodell der Sinus-Milieus, das die Bevölkerung vor dem Hintergrund von Werten und Lebensstil in zehn „Gruppen Gleichgesinnter“ unterteilt.
„Jedes Milieu setzt unterschiedliche, lebensweltliche Akzente bei der Frage nach Gütern, die ihnen Glück bringen. Für das Nostalgisch-Bürgerliche Milieu, also den nostalgischen Teil der gesellschaftlichen Mitte mit Sehnsucht nach der ‚guten alten Zeit‘, sind beispielsweise die Familie und ein harmonisches soziales Umfeld der Schlüssel zum Glück. Für das urban-progressive Expeditive Milieu bedeutet Glück hingegen, ein unkonventionelles und abwechslungsreiches Leben führen zu können.“, kommentiert Manfred Tautscher, Geschäftsführer des SINUS-Instituts.
Immer weniger Menschen denken, dass die Bevölkerung glücklich ist
Während 60 Prozent der Menschen in Deutschland sich selbst als glücklich bezeichnen, nimmt man die Mitmenschen hierzulande als deutlich unglücklicher wahr: Nur 25 Prozent vermuten, dass die Menschen in Deutschland glücklich sind. Dieser Wert ist seit 2019 signifikant gesunken: Vor fünf Jahren haben noch 46 Prozent der Befragten vermutet, dass die Deutschen glücklich sind.
„Die Ergebnisse der Befragung zeigen eine Dissonanz zwischen dem selbstberichteten Gefühl des Glücklichseins und der Zuschreibung des Glücklichseins bei den Mitmenschen. Interessant ist, dass die eigene Zufriedenheit mit der Lebenssituation von jenen Menschen, die sich als glücklich bezeichnen, nicht auf andere übertragen wird“, sagt Philipp Schneider, Head of Marketing DACH bei YouGov. „Hier zeigen sich wahrscheinlich Auswirkungen der Wahrnehmung der weltweiten Krisen sowie der Streiks und Demonstrationen der letzten Wochen und Monate.“
Tu felix Austria: In Österreich ist man glücklicher als in Deutschland
Diese Redewendung sagt den Menschen in unserem Nachbarland Österreich nach, besonders glücklich zu sein. Dies belegen auch die aktuellen Daten, die das SINUS-Schwesterinstitut INTEGRAL erhoben hat: In Österreich geben 73 Prozent an, glücklich zu sein (vs. 60 Prozent in Deutschland). Auch schätzt ein größerer Anteil als in Deutschland die eigenen Landsleute als glücklich ein (35 Prozent vs. 25 Prozent).