Tag des Waldes: Deutsche sind besorgt um den Zustand der Wälder, aber wenig engagiert

März 18, 2021, 10:05 vorm. GMT+0

Am 21. März ist Internationaler Tag des Waldes. Was sind aus Sicht der Deutschen die größten Wald-Probleme? Wie gerne halten sie sich im Wald auf, und was machen sie dort am liebsten? Diesen und weitere Fragen beantwortet eine aktuelle YouGov-Umfrage in Kooperation mit dem SINUS-Institut.

Die Deutschen lieben ihren Wald: Fast die ganze Bevölkerung (87 Prozent) verbringt dort gerne Zeit. Sie tut dies auch häufig, denn 72 Prozent sind mindestens alle drei Monate im Wald anzutreffen.

29 Prozent gehen sogar mindestens wöchentlich in den Wald, weitere 28 Prozent immerhin monatlich. Die mit Abstand beliebteste Aktivität der regelmäßigen Wald-Gänger ist „Spazieren/Wandern gehen“ (81 Prozent), gefolgt von „Die Natur genießen / Waldbaden“ (49 Prozent) und „Tiere beobachten“ (28 Prozent). Der Besuch im Wald macht auch neugierig: 77 Prozent aller Deutschen würden sich über mehr Lehr- und Lernangebote (z.B. Führungen, Lerntafeln oder Lehrpfade) freuen.

Dies sind Ergebnisse einer repräsentativen Online-Studie der Data & Analytics Group YouGov in Kooperation mit dem SINUS-Institut, für die vom 10. und 17.02.2021 2.038 Personen in Deutschland befragt wurden. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung von 18 bis 69 Jahren.

Die Bevölkerung weiß, dass es dem deutschen Wald schlecht geht – Problembewusstsein wächst mit dem Alter

Drei Viertel der Deutschen (75 Prozent) sorgen sich um den Zustand der Wälder im Land. Dieses Problembewusstsein steigt mit dem Alter der Befragten: Während sich 65 Prozent in der jüngsten Altersgruppe (18 bis 29 Jahre) besorgt um den Wald äußern, tun dies bereits 71 Prozent der 30- bis 39-Jährigen und 81 Prozent in der ältesten Altersgruppe (60 bis 69 Jahre). Auch die Zukunft der Wälder stimmt die Deutschen pessimistisch: 61 Prozent aller Befragten erwarten, dass sich deren Zustand in den nächsten 20 Jahren verschlechtern wird.

Trockenheit, Bebauung, Müll und Abholzung gelten als die größten Belastungen für den Wald

Die Deutschen geben bei der Frage nach den drei größten Problemen des Waldes eine klare Antwort: „Dürre & Trockenheit“ betrachten 50 Prozent als die größte Herausforderung. Mit großem Abstand folgen die „Bebauung von Waldflächen, z.B. Straßen und Wohngebiete“ (38 Prozent) und „Müll von Wald-Besuchenden“ sowie „Rodung / Abholzung“ (jeweils 36 Prozent).

Mehrheit fordert breiten und besseren Schutz der Wälder – sowohl in Deutschland als auch international

Um die deutschen Wälder zu schützen, finden eine Reihe von Maßnahmen breite Unterstützung: 82 Prozent befürworten, dass hierzulande mehr Wälder unter Schutz gestellt werden, z.B. als Naturschutzgebiet oder Nationalpark. 75 Prozent erwarten von der Politik, dass mehr Regeln und Gesetze zum besseren Waldschutz erlassen werden. Umgekehrt sind nur 11 Prozent der Meinung, dass der Waldschutz in Deutschland übertrieben wird.

Die Deutschen schauen nicht nur auf den heimischen Forst, sondern sind sich auch der kritischen globalen Situation bewusst: 84 Prozent fordern stärkere internationale Schutzmaßnahmen gegen Waldbrände und 79 Prozent erwarten, dass sich die deutsche Politik mehr für den Schutz von Regenwäldern einsetzt.

Nur eine Minderheit engagiert sich bereits für den Waldschutz

Bei aller Liebe für den Wald und trotz des hohen Problembewusstseins betreiben die Deutschen kaum selbst aktiven Waldschutz und scheinen sich eher auf den Forderungen an die Politik auszuruhen. Bisher haben nur 17 Prozent der Befragten durch den Kauf bestimmter Produkte Unternehmen oder Organisationen unterstützt, die sich für den Waldschutz einsetzen. 12 Prozent haben für den Waldschutz gespendet und 6 Prozent haben den Waldschutz durch aktive Mitarbeit vorangetrieben. Jedoch: 57 Prozent der Deutschen haben sich überhaupt noch nicht für den Schutz der Wälder durch den Kauf von Produkten, Spenden oder persönliche Mitarbeit eingesetzt.

Die Liebe zum Wald ist in den postmateriell geprägten Milieus am größten

Die Affinität zum Wald ist in verschiedenen sozialen Gruppen unterschiedlich stark ausgeprägt. Das zeigt die Analyse auf Basis des Gesellschaftsmodells der Sinus-Milieus®, das die deutsche Bevölkerung vor dem Hintergrund ihrer Werte und Lebensstile in zehn Gruppen Gleichgesinnter kategorisiert. „Die größten Wald-Fans finden sich in den postmateriell geprägten und engagierten Milieus der Liberal-Intellektuellen und Sozialökologischen“, sagt Dr. Christoph Schleer, Senior Research & Consulting am SINUS-Institut, und erläutert: „Es gibt aber auch feine Unterschiede zwischen diesen Lebenswelten: Die Sozialökologischen versuchen, ökologische Aspekte in allen Alltagsbereichen mitzudenken: Der Mensch ist Teil der Natur und darf sich nicht über diese stellen. Die Liberal-Intellektuellen nutzen die Natur hingegen stärker für ihre eigenen Zwecke. So dient dieser aufgeklärten Bildungselite die ursprüngliche und wilde Natur als Ausgleich zum anspruchsvollen Arbeitsalltag. Trotz der emotional großen Verbundenheit zur Natur verhält sich dieses Milieu nicht immer so konsequent zum Wohle von Flora und Fauna wie die Sozialökologischen.“

Blick nach Österreich: Anderes Land, andere Wald-Probleme

Unsere Nachbarn in Österreich machen sich auch mehrheitlich Sorgen um ihre Wälder, aber weniger ausgeprägt als die Deutschen (63 Prozent in Österreich sind besorgt um den Zustand ihrer Wälder vs. 75 Prozent in Deutschland). Das hat unser Partner INTEGRAL Marktforschung für Österreich herausgefunden. Zudem leidet der österreichische Wald aus Sicht der Bevölkerung an teils anderen Problemen als der deutsche Wald, denn „Bebauung von Waldflächen“ (51 Prozent), „Müll von Waldbesuchenden“ (40 Prozent) und „Schäden durch Tiere / Schädlinge“ (39 Prozent) gelten unseren Nachbarn als die größten Probleme im Wald.

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