Zufriedene Kunden beim Online-Optiker

Simon KlugeBis Juli 2018 Head of Data Products.
Mai 08, 2018, 8:09 vorm. GMT+0

Normalerweise treiben Preisvorteile Kunden zu Online-Shops. Nicht so bei Brillen. Dennoch jagen Unternehmen wie „Mister Spex“ den alteingesessenen Ketten Fielmann und Apollo Kunden ab.

Der Sommer ist die Jahreszeit, in der die meisten von uns zu Brillenträgern werden – sei es, weil man sich vor der Sonne schützen oder einfach cool aussehen will. Doch auch im Rest des Jahres ist die Zahl der Brillenträger hoch: 53 Prozent aller Deutschen ab 18 Jahren tragen üblicherweise eine Brille, weitere zehn Prozent wechseln zwischen Kontaktlinsen und Brille hin und her. Und zusätzliche drei Prozent tragen ausschließlich Linsen. Selbst wer die Sehstärke eines Adlers hat, findet also derzeit den Weg zu Fielmann, Apollo oder einem anderen lokalen Optiker.

Letztgenannte Fachgeschäfte können wir im BrandIndex leider nicht tracken, aber zu den Ketten kann der YouGov-Markenmonitor Daten liefern. Auch Online-Optiker sind in unserem Portfolio, und gerade da gibt es Überraschungen.

Verbraucher scheinen nicht der Meinung zu sein, dass sie online bei Brillen viel Geld sparen können. Ist neben der Bequemlichkeit oft der Preisvorteil ein starkes Argument für den Online-Einkauf, scheint das bei Brillen nicht zu gelten. So ist eine überragende Mehrzahl an Verbrauchern unter den von uns regelmäßig repräsentativ befragten Deutschen der Meinung, dass Fielmann ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Auch Apollo steht für angemessene Preise. Bei Online-Anbietern wie Brille24.de oder Mister Spex, zeigen sie die Verbraucher hingegen weniger überzeugt, dass sie viel fürs Geld bekommen. Wenn Fielmann schon die „Brille zum Nulltarif“ verspricht, ist das wohl schwer zu unterbieten.

Generell ist gegen das prägnante Marketing und die omnipräsente Werbung von Fielmann wenig auszurichten. Mehr als 40 Prozent der Deutschen geben an, in den vergangenen zwei Wochen Fielmann-Werbung wahrgenommen zu haben. Immerhin erreicht Apollo aber auch mehr als 20 Prozent der Verbraucher. Besonders stolz darf Mister Spex auf seine Werbe-Reichweite sein: 14 Prozent. Das ist beachtlich für einen Anbieter, der vor allem auf das Online-Geschäft setzt, auch wenn das eigene Filialnetz kontinuierlich wächst.

Aber die Werbung von Mister Spex hat ein Problem: Sie muss mit enormen Streuverlusten leben. Nur 17 Prozent derjenigen Verbraucher, die sie gesehen haben, würden Mister Spex auch in die engere Wahl beim Brillenkauf nehmen. Anders ausgedrückt: Wer Mister-Spex-Werbung gesehen hat, würde trotzdem eher zu Apollo oder Fielmann gehen.

Ist es also einfach zu umständlich, sich eine Auswahl an Sonnenbrillen online zu bestellen, zuhause anzuprobieren, eine auszuwählen und die übrigen wieder zurückzuschicken? Ist die Online-Bestellung witzlos, weil man als Brillenträger für den Sehtest und die Anpassung sowieso zu einem Optiker muss? Nicht unbedingt, denn manche Verbraucher kann Mister Spex durchaus von sich überzeugen. Elf Prozent der Befragten bis 30 Jahre, die Mister Spex kennen, haben dort schon einmal geshoppt. Außerdem geben Markenkenner sich weitaus häufiger als zufriedene denn als unzufriedene Mister-Spex-Kunden aus. Es könnte zwar sein, dass alle diese zufriedenen Kunden in einer Mister-Spex-Filiale eingekauft haben, doch beim reinen Online-Händler Brille24.de sehen wir vergleichbare Zufriedenheitswerte.

Ein gutes Online-Shopping-Erlebnis beim Brillenkauf scheint also möglich. Nur scheint es weiterhin an gezielter Marketing-Power zu fehlen, um Verbraucher davon zu überzeugen, dass das cool ist.

So erschienen auf WirtschaftsWoche Online.