YouGov errechnet mit neuem Ansatz die Sitzverteilung im Bundestag

Philipp SchneiderHead of Marketing
September 19, 2017, 10:02 vorm. GMT+0

Hinweis

Bis zum 24. September wird YouGov aktuelle Umfrageergebnisse zur Wahlabsicht, eine Projektion der Sitzverteilung im Bundestag sowie weitere Analysen bereitstellen. Alle Daten werden auf Grundlage des YouGov Modells berechnet – ein Prognosemodell, das in Crunch.io auf Basis einer Hamiltonian Monte-Carlo-Simulation geschätzt wird. Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass die Güte des Vorhersagemodells u.a. von öffentlich-zugänglichen Daten z.B. aus dem Zensus abhängig ist. Da diese Informationen für YouGov nicht in gleichem Maße wie in UK und den USA verfügbar sind, ist die Aussagekraft des Modells möglicherweise nicht mit den Modellen vorangegangener Wahlen vergleichbar. Nichtsdestotrotz haben wir uns aus Gründen der Transparenz dazu entschieden die Daten zu veröffentlichen.

Neue Methode schätzt auch Werte für Bundesländer und Wahlkreise in Deutschland

Köln, 19.09.2017. Das internationale Meinungsforschungsinstitut YouGov stellte heute einen in Deutschland neuen methodischen Ansatz vor, um die Wahlabsicht der Deutschen zu ermitteln. Das neue Modell trifft nicht nur Aussagen zu Wahlentscheidungen für die Zweitstimme, sondern berechnet diese auch für die Erststimme. Es basiert auf einem Verfahren, das sich „Multilevel Regression und Post-Stratifikation“, kurz „MRP“ nennt. Dieses Wahl-Modell nutzte YouGov unter anderem bereits erfolgreich bei der britischen Parlamentswahl. So konnte das Institut lange vor allen anderen den Verlust der absoluten Mehrheit der Tories bei der Unterhauswahl prognostizieren.

Bei der neuen Methode verwenden die Meinungsforscher sowohl aktuelle Umfrageergebnisse als auch statistische Daten zur Bevölkerung. Sie untersuchen dabei den Zusammenhang von statistischen Merkmalen der Befragten und deren Antworten in den Umfragen. Daraus entwickeln sie eine Entscheidungswahrscheinlichkeit für jeden Wähler. Auf dieser Grundlage berechnen sie mögliche Wahlergebnisse und kommen aktuell zu folgenden Werten für die Bundestagswahl:

Die Union kommt auf 36 Prozent der Stimmen und 255 Sitze im Bundestag. Die SPD erhält 25 Prozent der Stimmen und 176 Sitze. Bei den sogenannten kleineren Parteien weichen die Ergebnisse des neuen YouGov-Modells von den klassischen Wahlprognosen deutlich ab. Die AfD wird deutlich drittstärkste Kraft im Parlament mit zwölf Prozent der Stimmen und 85 Sitzen. Danach folgt Die Linke mit zehn Prozent und 74 Sitzen. Die Grünen erreichen sechs Prozent und 44 Sitze, während die FDP auf sieben Prozent und 52 Sitze kommt. Die Sonstigen erhalten vier Prozent der Stimmen. Der Bundestag hätte demnach 686 Sitze und wäre damit deutlich größer als der aktuelle Bundestag. Damit kommen – auf Basis der bisher getroffenen Koalitionsaussagen – nur eine Große Koalition von Union und Sozialdemokraten sowie ein Jamaika-Bündnis von CDU/CSU, den Grünen und der FDP auf eine Regierungsmehrheit.

„Wir sind uns bewusst, dass wir uns mit unserem neuen MRP-Modell noch aus dem Fenster lehnen“, unterstreicht Holger Geißler, Forschungsleiter und Sprecher von YouGov Deutschland. „Gleichzeitig wissen wir alle spätestens seit der Trump-Wahl und dem Brexit, dass die klassische Meinungsforschung vor großen Herausforderungen steht.“ Als Herausforderungen für die Wahlforschung sieht Geißler Entwicklungen, wonach Parteiloyalitäten abnehmen und Wählerinnen und Wähler immer kurzfristiger ihre Entscheidungen treffen. Zudem wird es schwieriger, Bürgerinnen und Bürger für Wahlumfragen zu erreichen. „Will die politische Wahlforschung weiterhin die besten Vorhersagen erzielen, müssen wir neue Wege gehen. Hilfreich für die Berechnung solcher Modelle wäre es, wenn es mehr verfügbare Daten über Wähler wie in den USA oder UK geben würde“, so Geißler. „Als Data Scientists wollen wir mit innovativen Methoden die Genauigkeit als auch den Detailgrad von Analysen verbessern.“

Ein wichtiger Unterschied zur herkömmlichen, telefonisch oder online durchgeführten Meinungsforschung liegt darin, dass es sich bei dem YouGov-Wahlmodell um keine reine Umfrage handelt. Umfragen bilden nur einen Teil der Datenbasis, die YouGov jeden Tag neu aktualisiert. Dafür führt das Institut jeden Tag ca. 1.200 Online-Interviews durch. Das Wahlmodell versammelt darüber hinaus diverse verfügbare statistische Daten, um die verschiedenen Wählertypen und ihre Verteilung über Bundesländer und Wahlkreise abzubilden. Diese Typen sind unter anderem nach Alter, Geschlecht, Bildung und Wahlverhalten bei der letzten Bundestagswahl definiert. Die Befragungsdaten verwendet YouGov schließlich, um zu bestimmen, wie unterschiedliche Wählertypen wählen würden. Die Muster werden im Anschluss auf unterschiedliche Wahlkreise übertragen. Daraus resultiert die gesamte Stimmenanzahl für jede Partei in jedem Wahlkreis und in jedem Bundesland.

Die aktuellen Ergebnisse zur Bundestagswahl sowie detaillierte Erläuterungen zur Methode können Sie unter diesem Link einsehen: https://yougov.de/wahlmodell/

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