Mehrheit der Bürger wünscht eine stärkere Rolle des Bundes in der Bildungspolitik

Philipp SchneiderHead of Marketing
September 01, 2017, 11:19 vorm. GMT+0

Fast ein Drittel würde die Bildungsautonomie der Länder komplett abschaffen

Köln, 01.09.2017. Am Montag stellte SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sein Konzept für eine neue Bildungspolitik vor. Eine Grundgesetzänderung soll ermöglichen, dass sich der Bund stärker in der Bildungspolitik engagieren kann. Kritische Stimmen wendeten in Folge ein, dass eine solche Maßnahme den Föderalismus gefährde und zudem die Situation in der Bildung nicht verbessere. Das Meinungsforschungsinstitut YouGov fragte die Deutschen, was sie von Martin Schulz Vorschlag halten und wie sie die Argumente der Gegner bewerten. Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage veröffentlichte YouGov heute.

Demnach denken sieben von zehn Deutschen (72 Prozent), dass das Bildungssystem gerechter und effizienter wäre, wenn der Bund dafür zuständig wäre. Fast ein Drittel der Befragten (29 Prozent) würde die Bildungsautonomie der Länder abschaffen. Weitere 24 Prozent der Befragten fordern, dass die Bildungsautonomie zumindest reduziert werden müsse.

Obwohl also eine große Mehrheit annimmt, dass eine stärkere Rolle des Bundes dem Bildungssystem guttun würde, will nur knapp mehr als die Hälfte der Bürger (53 Prozent) die Bildungsautonomie der Länder ändern. Der Bund solle mehr Geld für die Bildung zur Verfügung stellen, sich aber sonst aus der Bildungspolitik der Länder raushalten, das wünscht sich jeder Zweite der Befragten (49 Prozent).

YouGov forderte die Bürger auf, drei Ziele aus dem SPD-Konzept auszusuchen, die eine neue Bildungspolitik verfolgen sollte. Am wichtigsten sind den Bürgern vor allem länderübergreifende Standards bei Schulabschlüssen (49 Prozent) und die Modernisierung von Schulen (48 Prozent). An dritter Stelle folgen gebührenfreie Kitas (39 Prozent). Deutlich weniger Befragte finden Investitionen in digitales Lernen (23 Prozent) und mehr Ganztagsschulen (24 Prozent) vordringlich.

Der Kritik an Schulz Konzept schließen sich die Befragten nur zum Teil an. Die Sorge um die Zukunft des Föderalismus, da die Länder weiteren Einfluss verlören, teilt mehr als ein Drittel der Befragten (38 Prozent). Genauso viele Bürger (38 Prozent) sehen diese Gefahr jedoch nicht. Dem Argument, ein Wettbewerb verschiedener Bildungssysteme in Deutschland sei sinnvoll, widerspricht knapp mehr als die Hälfte der Befragten. Deutlich weniger Bürger, nämlich ein Drittel, finden einen solchen Wettbewerb sinnvoll.

„Die Deutschen wollen ein besseres Bildungssystem und glauben auch, dass der Bund dafür besser sorgen könnte als die Länder“, kommentiert Holger Geißler, Forschungsleiter und Sprecher von YouGov Deutschland, die Ergebnisse. „Martin Schulz und die SPD sprechen mit dem Bildungskonzept ein Thema an, bei dem die Bürger die Lage kritisch sehen. Obwohl viele Wähler die Ideen befürworten und ihnen das Thema wichtig ist, gewinnt die SPD damit nicht unbedingt neue Stimmen jenseits der eigenen Stammwählerschaft hinzu.“ So gibt ein Fünftel der Befragten (20 Prozent) an, das Bildungskonzept erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass sie für die SPD stimmen.

Ergebnisse der aktuellen YouGov-Umfrage können Sie hier herunterladen.

Zur Befragung:

YouGov befragte im Zeitraum vom 29.08.2017 bis zum 30.08.2017 998 repräsentativ ausgesuchte Personen in Deutschland ab 18 Jahren in einer geschlossenen Online-Umfrage.

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Bild: dpa