Jeder Zweite glaubt an gekauftes „Sommermärchen“

Oktober 26, 2015, 8:00 vorm. GMT+0

Knapp die Hälfte der Deutschen glaubt, dass die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 aufgrund von Korruption in Deutschland stattfand. Doch jeder Dritte sagt, das wäre es wert gewesen.

Nach dem Welt-Fußball-Verband Fifa steht jetzt auch der deutsche DFB am Pranger. Denn laut Recherchen des „Spiegel“ soll die Fußball-Weltmeisterschaft nur aufgrund von Bestechung und Korruption in Deutschland stattgefunden haben. Vorwürfe, die es auch über die Weltmeisterschaften 2018 in Russland und 2022 in Katar gibt.

Dass es bei den WM-Vergaben in den vergangenen Jahren immer mit rechten Dingen zugeht, glaubt kaum noch jemand – und Viele glauben mittlerweile auch, dass es beim deutschen „Sommermärchen“ 2006 Korruption gab. Das ist das Ergebnis einer aktuellen YouGov-Umfrage.

Demnach glauben 78 Prozent der Befragten und sogar 83 Prozent der Fußball-Interessierten, dass es in den vergangenen Jahren bei der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaften zu Korruption gekommen ist. Und von diesen knapp vier Fünfteln der Befragten glauben wiederum 61 Prozent, dass es auch bei der WM 2006 so war. Das entspricht 47 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Noch wahrscheinlicher scheint Korruption lediglich bei den kommenden beiden Weltmeisterschaften: 52 Prozent der Befragten glauben, dass es bei der Vergabe der Weltmeisterschaft 2018 nach Russland zu Korruption kam, bei der WM 2022 in Katar glauben dies sogar 55 Prozent (67 bzw. 70 Prozent der Befragten, die an Korruption bei mindestens einer WM-Vergabe glauben).

Allerdings: Fragt man die Menschen, ob etwaige Korruption im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2006 das „Sommermärchen“ wert waren, so sagen dies immerhin 28 Prozent der Befragten. Lediglich 52 Prozent sagen: Das war es definitiv nicht wert. Jeder Fünfte (20 Prozent) kann oder möchte keine Angaben machen.

Dazu kommt: Je mehr sich die Menschen für Fußball interessieren, desto lockerer sehen sie die mutmaßliche Korruption. Denn während 61 Prozent der Befragten, die sich überhaupt nicht für Fußball interessieren, sagen, dass Korruption auf keinen Fall die WM wert war, sieht es bei den „sehr Interessierten“ ganz anders aus. Von ihnen sagen jeweils 44 Prozent, dass es es im Zweifelsfall wert war – wenn Bestechung der einzige Weg war, die WM nach Deutschland zu holen.

Auf Basis des YouGov Omnibus wurden in Deutschland 1165 Personen im Zeitraum vom 20. bis 23. Oktober 2015 repräsentativ befragt.

Foto: Martin Rickett/PA Archive/PA Images